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Es werden Posts vom Oktober, 2021 angezeigt.

Samstagsgedanken

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Samstag. Mittags bin ich endlich auf dem Weg zum Supermarkt. Unterwegs sehe ich die potentielle Bezugsperson, die wohl auch gerade unterwegs zum Einkaufen ist. Ich glaube, er sieht mich nicht. Und irgendwie ist das der Moment, an dem ich mir wünsche, dass mal wieder ein Wochenende wäre, an dem er spontan auf die Idee kommt, dass ich doch vorbei kommen könnte. Naja… - ob ich dort mit dem Fahrrad mit meiner aktuellen Erschöpfung derzeit ankommen würde, weiß ich nicht, aber gerade im Winter hat er mich manchmal zumindest die halbe Strecke gefahren. Ich bleibe gedanklich in diesen Momenten hängen, die so heilend und tragend und doch viel zu selten waren. Bei ihm zu sein hat immer einen Hauch von längst vergangenen Zeiten an sich. Eingebettet in eine feste Familienstruktur und feste Routinen, in die ich im Dezember des letzten Jahres mal wie selbstverständlich aufgenommen worden war. Aber am Ende ist es halt schon so: Was hat er von mir in seinem Leben… - nichts. Deswegen bin ich da auc

Ein spontaner Dienst

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Mittwochabend. Ein stressiger Tag neigt sich dem Ende. Am Mittag hatte ich noch Therapie. Die Therapeutin und ich hatten uns nicht viel zu erzählen. Ich habe langsam keine Worte mehr für die Situation. Wirklich nicht. Es ist alles gesagt. Sie kommt mir zum gefühlt tausendsten Mal damit um die Ecke, dass es doch mit dem Freund ein Unfall gewesen sein könnte. „Na klar, er fragt mich am Abend vorher noch, ob er sich etwas antun soll, wir reden drei Stunden und kochen die Situation runter und dann soll in der Nacht plötzlich etwas Ominöses passiert sein? Das glauben Sie wohl selbst nicht.“ Danach schweigen wir wieder 10 Minuten. Mir kommt wieder in den Sinn, dass das fahrlässig war. Auch, wenn es schwer gewesen wäre, aus über 400 Kilometer Entfernung etwas zu retten. Es bringt einfach alles nichts mehr. So nicht. Es stellt sich auch heraus, dass die Therapeutin noch nicht mal in der Psychosomatik angerufen hat. Mh ja, ist wohl irgendwie unter gegangen. Sie nimmt das hier alles sehr ernst

Psychosomatik 1.0 ?

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Ich dachte, ich lasse Euch mal ein kleines Update da. Es gäbe viel zu erzählen. Die Dienste sind wirklich heftig geworden; mittlerweile lysieren und thrombektomieren wir in jedem Dienst. „Unter 10 Aufnahmen fängt die Mondkind doch gar nicht erst an“, kommentierte letztens ein Oberarzt meinen Dienst. Neben der Arbeit ist das Leben wirklich sehr still geworden. Und das ist nicht nur die Erschöpfung nach dem Dienst – es ist eine generelle Erschöpfung, die mich nach der Arbeit auf das Sofa trägt und mich nicht mehr aufstehen lässt, bis es Zeit ist, ins Bett zu gehen. WhatsApps werden nur noch spradisch beantwortet, Anrufe die nicht zwingend wichtig sind, werden nicht getätigt. Auch der Blog ist sehr ruhig geworden und trägt nicht mehr den Spirit in sich, den er mal hatte. Spiegelt nicht mehr das Zwischenmenschliche, das man so oft in den Texten zwischen den Zeilen gefunden hat. Die Sonne erreicht das Herz nicht mehr, selbst die guten Momente kann ich nicht leben, weil ich viel zu ersch

Reisetagebuch #4 Atmen

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Eigentlich kann man das nicht mehr Reisetagebuch nennen, weil der Urlaub schon vorbei ist. Ich bin seit ein paar Tagen wieder hier und seit heute auch wieder im Job. Ruhe um alles zu verarbeiten ist allerdings erst seit gestern Mittag, davor war meine Schwester noch hier. Ich hatte weder Zeit zum Bloggen, noch habe ich vernünftige Worte im Kopf, aber ich dachte, ich lasse Euch trotzdem mal ein Update da. Obwohl der Freund schon ein paar Briefe bekommen hat zwischendurch. Im Galopp durch die Stadt. Vorbei an allen möglichen Orten, die Erinnerungen tragen. Und selbst die Erinnerungen von Orten an denen ich nicht war, werden wach. Das erste Zusammentreffen zwischen dem Freund und mir. Ich weiß noch genau; ich habe die schwarz – weiß karierte Bluse und eine beige Strickjacke darüber getragen. Immer wieder habe ich ihn gebeten von diesem ersten Treffen zu erzählen, weil ich bis heute nicht weiß, was er an dieser Situation, in der ich zerbrechlicher nicht hätte sein können, attraktiv gefu

Reisetagebuch #3 Labor und Therapie

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Dienstag. Es regnet heute Morgen. Und der Fahrticketautomat ist auch kaputt, also gibt es ein paar Schwierigkeiten, ehe ich los komme. Heute aus einer anderen Richtung. In Teilen der altbekannte Weg zur Uni. Ich springe in dem Stadtteil in dem der Freund und ich unser erstes Café – Date hatten aus dem Regionalexpress, rase die Treppen runter und meine Augen fallen sofort auf die orange Schrift auf schwarzem Hintergrund. Ich suche die Bahn, die ich nehmen möchte. „Sofort“ steht dahinter. Ich rase weiter, bei tiefgelb über die Ampel und hüpfe in die Straßenbahn. Vorbei an einer Straße, in der ich mir vor langer Zeit   mal eine Wohnung angeschaut habe, vorbei am alten Arbeitsplatz von dem Freund, der am Weg liegt und dann steige ich an den Uni – Kliniken aus. Vorbei geht es an der neuen Chirurgie, wo ich einen Teil meines Chirurgie – Tertials gemacht habe. Vor der Medizinerbibliothek stehen wieder Fahrräder, meines ist auch noch da, auch wenn ihm mittlerweile alle Lampen fehlen und das