Gedanken zum dritten Advent

Wenn man am dritten Advent nachmittags alleine auf dem Sofa sitzt, ist wohl mal wieder Einiges schiefgelaufen. 
Die ersten beiden Tage an denen ich wieder hier war, wirkte es so, als sei es ein kleines bisschen ruhiger zwischen dem Kardiochirurgen und mir geworden und irgendwie hatte ich den Eindruck, wir haben uns sogar aufeinander gefreut, aber das war wohl doch nicht ganz richtig. 
Vielleicht können wir diese Beziehung nur, wenn wir fast gar nichts voneinander hören – das war nämlich die Devise, während ich in der Studienstadt war. Es gab mehrere Tage, an denen zwischen meinem „guten Morgen“ und „gute Nacht“ einfach gar nichts kam. Nicht mal dann, wenn ich gefragt habe, was er den Tag über so macht. 

Eigentlich war die Idee, ja noch ein wenig weg zu fahren. In die Berge. Er hat aber gar keine Lust sich in irgendeiner Form darum zu kümmern – wahrscheinlich nicht mal zu fahren – also war der einzige Kommentar, den ich dazu gehört habe „ja dann kümmer Dich halt mal.“ Also habe ich mich gekümmert. Einige Wanderrouten an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich heraus gesucht und auch schon ein Hotel gefunden, das hübsch aussieht, zumindest schon mal Frühstück inbegriffen hat und nicht exorbitant teuer ist. Aber trotzdem eine Sauna und ein kleines Schwimmbecken hat, sollte man doch nach einem langen Wandertag Lust darauf verspüren. Nachdem der letzte Urlaub so teuer war, würde ich jetzt nämlich gern nicht mehr so viel Geld dafür ausgeben. 
Aber als ich es ihm präsentieren wollte kam nur, dass ich ja eigentlich gar nichts heraus gefunden hätte und er sowieso noch in seiner Wohnung zu tun hätte und jetzt schließlich nicht mehr die ganze Woche weg fahren kann. Ich weiß zwar wirklich nicht, was ich noch mehr an Planung präsentieren soll und warum seine Wohnung nach einer Woche im Kreis putzen nur marginal ordentlicher wird, aber joa... - er hätte auch einfach sagen können „ich habe keine Lust Mondkind, spar Dir das alles einfach, okay?“
Er soll mir dann aber nicht Mitte Februar – in seiner nächsten frei nach Nachtdienstwoche – ums Eck kommen, dass er dringend verreisen muss. Ich befürchte nämlich, darauf wird es hinaus laufen. Da habe ich dann aber einfach keinen Urlaub und mittlerweile bin ich auch soweit, dass ich sage, dass so etwas dann ein Trennungsgrund ist. Das mag er als Erpressung auffassen, aber ich finde es nicht in Ordnung mit der Freundin nicht verreisen zu wollen, alleine ist das dann aber unumgänglich. Gerade wenn ich de facto da einfach nicht mit kann. Es gibt immer wieder Möglichkeiten zu Zweit zu verreisen und ich komme dann schließlich auch ein Mal im Jahr eine Woche mit zu seinem Paragliden, obwohl mir das halt Null bringt, außer dass ich mal einen Tapetenwechsel habe. Aber es kann nicht alles nach seiner Nase gehen. 

Es geht steil auf Weihnachten zu. Ob hier Weihnachtsstimmung aufgekommen wäre? 
Aber letztlich endet dieser Weihnachtscountdown ja schließlich auch schon das dritte Mal in Folge damit, dass wir den 24.12. eben nicht gemeinsam verbringen und die folgenden Weihnachtstage auch nicht in irgendeiner signifikanten Weise. Also macht das halt auch alles wenig Sinn. Denn all diese Zeit der Vorfreude endet eben nicht mit einem besinnlichen Weihnachtsfest. Und das rafft der Kopf dann halt irgendwann auch mal. Ein bisschen Angst vor den Feiertagen habe ich schon, muss ich ehrlich zugeben. Obwohl ich mir immer versuche einzureden, dass es nicht schlimm ist und dass ich schon viele Weihnachten alleine verbracht habe, fühlt es sich dann doch meistens schlimm an. Der ehemalige Freund würde in seiner Therapeutenrolle wahrscheinlich sagen, dass es wichtig ist, die Dinge erstmal zu akzeptieren. Wenn es sich für mich schlimm anfühlt, dann ist das zunächst ein Gefühl und das ist okay. Objektiv betrachtet ist es halt auch blöd. Und Frau Therapeutin würde jetzt schon nach Plänen fragen, mit diesen schwierigen Tagen umzugehen. Jedes Jahr dasselbe. Tatsächlich habe ich mir überlegt, dass ich noch eine ganze Reihe von Fortbildungsartikeln habe, die ich gern lesen würde und auch wenn Weihnachten ist – aber da habe ich eben Zeit dazu und ich kann schon ein bisschen vorarbeiten fürs nächste Jahr, weil ich im Januar an drei von vier Wochenenden werde arbeiten müssen und dann sicher weder Lust, noch Zeit habe. Und dann müsste ich auch noch irgendwo ein Buch haben, das mir meine Schwester letztes oder vorletztes Jahr geschenkt hat und das ich nur angelesen habe, weil ich mit der Facharztlernei keine Zeit hatte. Das habe ich mir auch vorgenommen zu lesen. 

Die Frage ist auch ein bisschen, was ich aus dem restlichen Urlaub jetzt noch mache. Erst hatte ich ja gedacht, in investiere die Woche in meine berufliche Zukunft, um mich da schlau zu machen – es gibt da allerdings doch einige Optionen zu bedenken und ich möchte auch keinen Schnellschuss machen, ohne das genau durchdacht zu haben.
Es geht ja allein mit der Frage los: Wie weit will ich weg? Und da landen wir auch ganz schnell wieder beim Freund. Und gleichzeitig weiß ich, dass es sowieso so sein wird, dass ich die Entscheidung treffen werde. Entweder ich akzeptiere, dass er macht was er will und auch das durchsetzt, was er will oder ich lasse ihn halt irgendwann mal los – so hart, wie das dann auch wird. Dass letzteres sinnvoll wäre – darüber brauchen wir nicht mehr zu diskutieren und dass das was mich da hält, eher eine emotionale Geschichte ist, wissen wir ja auch. Und dann ist immer noch die Frage, wie sehr ich ein tiefenpsychologisch fundiertes Therapieverfahren will. Die Klinik, in der ich schon gearbeitet habe, arbeitet tiefenpsychologisch fundiert und ich finde das auch sehr sinnvoll. Es gibt allerdings – obwohl liebe Leser schon anfangen mir Alternativen vorzuschlagen, mit denen ich mich auch beschäftigen möchte – gar nicht mal so viele Kliniken, die keine Uniklinik sind, trotzdem an die 200 Betten haben – man will ja auch etwas sehen; in puncto Ausbildung halte ich kleine Häuser mit 20 – 30 Betten für nicht geeignet – ein tiefenpsychologisch fundiertes Konzept und eine volle Weiterbildungsermächtigung haben. Für Verhaltenstherapie gibt es da wesentlich mehr und wenn die dann auch Schematherapie und ACT anbieten, wird es ja doch auch schon wieder spannend. Deshalb muss ich mir noch gut überlegen und mich nochmal gut informieren, was ich mir denn da so vorstelle. Immerhin ist es ja jetzt wirklich wichtig, weil das ja meine Hauptsäule für meine weitere Karriere werden soll. 
Und meistens müssten ja Entscheidungen auch doch etwas „reifen“ in dem Sinn, dass man die mal „auf Probe“ ein wenig mit sich herum trägt. Und eine Woche für entscheiden und bewerben und eventuell Hospitation – ich denke, das wird zu knapp, wenn man ehrlich ist. 

So – und jetzt werden wir halt mal doch noch etwas Budenzauber betreiben müssen... Nachdem ich nämlich den ganzen Tag darauf gewartet habe, dass der Kardiochirurg mit der Wohnung fertig wird und nebenbei nach Kliniken recherchiert habe, bin ich jetzt doch mal zu mir gefahren. Ich habe nämlich auch zu tun - zumindest, wenn es nicht möglich ist, irgendetwas anderes zu unternehmen.
Ich bin aber wirklich dankbar, dass ich letzte Woche mal raus kam, unterwegs war, meine Freunde gesehen habe und gute Gespräche geführt habe. Das ist einfach so viel wert im Moment.

Mondkind

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