Urlaubsupdate

Es ist schwierig. 
Irgendwie hatte ich gehofft, dass ich diese Zeilen im Urlaub nicht schreiben werde. 
Und ich höre fast, wie sich mindestens die Hälfte meiner Leser denken: Naja, das war aber abzusehen.

Seitdem ich aus der Studienstadt wieder da bin, ist irgendwie nicht viel passiert. 
Ich habe ein bisschen nach anderen Krankenhäusern gesucht, in denen ich arbeiten könnte, habe die Wohnung aufgeräumt, ein paar CME – Kurse gemacht; allerdings letztere weniger, als Zeit dafür gewesen wäre.

Jegliche Versuche, den Kardiochirurgen zu bewegen, waren erfolglos. Und am Ende läuft das immer auf dieselben Dynamiken hinaus. 
Ich suche einen Urlaub raus, das interessiert ihn zunächst gar nicht. Wenn dann der Zeitpunkt gekommen ist an dem es ihn interessiert, sollten wir eigentlich schon auf der Straße stehen. Es gibt dann die Möglichkeit, den Urlaub eingekürzt doch noch zu machen, aber auch hier findet keine Bewegung und kein interessiertes Nachfragen statt (oder wenn doch, dann wird einfach im Verlauf behauptet, ich hätte nicht anständig recherchiert) und irgendwann ist es schließlich komplett zu spät. 
Und ja, das hätte ich wissen können. Es ist also das dritte Jahr, in dem es keinen Winterurlaub in den Bergen gibt. Aus Gründen, die mir ehrlich gesagt nicht so richtig klar sind. 

Ich habe mir schon so einige Mal überlegt – und auch hier schon thematisiert – dass für mich ein Stellenwechsel Mitte des nächsten Jahres schon problematisch wird. Dann wäre mir fast Anfang 2027 lieber, obwohl das noch super lang bis hin ist. Wir können nämlich dann keinen Urlaub planen so richtig im nächsten Jahr und in einer Beziehung, in der es ohnehin kaum Zeit gibt, ist das nun mal ein Problem - auch wenn er das anders sieht. Er wird sich aber nicht anpassen und ich kann mich nicht anpassen, wenn ich Mitte des Jahres in eine neue Abteilung komme. 
Mittlerweile ist mir allerdings die Erkenntnis gekommen, dass es wahrscheinlich absolut keinen Unterschied macht, ob ich die Urlaube nun mit viel Aufwand synchronisiert habe, oder nicht. Es passiert ohnehin nichts. 

Und tatsächlich ist es ein seltsames Akzeptieren der Umstände geworden. Ich habe es mir zwar anders gewünscht, aber wirklich anders zu erwarten war es nicht. Es gibt kaum noch Nähe, Intimität, gemeinsame Unternehmungen, es ist einfach ein stummes Nebeneinander her existieren und manchmal sehe ich ihn an und frage mich, was um alles in der Welt an ihm ich eigentlich noch liebe. Und selbstverständlich ist es auch nicht der erste Urlaub, in dem irgendwie die Planung dann fehlt, obwohl ich die Studienstadt extra ein wenig zusammen gestaucht habe. Das hätte ich mir komplett sparen können. 



Weihnachtsmarkt


***

Manchmal denke ich, ich habe mich so sehr selbst verloren über die Jahre und vielleicht ist diese Stille nach dem Facharzt das, was so schwer auszuhalten ist. Ich hatte zwei Jahre lang kaum Zeit, über irgendetwas nachzudenken. Das war eher ein Reagieren auf das, was eben ist.     
Und ich glaube, so richtig rational zu begründen ist das aktuell auch nicht. Das ist eher eine emotionale Sache derzeit. Ich weiß, dass ich grundsätzlich in einer echt privilegierten Situation bin. Und trotzdem ist es abends eine unglaubliche Erleichterung, wenn sich die Dunkelheit über die Hausdächer legt, weil dann wieder ein Tag geschafft ist auf dem Weg wohin auch immer.    

Ich weiß es nicht. Es ist nicht schlimm, ich verliere ja gerade auch nichts, das Leben läuft irgendwie. Nur vielleicht bin ich so müde vom ständigen Aufräumen in so vielen Bereichen meines Lebens, vom ständigen Reparieren, Brände löschen, was auch immer, für das einfach der Ausgleich fehlt – und die Kapazität wäre da, gerade jetzt im Urlaub oder generell nach dem Facharzt, aber ich finde nichts, das die Batterien auflädt, was wahrscheinlich nicht heißt, dass es nichts gibt, aber ich bin so dermaßen müde, dass alles was schön ist, auch irgendwie „zu anstrengend“ ist.     
Und jetzt so schnell wie möglich eine neue Facharztausbildung anfangen zu wollen, bringt auch nicht mehr Ruhe und Ankommen in mein Leben.    

Und ich finde das so schwierig mittlerweile irgendwie damit umzugehen. Weil es nicht mehr ist wie früher, wo das eben so war und Termine im Helfersystem in erster Linie unglaublich entlastend waren. Mittlerweile ist es eher so, dass ich meinen Berufswunsch schon in Frage stelle, wenn es für mich selbst so schwierig ist aktuell und überhaupt denke ich mir manchmal, ich wäre so streng mit mir, wenn ich mich selbst behandeln müsste und würde so sehr versuchen mich ins Tun zu bringen, aber genau da ist ja gerade die Schwierigkeit. Und grundsätzlich macht das ja auch keinen Unterschied, ob ich auf die Arbeit gehe oder auf den Weihnachtsmarkt, Schlittschuhlaufen oder was weiß ich. Es ist einfach alles anstrengend. Und mir ist schon bewusst, dass das ziemlich depressiv klingt – so fühlt es sich auch an tatsächlich – und ich habe echt so gehofft, dass das irgendwann mal aufhört und nur die „schwierigen Jahre“ waren, in denen alles rein objektiv echt nicht einfach war. Manchmal befürchte ich aber, wenn ein Mal Ruhe in diesen Dauerstress kommt, genau dann wird deutlich, dass unter all diesen eher akuten Sachen, die es eben jahrelang fast dauerhaft zu lösen gab, noch so viel mehr gibt.  

Ich habe schon nochmal Frau Therapeutin geschrieben – ich glaube, ich nerve die gute Frau echt zur Zeit, obwohl sie mir das wirklich keinesfalls so zurück meldet, aber irgendwie gibt es auch sonst gerade keine Ansprechpartner dafür. Ich weiß auch nicht, was ich gerade sagen kann, ohne mich super angreifbar zu machen und ohne sofort ein „jetzt stell Dich halt mal wirklich nicht so an“ zurück zu bekommen. Dieses Jahr hat sie keine Zeit mehr und das ist auch in Ordnung. Was mir allerdings nicht bewusst war ist, dass der 6. Januar nicht überall ein Feiertag ist. Keine Ahnung – vielleicht muss ich da dann einfach nochmal hoch fahren. Circa neun Stunden ohne Stau fahren für eine Stunde sprechen ist auch ziemlich viel ehrlich gesagt – aktuell wäre mir aber tatsächlich so ziemlich alles Recht, um ein bisschen Entlastung zu generieren.  Und um ein bisschen zu überlegen, wie und wo es jetzt weiter gehen kann. 

Mondkind 

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