Urlaubsstart

Urlaub.
Irgendwie kommt der schon gelegen. Ich mag meine Arbeit in der Psychosomatik, aber ein bisschen leer ist der Akku schon.

Was wir machen, wissen wir indes noch nicht so richtig. Das ganze Wochenende ist der Kardiochirurg schon mal Fallschirmspringen und dass wir beide frei haben, bringt uns so gesehen erstmal relativ wenig. Er zieht noch vor dem Frühstück los und kommt erst gegen 22 Uhr wieder zurück. Wir haben die Nächte zusammen. Das ist schon mal mehr als meistens.
Morgen ist er erstmal zwei Tage auf Fortbildung – im Urlaub – und ich fahre zwei Tage zu meiner Oma in die Geburtsstadt.
Und danach… - werden wird es sehen. Geplant ist noch nichts, aber ich hätte schon Lust, nochmal ein paar Tage zu verreisen.

Gedanklich bin ich im Moment noch ein bisschen mit der letzten Balint – Gruppe beschäftigt. Nicht nur, dass das Balint – Gruppenleiter mir angeboten hat, weiterhin zu kommen – auch das Thema der letzten Gruppe war interessant. Wir haben über Suizidalität gesprochen und darüber, dass wir – wenn wir mit dem Thema im Kontext mit unseren Patienten umgehen wollen – auch eine eigene Haltung zu dem Thema entwickeln müssen.
Ich glaube, das betrifft am Ende des Tages nicht nur solche existentiellen Themen, sondern auch alle anderen Themen, die auch unsere Patienten beschäftigen. Gerade Grenzen, eigene Bedürfnisse, Umgang mit Trauer und Schuld sind Themen, die immer und immer wieder auftauchen. (Und sicher noch ganz viele mehr). Ich glaube, ich habe vor dem Hintergrund auch endlich mal verstanden, was der Sinn dieser irre langen Selbsterfahrung ist, die man im Rahmen der Ausbildung machen muss.

Ansonsten bin ich erstaunlich ruhig geworden. Es ist eben, wie es ist.
Ich habe den Kardiochirurgen die ganz letzte Woche genervt, er soll mal auf seinen Plan schauen, wann der Nachtdienstwochen hat – irgendetwas umher getauscht hat er da auch noch, ohne mal auf die Planung zu achten. Er meinte, er weiß nicht wo der Plan ist, das sei mit Aufwand verbunden. Komisch nur, dass ich heute Morgen, als er schon weg war, einmal auf seinen Schreibtisch geschaut habe, ein paar Zettel hoch gehoben und den Plan gefunden habe – wie aktuell der auch immer ist. Bei fünf Dienstwochenenden von Mitte Oktober bis Ende November ist mein Spielraum zwar zugegebenermaßen auch klein, aber man kann ja zumindest ein bisschen was versuchen. Denn im Moment passiert genau das, was ich prophezeit habe. Er hat Nachtdienstwoche, kommt dann Samstagfrüh raus, todmüde natürlich. Und ich arbeite an dem Sonntag danach, habe die Woche über Spätdienst mit 12 Stunden pro Tag und arbeite den Samstag danach immer noch.
Vielleicht wird das alles bald diese Beziehung killen. Ich kann nicht mehr so aufpassen wie in der Psychosomatik, wo wir wesentlich mehr Gestaltungsspielträume hinsichtlich des Dienstplanes hatten, wenn auch stundentechnisch da sicher nicht weniger Arbeit am Wochenende raus kam. Wir müssten und beide bemühen und das tun wir einfach nicht. Ich kann es dem Kardiochirurgen ja auch nicht sagen, dass ich heute nochmal in der Arbeit war und zumindest versucht habe, diesen einen Sonntagdienst auf den Samstag zu tauschen – mal sehen, was die Kollegin sagt. Dann müsste ich ja auch sagen, dass ich den Dienstplan gesucht habe. Wann ich dann einkaufen gehe, wenn ich zwei Samstage hintereinander arbeite und an den anderen Tagen sicherlich nicht ohne Überstunden raus komme – keine Ahnung.

Bild von einer der wenigen Wanderungen diesen Sommer...


Auch, dass wir noch keinen Plan für den Urlaub haben – ich kann es nicht ändern. Ich habe es oft angesprochen, aber wie man erkennt, sehen wir uns ja auch nur zum Essen und zum Schlafen und es ist eigentlich immer ein von uns beiden so müde, dass wir fast am Tisch einschlafen.

Manchmal denke ich mir, ich habe super viel Angst davor, dass das Leben sich zurück in alte Bahnen dreht. Dahin, wo ich hergekommen bin. Und gleichzeitig weiß ich – auch das habe ich geschafft.

Ob es ein Reisetagebuch geben wird, weiß ich noch nicht. Bei meiner Oma wird es sicher nicht super spannend – mittlerweile merkt man ihr das Alter doch an und ich denke, die Geburtsstadt werde ich nicht so richtig sehen. Es wird wahrscheinlich eher quatschen und Kaffee trinken – aber das mag ich auch sehr gern. Außerdem soll es einfach die kompletten beiden Tage durchschiffen. Nichts gegen ein bisschen Regen nach der langen Hitze, aber im Urlaub muss das eben auch nicht unbedingt sein…
Ob das so viel genützt hat, dass Möhrchen und ich sich hübsch gemacht haben im Sinn einer kleinen Wäsche, weiß ich auch nicht... ;)


Mondkind

 

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