Emotionen der letzten Tage
Ich bin erschöpft.
Ziemlich erschöpft.
Diese Woche war eine emotionale Achterbahnfahrt.
Und ist es weiterhin.
Zwischen den guten Momenten. Der Hoffnung. Der Idee, dass es alles irgendwie wird. Von dem Gefühl endlich ankommen zu dürfen.
Und zwischen den Momenten, die schwer waren. Die ein Aufwachen waren. Aus diesem Pirouetten drehen, dem Träumen, dem „wenn das das Leben wäre, wäre es gut.“
Anfang der Woche.
Der Kardiochirurg hatte ja nun Urlaub und ich habe kurzerhand meine AZV – Tage in seinen Urlaub gelegt. Möglichkeiten muss man nutzen, wenn sie da sind. Weil das mit der Planung ja nie funktioniert.
Therme. War der Plan. Und irgendwie war ich sehr gespannt, wie das wird. Weil es dort nicht am Ort liegen kann. Sondern nur an uns und der Realität, in der wir uns bewegen. Das erste Mal als wir dort waren gab es in dieser kleinen Auszeit so viel Zweisamkeit, Anziehung, Leichtigkeit und einfach gute Momente und beim zweiten Mal war die Situation sehr angespannt.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob meine Psyche das gepackt hätte, wenn ich auch diese beiden Tage wieder vergebens eingeplant hätte. Aber das war diesmal nicht so. Natürlich spüre ich da sehr viel Vorsicht in mir, natürlich kann ich dem Frieden nicht trauen nach allem was zwischen uns war in den letzten Monaten. Und dabei trotzdem die guten Momente aufsaugen. Die Leichtigkeit zwischen uns, die da war, den Tanz des eigenen Herzens wenn er mal so ganz da ist.
Es war ein vorsichtiges Tauen zwischen uns, das mir natürlich im Lauf der Woche noch fatal auf die Füße fallen sollte. Denn wenn er mal so ganz da ist, dann verstehe ich mein Herz wieder, das ich irgendwann mal an ihn verloren haben. Dann kann er wieder der Mann sein, der mich um den Finger wickelt, den ich nie wieder los lassen möchte, in dessen Gegenwart ich auch langsam bei mir ankommen und mein Herz öffnen kann.
Und am Ende waren es doch nur zwei Tage von einer gesamten Urlaubswoche, die er hatte.
Das Wochenende davor war er unterwegs und dieses Wochenende wird er auch unterwegs sein. Natürlich war es bis zum letzten Moment wieder nicht klar, ob er mit auf das Florian Künstler – Konzert kommt. Ich habe es gehofft. Wollte gar nicht wissen wie es mir geht, wenn er es wieder nicht tut. Wenn er wieder nicht eingebunden werden möchte in meine Welt. In die Menschen an meiner Seite und meine Hobbies. Aber es ist schon nicht mehr machbar. Es hat sich etwas anderes vorgenommen, wir haben nicht genug Platz im Hotelzimmer und ich weiß auch nicht wie meine Schwester das findet. Sie wird schon sagen, dass es okay ist, weil sie auch um die Problematik weiß, dass der Freund sich immer erst auf den allerletzten Drücker entscheidet, wenn er sich entscheidet, aber ich weiß nicht, ob sie das fühlt. Florian Künstler ist eben ein Konzert, das man sehr gut als Paar besuchen kann mit einer Musik, die ein bisschen die Herzen öffnet und die Seelen verbindet und dann stünde sie irgendwie daneben.
Und umgekehrt bindet er mich eben auch nicht ein. Letztes Wochenende ist er vier Stunden gefahren, um mit seinem Bruder und einem Kumpel im Windkanal zu üben. Irgendwann hatte er mal angesprochen, dass ich mal mitkommen kann. Und ich möchte gar nicht in diesen Windkanal – ich weiß, dass das sehr teuer ist und da jede Minute zum Training fürs Fallschirmspringen zählt. Aber hey – wir hätten acht Stunden Zeit zum Reden gehabt, ich hätte mal seinen Bruder und sein Hobby kennen lernen können. Er hatte das sogar irgendwann mal gesagt, dass ich mal mitkommen darf und natürlich hat er mir das erst am Abend bevor er gefahren ist gesagt. Aber da ich am letzten Wochenende keinen Dienst habe und immer noch offiziell in der Lernpause bin, habe ich irgendwie schneller als ich denken konnte gesagt: „Ich könnte doch mitkommen.“ Fand er gar nicht gut. Seine Miene hat sich sofort versteinert.
Ich glaube verloren habe ich ihn diese Woche bei der Wohnzimmerplanung. Wir waren nach der Therme noch im Möbelhaus und ich hatte ein Sofa gesehen, das mir eigentlich gefällt und das auch wirklich nicht so teuer war. Ich habe dann mal angemerkt, dass das ja kein ewiges Konzept mehr sein kann, jeden Abend zwischen den Wohnungen hin und her zu fahren und ich ja eigentlich neben dem Sofa auch noch ein neues Bett brauche und so generell die Wohnung mal eine Generalüberholung bräuchte was die Einrichtung anbelangt – das meiste ist ja noch von den Vormietern. Aber dann müssten wir halt mal ernsthaft darüber sprechen, wie wir uns die Zukunft vorstellen.
Ich glaube, ich habe da zu wenig drüber nachgedacht und das war zu viel für ihn.
Ansonsten… joa… -ich nehme an, er wird mich dafür verantwortlich machen, dass er schon wieder nicht weg gefahren ist. Dabei habe ich ihm gesagt, dass es unter der Woche okay ist, er aber am Wochenende doch da sein könnte. Naja, das hat jetzt irgendwie beides nicht geklappt. Und wahrscheinlich wird er in seiner nächsten frei nach Nachtdienstwoche dann ganz dringend weg wollen. Dann sehe ich ihn also die Osterwoche nicht und die Woche danach auch nicht.
Ich weiß es nicht.
Es gibt diese Momente. In denen das alles Sinn zu machen scheint.
Und so viele andere Momente. In denen das Gegenteil der Fall ist.
Und ich versuche, mich dazwischen nicht zu verlieren.
Und manchmal ist es echt hart mit jemandem zusammen zu sein, den grundsätzlich alles an Emotionalität einfach nur komplett überfordert. Ich habe den Eindruck, ich verliere mich selbst neben ihm. Gestern Abend hat sich noch das alte Psychosomatik – Team getroffen und die haben mich gefragt, ob ich mit möchte. Und es tut so gut, irgendwo mal wieder sein zu dürfen mit allem, das da ist. Mit den guten Erinnerungen, mit der Frustration hinsichtlich des Facharztes, mit der Unsicherheit. Und zu spüren, dass ich damit nicht allein bin. Dass die anderen meine Situation nicht ändern können, aber mir eine Mitte geben, in der sie mich mit tragen, mir ein Plätzchen frei halten („Mondkind, wir haben dafür gesorgt, dass wir immer noch eine neue Gruppe hier öffnen können und unserer Sektion“) und mich manchmal einfach nur sehen. Klar, ich sage dort auch nicht, dass mir manchmal alles über den Kopf wächst, dass es mich regelrecht überspült, dass ich oft den Eindruck habe, dass doch gerade alles okay wird, aber dass gar nichts okay ist, wenn man genau hinschaut. Weil ich eben doch weiterhin in einem Job bin, den ich nicht mag, weil ich einen Freund habe, aber diese Beziehung hochgradig instabil und ziemlich destruktiv ist und weil ich einen Plan habe, aber der eben auch von äußeren Faktoren abhängt, die alle gegen mich spielen.
Und heute Abend bin ich hier wieder alleine.
Da hat der Freund Urlaub und ich habe zum Freitagabend weder Dienst noch Spätdienst und trotzdem können wir nicht gemeinsam ins Wochenende starten. Und manchmal denke ich an diesen Abenden es liegt gar nicht an unseren Jobs. Denn selbst wenn die nicht da sind, klappt es nicht. Die sind nur eine gute Entschuldigung.
Mondkind
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