Ostern 2025
Irgendwie fange ich in letzter Zeit ständig an zu schreiben, aber dann werden die Texte nur halb fertig, weil ich wieder keine Zeit mehr habe und landen am Ende eben doch nicht auf dem Blog. Deshalb ein wildes Zusammen würfeln der Texte aus den vergangenen Tagen. Das bildet die Oster – Realität dann glaube ich doch ganz gut ab.
„Ich wünsche Ihnen schöne Ostern“, sagte die Psychosomatik – Oberärztin, die ich letztens nochmal auf dem Weg zur Arbeit getroffen habe. (Ich liebe es so sehr, dass wir uns fast immer auf dem Arbeitsweg begegnen, wenn sie Dienst hatte und von ihrem Übernachtungsquartier zurück zur Klinik läuft). Ich habe es einfach erwidert und es unkommentiert gelassen, aber innerlich ist es einfach schwer zu ertragen, dass solche Festlichkeiten immer noch hauptsächlich Einsamkeit bedeuten. Und das Realisieren, dass ich eigentlich immer noch sehr weit entfernt bin von diesem sozialen Leben, das ich mir wünsche.
Und wenn es aus dem Radio im Schwesternzimmer hinsichtlich der Öffnungszeiten von Supermärkten über Ostern tönt: „Sie haben also am Samstag die letzte Gelegenheit die vergessenen Dinge für den Osterbrunch zu organisieren“, wird es mir auch nicht besser.
Und so sehr, wie ich es auch manchmal versuche zu verdrängen, tut es einfach krass weh.
Ich habe gesagt, ich will mich nicht mehr ständig so aufregen, also versuche ich, das nicht mehr zu tun.
Aber irgendwie denke ich immer noch, es müsste doch möglich sein, über Ostern mal wenigstens einen gemeinsamen Ausflug zu machen. Man müsste doch fragen, ehe man sich da eine Nachtdienstwoche hinlegt. Man müsste sich doch zumindest selbst mal um Ausgleich bemühen und nicht irgendetwas murmeln davon, dass wir uns am Nachmittag vor dem Dienst noch sehen, aber eigentlich ist klar, dass wir uns nicht sehen, wenn ich die Türschwelle übertrete. Irgendwie bleibt da immer dieses Gefühl ein Störenfried zu sein und wenn ich mich nicht melde und nerve, ist man vielleicht auch ganz dankbar.
Diese Beziehung ist ein tägliches Hin und Her.
„An der Tischdecke ziehen, sich mal auf Zehenspitzen stellen und schauen was so auf dem Tisch steht“, hat Frau Therapeutin solche Momente immer genannt. In denen mal kurz alles okay war. In denen man die Augen einfach schließen konnte und nicht darüber nachdenken musste, dass das große Ganze trotzdem nicht funktioniert.
Wenn ich mein Ich von vor drei Jahren fragen würde, ob ich mir so eine Beziehung gewünscht hätte, dann wäre die Antwort ganz klar nein. Und irgendwie habe ich auch ständig das Gefühl, das Problem zu sein. Weil ich zu viel will. Weil ich einen Alltag möchte, ein gemeinsames nach Hause kommen.
Wir haben keine Ahnung vom anderen. Wir wissen nicht, was der andere tut. Wir wissen nicht, was den anderen bewegt, wer die Freunde des anderen sind (naja okay, das stimmt für ihn nicht), wovor wir Angst haben, was uns gut fühlen lässt, was wir und wünschen, für Jetzt und für Später. Wir können uns nicht in diese Beziehung fallen lassen, weil es einfach keinen Boden gibt. Jeder Tag fühlt sich an, wie ein neues „auf dem Seil“ balancieren, es fühlt sich wie eine Beziehung ohne Bindung an, ohne Verbindlichkeiten, ohne Verlässlichkeiten, ohne ein wirkliches drauf einlassen.
Wir können nicht dieses „gemeinsam schaffen wir alles“ – Ding spielen, weil es de facto nicht möglich ist.
Er weiß die meisten Dinge auch nicht. Zum Beispiel auch nicht, dass morgen der Geburtstag des verstorbenen Freundes ist und das sicher kein einfacher Tag wird. Solche persönlichen, emotionalen Dinge sind einfach Sachen, die halten wir bei uns.
Ostern.
Gar nicht einfach. Irgendwie war ich zwischen Samstag und Sonntag nur Vermittler.
Es hat ich ja schon am Samstag beunruhigt, dass es gar keinen Plan gab – ich hatte ja schon die Tage davor immer wieder nachgefragt. Meine Idee war gewesen, dass wir uns einfach Sonntagmittag zum Brunch treffen – nach meinem Nachtdienst und dem des Kardiochirurgen. Ich hatte nämlich von Samstag auf Sonntag auch Dienst. Und ich finde, an Ostern ist das Sinnvollste auch einfach ein Frühstück.
So ganz angetan schienen meine Schwester und ihr Freund davon aber nicht zu sein – also habe ich vorgeschlagen, dass alternativ ein Kaffeetrinken in Frage kommt. Abendessen geht halt nicht, weil der Kardiochirurg um 19 Uhr schon wieder auf die Arbeit muss.
Und weil der Kardiochirurg dann angemerkt hat, dass es vielleicht sinnvoll wäre vorzuschlagen alles selbst zu organisieren wenn es mir wichtig ist, habe ich dann vorgeschlagen, dass wir auch Brunch bei mir zu Hause machen können und ich auch alles dafür organisiere.
Ich bin mir nicht sicher, ob meine Schwester irgendetwas davon überhaupt mit ihrem Freund besprochen hat. Meistens hat sie auch irgendwie Angst Alternativen bei ihm vorzuschlagen. Auf jeden Fall hieß es dann, man könne sich nur 18:30 Uhr zum Pizza essen treffen – auch nicht eine halbe Stunde eher. Der Kardiochirurg meinte dann, dass das ja ganz knapp noch ginge, wenn wir wirklich 18:30 Uhr an der Pizzeria wären, in der wir uns treffen wollten. In einer halben Stunde könnte man das schaffen und dann würde er eben schon gehen. Dann wurde das Treffen aber doch ganz schnell auf 19 Uhr geschoben, sodass ein Treffen zu Viert definitiv nicht mehr möglich war.
Vom Kardiochirurgen kam dann gestern Nachmittag, dass er sich ja nun eigentlich schon auf Pizza gefreut habe und dass er sich dann selbst eine organisiert und vor dem Dienst noch isst. Also war ich dann um 18 Uhr beim Kardiochirurgen, er hat Pizza gefuttert und sich nebenbei für die Arbeit fertig gemacht und dann bin ich rüber zu den anderen.
Es war schon ganz nett – aber irgendwie komme ich mir eben schon oft vor wie so ein grünes Männchen mit Antennen. Es geht doch in meiner Wahrnehmung an solchen Festtagen eben darum, dass man zusammen findet und zusammen Zeit verbringt. Ich will mal wetten, denen wäre auch kein Zacken aus der Krone gebrochen, das alles eine halbe Stunde eher zu machen. Und beim Kardiochirurgen ist jetzt angekommen: Irgendwie will man mich immer nicht dabei haben, aber die Mondkind versucht das dann halt immer doch durchzusetzen. Diesmal hat man den Termin aber eben so weit verschoben, dass man da einfach nichts mehr machen konnte.“
Ich weiß nicht… - ich habe ja so diese Idee, dass wir später mal endlich wieder eine Einheit bilden, wenn meine Schwester hier runter zieht. Dass die Jungs hoffentlich auch ganz gut miteinander zurecht kommen und man zumindest die kleinste Einheit von Familie hier hat.
Ehrlich gesagt – es gibt Momente, in denen ich glaube, dass das alles eine Menge Träumerei ist…
Den Ostermontag verbringe ich jetzt auch wieder alleine und ein Osterfrühstück hat es dieses Jahr leider auch nicht gegeben. Vielleicht nächstes Jahr. Aber wahrscheinlich nicht.
Hart ist es manchmal, wenn an den Tagen danach die Kollegen mit aufgeladenen Batterien wieder auf der Arbeit sind und man selbst irgendwie versucht hat eine Menge zu schaffen, viel nachgedacht hat, viel traurig war und die Batterien eher noch ein bisschen leerer sind.
Mondkind
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