Urlaubsbeginn

Eigentlich hätten wir heute in Frankreich aufwachen sollen.
Dort sind heute früh schon 20 Grad und Sonne. (Wahrscheinlich sollte man nicht nach dem Wetter im Urlaubsort schauen, in dem man jetzt nicht ist…)

Gestern Nachmittag war eine Freundin da, heute Nachmittag / Abend kann ich mich vielleicht auch noch verabreden – kommt drauf an, wie der Nachtdienst der Kollegin war. Wir hatten Freitag zufällig telefoniert, weil sie einen Patienten in der Neuro behandelt hatte, den ich da hoch geschickt hatte und dann war die Diskussion irgendwie auf den geplanten und nicht statt findenden Urlaub gefallen. Ab Montag, wenn alle wieder arbeiten, wird es dann irgendwie schwieriger.

Heute Morgen sitze ich hier jedenfalls mit einem Kaffee und Kopfhörern mit Florian Künstler (was sonst) auf den Ohren. Ich habe schon mal geschaut – der ist ja noch unterwegs und kommt in den Norden – genau an dem Samstagabend der nächsten Urlaubswoche. Es war ja ohnehin die Überlegung vielleicht nochmal in den Norden zu fahren, solange meine Schwester noch dort wohnt – was ja nicht mehr lange sein wird – aber weder war der Kardiochirurg dazu zu bewegen, eine Aussage zu treffen, ob er einverstanden ist, noch schien es – weil das natürlich auch wieder für ihn eine frei nach Nachtdienstwoche ist, von der der letzte Dienst bis Samstagfrüh geht – machbar, bis Samstagabend da oben zu sein. Jetzt ist es nur aktuell schwierig an Karten zu kommen, aber ich werde das mal im Blick behalten. Ich glaube, dieses Konzert war dieses Jahr einer der schönsten Momente und ich hätte schon Lust auf eine zeitnahe Wiederholung.

Der Körper hat sich indes überlegt, ein bisschen zu streiken. Schon gestern, als die Freundin da war, sind mir zwischenzeitlich fast die Augen zugefallen. Der Schlafrhythmus ist komplett durcheinander – nachts komme ich manchmal gar nicht zur Ruhe, dafür lege ich mich dann tagsüber irgendwann hin. Ich habe seit Tagen durchgängig Kopfschmerzen – was sonst recht selten passiert – und der Magen streikt auch so sehr, dass ich kaum noch etwas essen kann.
Wahrscheinlich sind die Grenzen erreicht. Was mir aufgefallen war, war dass ich die letzten Wochen morgens kaum noch aufstehen konnte, unglaublich gereizt von meinen Patienten war und ständig die Hälfte vergessen habe. Aber der Körper musste ja funktionieren. Das muss er jetzt nicht mehr und das gibt er mir deutlich zu verstehen.
Ich habe schon überlegt, ob ich trotzdem mal eine Lernpause für ein paar Tage einlege – wären wir in Frankreich gewesen hätte ich die Bücher zwar auch mitgenommen, aber ehrlicherweise sicher auch nicht so viel gemacht. 

Urlaubsbeginn... - irgendwie noch in Wartestellung. So richtig, was ich aus der Woche mache, weiß ich noch nicht...


Und doch versuche ich mir bewusst zu machen, dass es anders ist, als früher.
Das Leben hat mich immer wieder durchgeschüttelt. Momente in denen es sich gut angefühlt hat, waren schon eine sehr verdächtige Ruhe. Irgendwie, als hätte man in dieser Zeit regelrecht spüren können, dass diese Ruhe vielleicht nur dem Kraft tanken dient, um wieder gewappnet zu sein.
Ich versuche mir bewusst zu machen, dass es früher viel existentieller war. Solange ich außerhalb des Urlaubes noch irgendwie arbeiten kann, passt alles. Früher stand immer der Abschluss auf der Kippe. Und ohne abgeschlossenes Studium / Ausbildung hat man jetzt nicht so die krasse Existenzgrundlage. Natürlich geht es um den Facharzt. Und natürlich möchte ich den machen. Aber es gibt keine Deadline, bis zu der das gemacht sein muss. Natürlich schiebt jede Krise, jedes Nicht – lernen – können, den Zeitpunkt der Anmeldung weiter nach hinten. Aber außer, dass ich meinen Ansprüchen – und vielleicht auch denen meines Umfeldes – nicht gerecht werden kann, passiert nichts. Ich verdiene weiterhin mein Geld. Und auch, wenn ich durchfallen sollte, verdiene ich weiterhin Geld. Es geht in diesem Zusammenhang nicht mehr um eine Existenzgrundlage. „Nur“ noch um persönliches Weiterkommen, die Geschwindigkeit der Karriere, die mir ja eh nie besonders wichtig war.
Vielleicht wird es ein bisschen leichter, wenn man sich das bewusst macht.

Mal sehen – der Kardiochirurg hat sich kurz gemeldet; eventuell sprechen wir heute nochmal - das ist ja Vorraussetzung für alles Weitere. Allerdings meinte er auch, dass er zu seinen Eltern möchte. Und das ist ja auch immer das Problem an gemeinsamer freier Zeit gewesen – er springt dann einfach irgendwo anders herum und kommt irgendwann. Oder auch nicht.

Mondkind

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