Fachärztin

Die wichtigste Info erstmal vorab. 
Ich habe es geschafft. Ich bin Fachärztin. Danke an dieser Stelle nochmal für die lieben Wünsche unter dem letzten Blogpost.
Schön war die Prüfung nicht – irgendwie hoffe ich ja doch immer, dass irgendwann mal der Moment kommt, in dem ich mein ganzes Wissen doch an den Mann bringen kann – aber es gab am Ende die ersehnte Urkunde. 


Ich werde vielleicht noch ausführlicher darüber berichten – weniger über den Inhalt – sondern mehr über meine Gedanken in diesen Tagen. Knapp war es am Ende schon - den Prüfungstermin habe ich erst 12 Tage vorher bekommen, dann konnte ich nicht sofort zu Hause bleiben wegen Personalmangel und am Ende blieben sechs Tage zum Lernen übrig. Irgendwie weniger als die geplanten zwei bis drei Wochen, die es werden sollten.

Allerdings ist natürlich die Vorstellung, dass nach der Prüfung alles schnell zurück in gewohnte Bahnen kommt, auch etwas illusorisch. Die Prüfung war am 5. August gegen Mittag und danach war ich so platt, dass an Rückfahrt nicht zu denken war. Ich habe mich dann erinnert, dass ich eigentlich schon lang mal wieder in die Therme wollte (genau genommen habe ich mich natürlich schon daran erinnert, bevor ich los gefahren bin und habe mal wohlweislich einen Bikini in den Koffer geschmissen) und war dann erstmal ein paar Stunden im Wasser. Die Nacht nach der Prüfung war aus irgendwelchen Gründen noch schlafloser und die Idee gestern vor dem Spätdienst entspannt zurück zu fahren, war dann mit einer Vollsperrung zwischenzeitlich und einer knappen Punktlandung im Spätdienst auch nicht so entspannt. 

Die Wohnung hat weiterhin dringend einen Grundputz nötig, aber heute Morgen musste ich dann wirklich erstmal etwas ausschlafen, war mal flott drei Dinge einkaufen, nachdem ich die zwei Wochen davor irgendwie von Vorräten gelebt habe und von dem, was der Freund gekocht hatte. 

Sehr schön ist die Tatsache, dass das Sozialleben sich wohl doch ein wenig rehabilitieren lässt – am Wochenende bin ich endlich mal wieder zum Frühstück verabredet und Ende nächster Woche werde ich in die Studienstadt fahren. Und dazwischen muss ich aufpassen, dass es nicht zu viel wird. Der Kreislauf spielt im Moment nicht so mit und mir ist dauerhaft schwindelig. Nach dem Facharzt einfach weiter zu arbeiten war sicher nicht die beste Idee – allerdings hatte ich mich bewusst dafür entschieden, dass ich diese Woche dann die Zähne zusammen beiße und dafür dann nächste Woche mit dem Kardiochirurgen zusammen frei habe - also nocht die ganze Woche, aber eben doch vier Tage. Natürlich habe ich ihn vorher gefragt, ob er da etwas vor hat, wo von ihm ein „so erstmal nicht“ kam, nur um ein paar Tage später zu hören, dass er da doch Fallschirm springen möchte und dass ich das doch zu wissen habe, wo seine Fallschirmspringwochen sind. Deshalb hatten wir uns dann auch wieder so arg gestritten. Aber wie dieses Kapitel weiter geht, das muss ich jetzt auch mal ganz in Ruhe überlegen, an den gegebenen Stellen besprechen (mit ihm eher nicht, weil er ja keine Offenheit für diese Them
atik hat) und dann werden wir weiter sehen. Erstmal bin ich gespannt, ob er das jetzt wirklich so durchzieht und die komplette nächste Woche auf dem Flugplatz ist, wenn er mir nichts davon gesagt hat, ich frei genommen habe und das unsere erste gemeinsame freie Woche mit auch Zeit von beiden Seiten seit etwa einem Jahr ist. In dem Fall dürfte die Entscheidung dann tatsächlich nicht super kompliziert werden. Ich möchte nicht mehr an fünfter oder sechster Stelle in seinem Leben stehen. 

Ich rase erstmal weiter. In den nächsten Spätdienst. 
Dass der Chef meint, ich soll doch am Freitag in der Frühbesprechung sein und vom Facharzt erzähle, wenn ich heute erst Mitternacht heim komme und morgen noch einen 12 – h – Dienst habe, begeistert mich jetzt auch nicht. Aber nun denn. Bald ist Wochenende. Und ich habe frei. Was für ein Luxus. 

Mondkind



Kommentare

  1. Liebe M., ich würde mir so sehr wünschen für dich, dass du einmal innehältst und dir klar machst, was du erreicht hast. Herzlichsten Glückwunsch zu deiner bestandenen Prüfung! Ich wünsche dir, dass du diese Freiheit auf allen Ebenen auskosten wirst - auf persönlicher und auf beruflicher Ebene. Du musst niemanden mehr etwas beweisen. Bitte leb dein Leben so, wie es dich erfüllt - und wenn die Neurologie und der Kardiochirurg dies nicht zu 110% sind, dann lass sie ziehen. Du hast das Maximum verdient.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke Dir. Ja, das wird die große Aufgabe der kommenden Monate werden, da viel für mich zu sortieren. Ich weiß auch noch nicht, in welchem Rahmen das statt finden wird - ich hoffe schon, dass ich da Ansprechpartner finden kann, die im idealen Fall nicht aus dem unmittelbaren privaten oder beruflichen Umfeld kommen.

      Löschen
  2. Ganz herzlichen Glückwunsch … die Facharztprüfung ist so wertvoll.
    Es dauert ein bisschen, bis man es realisiert….

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich hoffe es, aber die Kollegen sagen es zum Teil auch so. Ich habe mir wirklich ab und an versucht vorzustellen, wie es sein muss mit der bestandenen Prüfung im Gepäck nach Hause zu fahren, was das für ein befreiendes Gefühl sein könnte. Ich glaube, am Ende war ich viel zu erschöpft und zu unzufrieden mit dem Prüfungshergang, als dass ich das fühlen konnte. Es hat sich einfach wie Nichts angefühlt und fühlt sich weiterhin so an, langsam kriege ich auch einen Vogel mit allem, das liegen geblieben ist und zu dem ich mich jetzt vor lauter Erschöpfung auch nicht motovieren kann. Die Wohnung sieht weiterhin aus, als hätten die Kobolde gewütet. Heute sollte ich aber in der Frübesprechung (ich musste hin, dann nochmal zwei Stunden heim und dann wieder für den Spätdienst hin) über die Prüfung berichten und die Oberärzte meinten auch, dass die Fragen etwas sonderbar waren und einer der Prüfer aber auch bekannt dafür ist und dass an dem sogar schon mehrere Leute gescheitert sind; auch von unserer Klinik. Das hat mich heute dann zumindest ein bisschen versöhnlicher gestimmt. Ich weiß, am Ende geht es darum, bestanden zu haben, aber ich hatte gehofft ich könnte endlich mal mein so mühsam gesammeltes Wissen an den Mann bringen und das hat nicht so geklappt wie gewünscht und mich sehr geärgert.

      Löschen
  3. Herzlichen Glückwunsch liebe Mondkind!! Was ein riesen Meilenstein! Hättest du das vor ein paar Jahren gedacht, als die Dienste eine unüberwindbare Hürde schienen? Du hast denk ich eine riesige Entwicklung hingelegt. Ich wünsche dir, dass du das bei allem Anderen Dingen, auch für dich anerkennen kannst.
    Ich kann mir ganz schön vorstellen, was für eine riesige Erschöpfung nach einer so langen stressigen und mit viel Anspannung verbunden Zeit nun auf dich niederfällt. Und dann natürlich noch die ganzen liegen geblieben Dinge die auch permanent an einem „zerren“.
    Hoffentlich kannst du da irgendwie eine Balance finden. Bezüglich des Kardiochirurgen lass dir noch gesagt haben: deine Ansprüche an eine Beziehung sind wirklich nicht zu hoch, das sind wirklich ganz normale Sachen von denen du schreibst!
    Nun erstmal ein schönes, entspanntes und erholsames Wochenende!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen lieben Dank für die Worte. In der Tat habe ich daran auch schon gedacht, wie schwer diese Dienste mal waren und wie viel Mut und Disziplin es gebraucht hat, um sich da durch zu beißen. Ich fühle mich tatsächlich immer noch oft unsicher in dem, was ich tue und ich frage mich so manches Mal, ob das wirklich irgendwann mal weg geht...
      Und ja, die Erschöpfung merke ich mittlerweile wirklich ziemlich arg... Ich weiß noch gar nicht, wie ich am Mittwoch schon wieder einen 24 - Stunden - Dienst machen soll. Aber immerhin kann ich nach diesen Diensten mittlerweile einfach schlafen und muss nicht noch irgendetwas schaffen.

      Löschen
  4. Herzlichen Glückwunsch! Du kannst wirklich sehr stolz auf dich sein. Das ist eine tolle Leistung! Die dich hoffentlich deinen (ganz persönlichen) Zielen ein Stück näher bringen wird :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke Dir. Ja, das hoffe ich auch, dass ich bald ein Schrittchen weiter in Richtung meiner Ziele gehen werde. Nach kurzer Verschnaufspause.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Drittes Staatsexamen - ein Erfahrungsbericht

Viertes Fach und ein paar Lerntipps

Über Absprachen