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Es werden Posts vom August, 2024 angezeigt.

Gedanken zum Ronan Keating - Konzert

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Donnerstagabend. Nachbarstadt. Kurpark.   Alleine dieser Park. Hier habe ich meine Runden gedreht. In der Kälte, im Schnee. Im Dezember 2021, hier habe ich den Jahreswechsel auf das Jahr 2022 verbracht und im Januar 2022 war ich immer noch hier. Wenn ich die Wände der Psychosomatik nicht mehr ausgehalten habe, dann war ich hier im Park. Hier habe ich versucht, meine Gedanken zu sortieren. Mir überlegt, wie ich endlich raus komme, aus diesem Kreislauf, in dem ich war. Hier habe ich gehofft, dass Trauer, Schuld, Verantwortungsgefühle, die Frage wie es weiter geht, ein bisschen in den Hintergrund treten können. Und danach bin ich zurück zur Klinik gelaufen, habe mich bei einem Tee auf meinem Bett aufgewärmt und gehofft, dass diese Klinik – Karriere irgendwann mal vorbei ist.   Donnerstagabend. Ende des Sommers. Meine Schwester steht rechts von mir. Ein Kumpel aus der Studienstadt steht links von mir. Mein Freund steht hinter mir. Hat seine Arme um meinen Bauch gelegt und zusammen wiegen w

Gedanken und Erlebnisse der letzten Tage

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Dienstagmorgen. Zeit für unsere Kurvenvisite. Ich klopfe an die Tür der Oberärztin und warte kurz, bis sie mir öffnet. „Guten Morgen“, sage ich. Oder naja… - möglicherweise krächze ich es immer noch ein klein wenig. Sie seufzt. „Ah Frau Mondkind – ich habe es doch geahnt. Sie sind zu früh hier. Sie hätten noch einen Tag zu Hause bleiben sollen.“ Schon komisch, so empfangen zu werden. Obwohl man es vielleicht hätte ahnen können in einer Psychosomatik. „Bleib noch zu Hause, in der Neuro hast Du dann wieder nur zwei Stunden um gesund zu werden“, hatte eine Kollegin gestern noch empfohlen. Ich musste lachen darüber, aber so falsch ist es nicht. Wir können uns alle an das Drama erinnern, als ich letzten Oktober zum ersten Mal einen Neuro – Dienst nicht machen konnte und es dann hieß: „Dann soll die Mondkind ein Mal einen Dienst machen und dann kann sie es nicht machen…“   *** Sonntagabend. Wenn ich bleibe, dann wird es die dritte Nacht in Folge miteinander. Das ist mehr, als wir oft in eine

Unter dem Radar

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Unter dem Radar. Für das Außen. Und so oft auch für mich. So lange gewünscht, dass es anders wäre. Und gleichzeitig scheint ein Vereinen dessen was darunter läuft mit dem, was darüber läuft irgendwie nicht möglich.   Manchmal denke ich, vielleicht müsste ich woanders hin. Nach Berlin oder so. Irgendwo neu anfangen, wo es diese Parallelwelten nicht gab und gibt. Und dann erinnere ich mich, dass ich die Idee schon mal hatte und das offensichtlich auch nichts gebracht hat. Weil es nicht um Orte geht.   Schon letztes Jahr Ende Oktober – da war ich gerade einen Monat in der Psychosomatik – habe ich geahnt, wo das enden könnte.   Was passiert, wenn das nach so vielen Jahren nicht mehr haltbar ist? Diese Außenwirkung. Das, was für andere, ein perfektes Leben ist. Aber es nie für mich selbst war. Medizin studieren heißt für das Außen, eine „richtige Ärztin“ zu sein. Da ist die Neuro schon grenzwertig, aber akzeptiert gewesen. Besser wäre, „so richtig Leben zu retten.“ Immer auf der Arbeit zu s

Gedankenschnipsel

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Im Kopf ist so ein immenses Chaos, dass es heute mal nur Ausschnitte gibt... *** Ich auf meinem Standpunkt. Die anderen auf ihrem. Dazwischen gefühlt das Universum. Du wärst die Verbindung gewesen. Der Mensch, bei dem ich hätte ich selbst sein können. Der Mensch, der mich ermutigt hätte, meine Antennen in einer Welt, die zu groß scheint, auszufahren. Das mit der Psychosomatik ist so ne Sache. Ich hab viele alte Tagebucheinträge gelesen. Ich bin in eine Welt rein gewachsen, in der ich nie sein wollte. Aber ich wollte gut sein in dem, was ich tue. Über so viele Schatten gesprungen, so viele Ängste und das hat mich sicher stärker gemacht. Aber auch auf dem Boden des CTs gesessen, geweint um meine erste Patientin im Dienst, die es nicht geschafft hat. Hinterfragt, gehadert. Es war alles leitliniengerecht, aber meine Lyse hat sie trotzdem umgebracht. Mich hart gemacht, um den Alltag auszuhalten, dabei sagt man doch es sind die weichen Dinge, die nicht brechen. Befürchtet, dass das hier ne L

Zerrissen

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Sonntagmorgen. Nach dem Dienst. Ich düse mit dem Fahrrad durch die Wiesen nach Hause. Schon in kurzen Klamotten. Ich liebe diese Ruhe. Kein Mensch auf den Straßen. Kühle Luft. Ein freier Tag vor der Nase, wenn es nicht so viel zu tun gäbe. Und ich nicht die Erschöpfung in jeder Faser meines Körpers spüren würde. Aus dem Café bei mir ums Eck höre ich schon Geschirr klappern. Die bereiten sich schon vor auf den Morgen, auch wenn das Café selbst noch geschlossen hat. Ich denk an Dich und ich glaube, das wäre unser Platz zum Sonntagmorgen geworden. Insbesondere nach einem Dienst kann es eigentlich nichts Schöneres geben, als erstmal in Ruhe zu sitzen, Kaffee zu trinken und frühstücken und zu reden. Mit dem Kardiochirurgen ist es indes schon wieder alles schwierig. Der August ist allgemein eine Katastrophe. Entweder er hat Dienst. Oder er ist beim Paragliding oder Fallschirmspringen. Ich weiß mittlerweile, dass ich da nicht die Priorität habe. Ob das für immer so sein kann, weiß ich nicht.

Anfänge

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Mein lieber Freund, ich habe Tee – Momente oder Café – Dates selten so vermisst, wie in den letzten Tagen. Gefühlt stellt sich mein halbes Leben auf den Kopf. Das ist natürlich völlig übertrieben, aber es fühlt sich so an.   Ich war beim Chef am Freitag und es ging um meine berufliche Zukunft. Ich habe viel geübt vorher, damit ich die Dinge, die ich mir wünsche auch klar formulieren kann und natürlich ist es mit ihm sehr viel einfacher, als mit dem Neurochef. Ich konnte sagen, dass ich gern zurück kommen würde, er allerdings der erste Vorgesetzte ist, mit dem ich das bespreche und ich deshalb nichts Konkretes abstecken kann, aber ihn gern fragen würde, wie er dazu steht. Er fand die Idee sehr schön und hat sich gefreut, dass ich eine Interesse für die Psychosomatik entwickeln konnte. Er hat mir dann die Steilvorlage geliefert, angemerkt, dass ich ja ziemlich herumgeschoben wurde die letzten Monate und wie es mir denn damit ging. Hier konnte ich sagen, dass ich mir gewünscht hätte, dass

Vom Arbeiten und Verarbeiten

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Hab den Gedanken so oft anprobiert Ich hab ihn hin und her und fast kaputtgedacht Ich wollte wissen, ob er wirklich unzerstörbar wird Ich wollte wissen, wie man all das Gute besser macht Es hat mich um den Schlaf gebracht (Jupiter Jones – Atmen) *** „Und wie geht es Ihnen sonst so?“ Die Frage ist fast zum Standard geworden nach unserer Sektion und nachdem wir uns über die Patienten ausgetauscht haben. Ich seufze. „Es ist viel im Moment“, erwidere ich. „Arbeit und der verstorbene Freund. Die Frage mit der Arbeit ist wirklich zeitkritisch langsam. Wenn ich nur mein Herz fragen müsste und nichts um mich herum beachten müsste, dann würde ich selbstverständlich auf meiner jetzigen Arbeitsstelle hocken bleiben.“ Die Oberärztin ist weiterhin der Meinung, dass es auch legitim wäre, mal auf das Herz zu hören, aber sie kann auch gut nachvollziehen, dass manchmal Dinge „einfach dran sind.“ Wie man die Prioritäten jetzt gewichtet, ist die Frage. „Ich könnte mir schon gut vorstellen, es mit dem Fac

49 Monate

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Mein lieber Freund, schon wieder ist ein Monat vergangen – es ist August geworden und ich muss mich oft erinnern, wie sehr du über die Hitze dieser Tage geflucht hättest. Ab 25 Grad draußen war Feierabend bei Dir. Mehr konntest Du nur schwer tolerieren. Der letzte Monat war ein bisschen verrückt. Der Todestag an sich selbst ging eigentlich. Wahrscheinlich, weil ich den Abend davor in der AGUS – Gruppe war und mich schon da viel beschäftigt habe. Aber die Mitte des Monats hat mich dann echt gecrasht, obwohl es – wenn es schon so sein musste - nicht besser hätte laufen können. Ein Patient hat über das Thema Suizid im seinem Umfeld gesprochen und die Oberärztin hat nachgefragt. Und das ist das, was ich immer noch nicht kann. Ich kann es weg halten, solange mich niemand fragt, aber wenn Jemand wissen möchte, wie es mir mit dem Thema geht, brechen immer noch schnell die Dämme. Unter dem Mäntelchen des Alltags und des Schweigens über dieses Thema ist noch sehr viel Schmerz. Es wurde viel übe

Von Grenzen und Zukunft

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 „An mein Früheres Ich Ich weiß genau wie traurig Du bist…“ (Florian Künstler – Verzeih Dir selbst) Wir sitzen im Büro. Haben schon das Fenster geöffnet und obwohl draußen der Regen eingesetzt hat, ist es immer noch sehr stickig. Fast ist es ein bisschen dunkel in diesem Büro und irgendwie vermittelt dieser Nachmittag eine Stimmung, wie sie manchmal auf den letzten Sommertagen liegt, dabei ist es nur ein bisschen Regen der durchzieht und dann ist der Sommer noch lange nicht zu Ende. Wir reden über Grenzen. „Ich bin sehr froh darüber, dass Sie mir erzählt haben, wie es Ihnen geht, aber ich habe den Eindruck, Sie bereuen das ein bisschen.“ „Schon“, gebe ich zu. „Es war jetzt nicht der Plan, sagen wir es so“, füge ich nach einer Pause hinzu. Denke wieder kurz nach. „Obwohl ich schon zugeben muss, dass es auch gut tut, dass das Thema hier mal einen Raum in so einem wertschätzenden Umfeld gefunden hat.“ „Was ist Ihre Sorge?“, fragt sie. „Naja, ich habe schon vor, langfristig Psychosomatik z