Gedankenschnipsel

Im Kopf ist so ein immenses Chaos, dass es heute mal nur Ausschnitte gibt...

***

Ich auf meinem Standpunkt.
Die anderen auf ihrem.
Dazwischen gefühlt das Universum.

Du wärst die Verbindung gewesen.
Der Mensch, bei dem ich hätte ich selbst sein können.
Der Mensch, der mich ermutigt hätte, meine Antennen in einer Welt, die zu groß scheint, auszufahren.

Das mit der Psychosomatik ist so ne Sache.
Ich hab viele alte Tagebucheinträge gelesen. Ich bin in eine Welt rein gewachsen, in der ich nie sein wollte. Aber ich wollte gut sein in dem, was ich tue.
Über so viele Schatten gesprungen, so viele Ängste und das hat mich sicher stärker gemacht.
Aber auch auf dem Boden des CTs gesessen, geweint um meine erste Patientin im Dienst, die es nicht geschafft hat. Hinterfragt, gehadert. Es war alles leitliniengerecht, aber meine Lyse hat sie trotzdem umgebracht.
Mich hart gemacht, um den Alltag auszuhalten, dabei sagt man doch es sind die weichen Dinge, die nicht brechen.
Befürchtet, dass das hier ne Lebenskrise wird am Ende der Psychosomatikzeit. Manchmal macht das Licht die Schatten eben doch erst sichtbar.
Entweder weiter auf dem Weg, der zum Schluss doch recht erfolgreich war, aber nie so wirklich ich? Oder auf den neuen Abzweig, auf dem ich mein 18 – jähriges ich wieder gefunden habe, aber ein Küken bin, noch neu und unerfahren  und noch nicht das Vertrauen in mich gefunden habe, diesen Job gut machen zu können? Und das Vertrauen darin zu haben, dass gute Medizin nicht nur ist, täglich physisch Leute zu retten. Sondern mehr in meine Überzeugung zu vertrauen, dass es darum geht, die Lebenszeit gut zu verleben und nicht nur überleben.

Und dann frag ich mich, ob ich mit allem was ich bin eine gute Psychosomatikerin werden kann. Es gibt da ja diverse Vorurteile. Obwohl ich fest daran glaube, dass ein paar Umwege in der Biographie vielleicht zumindest dafür gut sind. Wenn man es sich schön reden will.
Aber du spürst, wo das Gegenüber ist. Ich glaube – kleiner Schwenk – deshalb mag ich auch die Musik von Florian Künstler so. Du musst seine Biographie nicht lesen um zu verstehen, dass es nicht einfach war. Aber er vermittelt etwas zwischen den Zeilen, das man aufsaugen kann, das aufrichten kann, eine Kommunikation ohne Worte, ein gesehen, gehört und verstanden werden, ohne dass es explizit so formuliert werden muss.  

Meine Oberärztin steigt mir auf die Füße, dass ich einen Termin beim Chef mache. So wie sie es bei den Patienten macht, macht sie das auch bei mir. Und das ist okay. Gerade brauchen wir keinen sentimentalen Schwenk, gerade eben muss hier was passieren.

***
Sonntag.
Auf dem Fußboden in der Küche sieht es aus, wie in den schlimmsten Examenszeiten.
Überall sind Scripte verteilt, die ich in den letzten Tagen gelesen habe und die ich jetzt mal endlich abheften muss, ansonsten fliegen die Blätter alle durcheinander.
In meinem Kopf schwirren die Informationen. Manche Themen sind redundant, dann klingelt es in meinem Kopf, aber ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, also lese ich nochmal nach und stelle fest, dass ich da schon wieder etwas durcheinander geschmissen habe.
Wie soll ich das jemals alles in mein Hirn bekommen?
Noch dazu, wo das Leben aktuell nur aus Baustellen besteht.
Ich weiß nicht, wie das mit diesem Facharzt gehen soll. Gefühlt habe ich umso weniger Ahnung, je mehr ich lese…

Lernunterlagen...



***
„Ich melde mich bei Dir, sobald ich kann.“ Kann er offenbar seit Tagen am Stück nicht.
„Ich wünschte ich könnte Dir erklären, warum die Dinge diese Woche so sind, wie sie einfach sein müssen.“
Herr Kardiochirurg: Ich kann Dir sagen, warum die Dinge sind, wie sie sind und das hat wenig mit „müssen“ zu tun: Weil Du weiterhin Deine Prioritäten nicht in die Beziehung setzt. Weil das Fallschirmspringen weiterhin an erster Stelle steht, weil diese Woche Sprungwoche ist. Weil es Dir egal ist, dass Du Deinen Dienst in mein Dienstfrei rein getauscht hast und das Fallschirmspringen in der Liste halt vor mir kommt. Deswegen werden wir uns auch am Feiertag nicht sehen, an dem wir beide frei haben. Und deswegen sind die Dinge so, wie sie einfach sein „müssen“, aber daraus noch eine große Geheimniskrämerei zu machen, ist irgendwie ein bisschen "drüber".

Das hat mich jetzt ein paar Wochen nicht mehr so gerissen, wie in den letzten beiden Tagen. Ich glaube es kommt daher, dass hier so viel passiert, das ich gern mit ihm teilen würde, aber es geht nicht. Wir haben uns seit Freitag nicht vernünftig gehört. Und er liest die whatsApps ja auch mit 24 – stündiger Verzögerung, sodass an der Stelle auch keine Kommunikation über die basalen Dinge entstehen kann.

Es tut weh. Manchmal richtig doll.
Aber ich weiß auch, in welche Richtung das gehen wird. In letzter Zeit war er nur noch genervt. Er tut das nicht mehr für sich. Falls er das je getan hat. Und ich bin immer noch dabei zu lernen, ihn gehen zu lassen.
Ich hab schon kaum noch an ihm gezogen, stand nicht mehr einfach auf der Matte und wollte über Nacht bleiben, weil ich es auch gar nicht mehr einsehe, immer betteln zu müssen. Das muss schon auf Gegenseitigkeit beruhen.
Aber es wird schon okay werden.

Mondkind


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