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Von Gefühlen und Objektivität

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Es ist ein bisschen still hier.  Nicht, weil es still in mir ist.  Sondern weil ich Texte anfange sie zu schreiben und nicht fertig schreibe. Weil dazwischen etwas anderes wieder aktuell wird. Oder ich nicht dazu komme, sie zu veröffentlichen, bis ich mich wieder mit etwas anderem beschäftigen muss. Oder, weil ich sie nicht veröffentlichen will.    Fakt ist, es ging mit lange nicht so schlecht.  Und bevor die Leute jetzt kommen mit „das war absehbar“ – irgendwie habe ich gehofft, dass der Facharzt ein Reset wird. Ich habe gehofft, der Freund und ich werden danach die Beziehung anders gestalten können. Vielleicht war ich ja wirklich etwas überreizt in den Monaten davor und es würde irgendwie einfacher werden. Vielleicht, so dachte ich, bringt uns die unfreiwillige Pause irgendeiner Form von Zusammenleben am Ende doch wieder näher zusammen.  Und mit dem Job – ich dachte, ich spreche einfach mit den Chefs von der Psychosomatik und dann läuft das schon. Ich wil...

Ein paar Gedanken

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Freitagabend.  Ich weiß gar nicht genau, wie spät es ist. Gerade sind 100 % Fokus nötig. Ich habe den Neuroradiologen in der Leitung, um eine Thrombektomie zu besprechen. „Vielleicht können wir es in Sedierung versuchen – ich habe schon Angst, dass wir einen 87 – jährigen Herrn danach vielleicht nicht extubieren können und er dann zum nächsten traurigen Fall auf unserer Intensivstation wird“, sage ich gerade, als sich die Tür der Notaufnahme öffnet und mir einer der Oberärzte einen Brief aus einem Krankenhaus hunderte Kilometer weit weg bringt über einen Patienten, den ich gerade parallel im Schockraum versuche aus dem Status zu holen und den das andere Haus netterweise her gefaxt hat. Levetiracetam hat nichts gebracht, Lacosamid läuft, aber ich sehe das sehr kritisch. Mit einem halben Auge lese ich, dass er wohl schon häufiger im Status war und auch schon öfter intubiert. „Wir können das versuchen“, höre ich den Neuroradiologen wieder, „aber Sie müssen die Angehörigen halt trotzde...

64 Monate

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Mein lieber Freund,  sag, wie geht es Dir?  Hier ist mittlerweile fast Winter geworden. Irgendwie hat die Uhrenumstellzeit augenblicklich für dieses Winterfeeling gesorgt. Seitdem ist die Sonne quasi nicht mehr sichtbar – selbst wenn die scheinen würde. Man kommt im Dunklen und man geht im Dunklen. Irgendwie hatte es aber neben der Schwere des Winters dieses Jahr auch irgendetwas Erleichterndes. Dieser Sommer, der mich dieses Jahr bis August fast erdrückt hat, hat etwas Neuem Platz gemacht und vielleicht kann ich Gefallen finden an meiner Sofaecke mit einem Kakao und einem Buch im Winter. Sie ist mein liebster Platz geworden in meiner Wohnung.  Mein letzter Monat war ganz gut – zumindest von außen betrachtet. Wir waren im Urlaub. Ich habe ein Buch unter Palmen gelesen, das Meer gefühlt und bin mit der Kamera den Sonnenuntergängen hinterher gerannt, wir haben Schildkröten im Wasser gesehen, ziemlich tolles Eis gegessen und wir hatten uns mal eine Woche so ganz. Nach all de...

Von einem Konzertwochenende

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Und dann stehen wir da. In der dritten Reihe vor der Bühne. Der Freund hinter mir, die Arme um mich herum geschlungen.  Meine Schwester neben mir und ihr Freund auch hinter ihr. Und für den Moment ist alles gut. Mein Kopf und mein Körper sind beschäftigt mit dem Abend, durch den Florian Künstler uns führt. Die Bässe bestimmen den Herzschlag, die gesungenen Songs die Stimmung. Da ist kaum noch Platz für eigene Gedankenschleifen. Einfach mitreißen lassen, singen, tanzen und fühlen.    Es kommt immer mal wieder die eigene Biographie von ihm durch.  Wenn er nachfragt, ob es Pflegeeltern im Publikum gibt. Wenn er „Tausende Mehr“ anmoderiert und die Geschichte erzählt, wie seine Rettungssanitäter – Kollegen ihn mit einer Panikattacke zu Hause im Wohnzimmer aufgesammelt haben und er eigentlich keine Ahnung hatte, was mit ihm passiert. Wenn er davon spricht, dass die Dinge temporär sind, dass ihm das geholfen habe, dieses Vertrauen in die Aussage seiner Behandler, dass es be...

Wochenverlauf

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Dienstag.  Ich bin auf dem Weg vom Dienst nach Hause, als ich der leitenden Oberärztin aus der Psychosomatik über den Weg laufe. Die macht direkt mal Nägel mit Köpfen und knöpft mir meine Handynummer ab. Nachdem durchgedrungen ist, dass ich mir nicht ganz sicher bin, inwieweit ich in der Psychosomatik wirklich gewollt bin, wird sie das nochmal klären, sagt sie. Nicht zu viel sprechen, entgegne ich, da läuft mir aktuell schon mehr als genug Kommunikation außen rum, die dann erst über Umwege bei den richtigen Stellen landet.  Eigentlich kann sie meine Zweifel aber schon ausräumen, indem sie sagt, dass die Chefs wirklich nicht sagen könnten, ob es eine Stelle gäbe. Denn selbst wenn es so wäre, müsste die Personalabteilung die erst freigeben und es habe durchaus Fälle gegeben, in denen das nicht passiert sei, sodass man sich deshalb lieber so verhalten äußern würde.    Mittwoch. Der Kardiochirurg hat Rufdienst.  Irgendwann um kurz vor acht Uhr am Abend sagt er, dass...

Zypern 2025

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  Verspäteter Sommerurlaub 2025.  Dass es den überhaupt gibt, war lange ziemlich fraglich. Nicht nur aufgrund einer Facharztprüfung, sondern auch aufgrund einer hochgradig kritischen Beziehungssituation.  Die Bestätigung dass alles geklappt hatte mit der Buchung, hatten wir am Ende weniger als 24 Stunden vor dem Abflug. Und dann hieß es Koffer packen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl zugegebenermaßen. War ich nicht diejenige, die am Tag zuvor noch gesagt hatte, dass ich mir nicht so richtig vorstellen kann, jetzt mit dem Kardiochirurgen in den Urlaub zu fahren? Dieses Gefühl kam ja von irgendwo her.  Ehrlich gesagt war ich so am Ende mit der ganzen aktuellen Situation, dass ich es nicht mehr geschafft habe, die Bude vernünftig abflugsbereit zu machen – im wahrsten Sinn des Wortes. Nachdem ich die letzten Wochen fast keinen Tag ohne Psychopharmaka geschafft und andauernd Kopfschmerzen hatte, war ich schon überhaupt froh, dass ich meinen Koffer packen konnte, ohne irgen...

Urlaub

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Ich wollte mal kurz eine kleine Notiz dalassen  Auf dem Handy schreibt es sich nicht wirklich gut, von daher mag ich auch gar nicht so viel sagen und mich lieber in ein paar Tagen melden, aber ich war gar nicht dazu gekommen zu schreiben, ehe es los ging.  Wir haben weniger als 24 Stunden vor der Abfahrt dann doch noch eine Reise gebucht. Es war super anstrengend, weil selbst Angebote die noch verfügbar zu sein schienen, es im spannenden Moment nicht waren. Wer jetzt glaubt last minute zu buchen sei günstig, täuscht sich auch - wir haben so viel Kohle dafür hingelegt und das ärgert mich auch etwas, weil das eben am Ende doch daran liegt, dass man mit dem Herrn nicht planen kann.  Wir hatten noch so einige Diskussionen und insgesamt war ich schon eher an dem Punkt, dass ich gesagt habe, dass ich mir einen gemeinsamen Urlaub tatsächlich gerade nicht mehr vorstellen kann - und das wäre am Ende nach allem Theater auch okay für mich gewesen, aber er hat sich dann doch noch zie...