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Es werden Posts vom Mai, 2023 angezeigt.

Reisetagebuch #6 Geburtsstadt und Gedanken zur Beziehung

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Ich war selten so froh, zu Hause zu sein. Die Tür hinter mir schließen zu können. Mich von Innen dagegen lehnen zu können und einfach zu weinen, bis die Tränen fürs Erste leer sind. Die letzten Tage haben mich massivst überfordert. Ich kann wirklich nichts sagen gegen diesen Menschen, der in der Geburtsstadt wohnt. Bei ihm war ich vom Sonntag bis Dienstagabend. Wir haben in seiner Küche gestanden, veganes Curry gekocht und nebenbei Florian Künstler gehört. Anschließend im Wohnzimmer gesessen, Kerzen angezündet und gemeinsam gegessen und geredet, bis die Uhr den neuen Tag angekündigt hat. Wir haben die Fahrräder raus geholt – bei ihm ist die Verteilung wie beim ehemaligen Freund – ein E – bike und ein normales Fahrrad, wobei wir uns abgewechselt haben, wer welches nimmt und er hat mir die Gegend gezeigt, in der er groß geworden ist. Wo er gewohnt hat, wo er im Kindergarten und in der Schule war, wo er Praktikas gemacht und mit seinen Freunden abgehangen hat. Dann sind wir noch ein bissc

Reisetagebuch #5 Viele Gedanken

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Eigentlich gibt es nichts Schöneres, als morgens erstmal auszuschlafen und sich dann mit einem Kaffee auf den Wintergarten zu pflanzen. Da ist der Tag schon mal halb gerettet. Heute musste die Wäsche gewaschen werden, die Taschen mussten für die Abreise morgen umgepackt werden, der Vortrag ist endlich mal fertig, aber auswendig lernen muss ich ihn noch, bevor ich ihn halten muss und am 13.06 ist dieser Stress dann auch mal endlich vorbei. Daneben war ich noch in der Stadt (das Haarspray war leer – großer Notfall ;) ) und habe einen kleinen Spaziergang gemacht. Und das mit dem Kissen – ich weiß nicht. Das Einfachste wäre, meine Mama schickt mir mein geliebtes Kissen mit der Post, aber das wird sie nicht machen. Das neue Kissen ist zu dick, ich hatte heute Morgen echt Rückenschmerzen. Mal sehen, wie die Nacht heute wird. Daneben habe ich doch mal einen Blick in die Fragebögen der Klinik geschmissen. Und das hat mich dann sehr nachdenklich gemacht. Hätte man die mir letztes Jahr in die Ha

Reisetagebuch #4 Pause

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Lange waren die Erinnerungen in an die Studienstadt ausschließlich wie graue Schatten, die an den Hauswänden hingen. Es war zu schwer in den guten Zeiten von Damals noch das Leuchten zu sehen. Mittlerweile spüre ich, wie es langsam zurück kommt. Wie die Erinnerungen von damals tragen. Auch, wenn es weiterhin schwer ist, mich vermehrt dorthin zu konzentrieren. Ich lieb’s wieder in den Cafés herum zu sitzen, den Puls der Stadt zu fühlen, die Schnelligkeit, die Anonymität, die manchmal so gebraucht ist. Ich mag’s mich zu erinnern, wie das Leben hier angefangen hat, in den Straßen von rund um das Klinikgelände, 2017. Wie ein Team aus Ärzten, Therapeuten und der Pflege langsam die Zwänge und die Ängste eingestampft hat und die daraus entstandene Depression zurück gedrängt hat. Wie die Einkaufstraße unweit der Klinik zum Übungsplatz geworden ist. Ich erinnere mich, wie ich das erste Mal im Supermarkt stand, ohne innerlich zu explodieren, weil ich doch an den Schreibtisch gehörte und gefällig

Reisetagebuch #3 Freunde

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Die Stadt ist noch recht ruhig. Ein Kumpel und ich sitzen am Wasser. Ich bin heute mit dem Auto zur Uni gefahren. Am Ortseingang steht ein „Welcome Home“, als hätte man es für mich dort hin gestellt. Von der Uni aus bin ich mit der Bahn weiter in die Stadt rein gefahren. Es ist auf seltsame Art schön wieder in dieser Bahn zu sitzen, die vertrauen Geräusche, die Stimme, die monoton die Haltestellen ankündigt und noch genauso klingt wie damals, als ich noch dort gelebt haben.  Der Kumpel und ich sind vorne ans Wasser gelaufen und sitzen dort eine Weile still nebeneinander, den Blick auf das Wasser gerichtet, auf den Fernsehturm daneben und auf die Frachtschiffe, die den Fluss hinauf oder hinab fahren. „Also Mondkind, was ist denn das jetzt mit dem ehemaligen Freund?“, fragt der Kumpel. Meine Augen sind immer noch ein bisschen verweint nach dem Telefonat von heute Morgen. „Ich weiß es nicht. Wir hatten nicht so viel Zeit heute Morgen und irgendwie war ich dann so emotional am Telefon und

Reisetagebuch #2

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22. Mai. Montag. Manchmal wünschte ich, die Menschen würden nicht vergessen. Und hoffen, dass man sie nicht darauf anspricht, dass sie vergessen. So viel Stille in mir. So viel Lautstärke um mich herum. 22. Mai. Dieses Datum steht auf dem Holzkreuz an dem Ort, an dem der ehemalige Freund beerdigt ist.. Ich bin mir sehr sicher, dass das nicht mal der Tag ist, an dem er gestorben ist. Aber manchmal würde ich mir wünschen die Menschen würden das als Einladung verstehen, von einem „wir“ zu erzählen. Und das nicht vergessen, bis die Nacht diesen Tag endlich ablöst. „Ich hoffe, Du bist okay, wo immer Du auch bist“, denke ich mir mehrfach an dem Tag. Während ich mit meiner Mama in der Stadt unterwegs bin. Sie hat einen Rollator dabei, den man bei Bedarf zum Rollstuhl umbauen kann. Nette Idee, aber komplett unpraktisch, weil man mit diesen Mini – Rädern eines Rollators überall hängen bleibt. Keine Ahnung, wie viele Leute an diesem Tag einfach mit anpacken und die Vorderräder über das nächste H

Reisetagebuch #1

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Samstagabend Der ehemalige Freund war den Tag über unterwegs, erst gegen kurz vor 19 Uhr meldet er sich, dass er demnächst nach Hause kommen wird. Ich packe meinen Vortrag zusammen, mache mich fertig, schmeiße die restlichen Dinge ins Auto und dann mache ich die Wohnung noch abflugsbereit. „Wenn Sie den Müll raus gebracht haben, haben Sie das Wichtigste erledigt“, kommt mir in den Kopf, als ich auf den Türschwelle stehe. Diesen Satz von Frau Therapeutin werde ich wohl nie vergessen. Ein bisschen wie ein „Mutter – Tochter – Moment“, der so nie existiert hat. Und dann düsen Möhrchen und Mondkind erstmal in die Nachbarstadt. Wir stehen im Flur. Ewig. Halten uns im Arm, als hätten wir uns ein halbes Jahr nicht gesehen. Seitdem ich nie weiß, wie lange das noch so sein kann, sind die Umarmungen noch intensiver als früher. Ich nehme das Schlagen seines Herzens, seine Atmung, seinen Geruch genau wahr. Ich achte auf mein Herz, das immer noch flattert. Und am liebsten hätte ich es, diese Momente

Urlaubsstart

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Urlaub. Endlich. Ich fühle mich wirklich sehr urlaubsreif. Heute Abend geht es los. Anderthalb Wochen. Bis morgen erstmal nur in die Nachbarstadt, von dort aus in die Studienstadt, am Freitag fahre ich zurück und übernachte eine Nacht bei mir, ehe es nochmal drei Tage in die Geburtsstadt geht. Viel Programm. Ich sehe viele Menschen und ich freue mich drauf. Ich hoffe, ich habe die Energie. Und Ihr bekommt ein Reisetagebuch. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich mich wirklich regelmäßig melden kann.  Zugegeben - nach Urlaub sieht es hier noch nicht aus, aber ich bin froh, dass ich mich heute nach Wochen, in denen es nie geklappt hat, mal auf den Vortrag konzentrieren konnte. Die letzten Tage waren nochmal turbulent. Das Vorstellungsgespräch in der Psychosomatik war eigentlich ziemlich unspektakulär, da habe ich mich echt zu viel verrückt gemacht. Gefallen hat mir nur nicht, dass mir in Aussicht gestellt wurde, dass man nicht möchte, dass ich das Psychiatrie – Jahr teile. Ja es ist Stress, ic

Von einem Wochenende

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 Erstmal die besten Nachrichten vorweg – ich werde nächstes Jahr aufs Konzert gehen. Von Florian Künstler. Es gibt selten Geschenke, die mich wirklich völlig umhauen. Weil sie unerwartet kommen. Und dann einfach so passend sind. Weil das schon ein Wunsch war, aber nicht so richtig laut geäußert. Ich habe öfter mal herum gefragt, ob jemand mit mir auf das Konzert gehen würde, aber es hat sich niemand gefunden und alleine geht es zwar auch, aber ich mache Dinge wirklich sehr ungern alleine. Und dann hat mich am Tag nach meinem Geburtstag noch ein Brief mit den Konzertkarten erreicht. Ich bin mir jetzt schon recht sicher, dass das einer der besten Tage des Jahres 2024 wird… *** Leben war selten so chaotisch. So voller innerer Unsicherheiten. So Kopf gegen Herz. Verstand gegen Gefühl. Dann stehen wir da. In seiner Küche. Seine Lippen auf meinen, seine Arme auf meinem Rücken. Ich spüre sein Herz schnell schlagen. Ich spüre das Beben und das Kribbeln in mir, ich spüre mich aus dieser Erstarr

Geburtstag

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Ich hätte viel zu erzählen gehabt die letzten Tage. Es passiert so viel auf der Arbeit. Aber meistens falle ich abends einfach nur ins Bett. Geburtstag. Heute. „Die Mondkind ist jetzt auch mal in ihren 30ern angekommen“, sagt der ZNA – Oberarzt zum Chef. Die Kollegen haben ein kleines Geschenk vorbereitet und ich bin davon sehr berührt. Neuro – Familie halt. Die ist all die Jahre über irgendwie geblieben. Während das Privatleben immer und immer wieder zusammen gefallen ist. Vielleicht sind es eben manchmal nicht die Menschen, von denen man sich wünscht, dass sie bleiben. Sondern die Menschen, die es eben wirklich einfach tun. Und ja, das ist einfacher, weil es alles distanzierte Beziehungen sind. Aber es tut gut zu hören „Alles Liebe zum Geburtstag Mondkind. Und bleib einfach, wie Du bist.“ Ich freue mich wirklich sehr über die Mini - Orchidee... Tatsächlich wollte ich schon immer mal eine haben; ich habe die nämlich eine zeitlang auch mal gern verschenkt, aber mir nie selbst eine mitg