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Es werden Posts vom September, 2023 angezeigt.

Reisetagebuch #3

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Donnerstag. Heute schlafe ich bis fast 9 Uhr. Dafür, dass das Hotel mitten in der Stadt liegt, ist es erstaunlich ruhig. Allerdings habe ich auch Glück und mein Fenster geht zum Hinterhof raus. Tatsächlich fühle ich mich sogar einigermaßen ausgeschlafen, mache mich schnell zurecht und gehe erstmal frühstücken. Allerdings zickt mein Bauch weiterhin ein bisschen und von daher lasse ich es heute auch etwas langsam angehen in puncto essen. Ich brauche keinen zickigen Bauch auf Reisen. Ein bisschen schade ist es aber schon – ich liebe Hotelfrühstücke sehr. Wieder auf dem Zimmer packe ich meine Sachen zusammen, checke aus dem Hotel aus, hole Möhrchen von seiner Luxus – Suite und dann fahren wir nach einem Tankstopp auch schon raus aus der Innenstadt. Ich weiß schon jetzt, dass ich den Fluss vermissen werde. Die Stadt. Sie ist tatsächlich immer ein Stück zu Hause geblieben, auch wenn ich bei diesem Aufenthalt so sehr gemerkt habe, wie sich meine Wahrnehmung ändert. Ich düse erstmal weiter zu

"Ich gebe Halt"

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Der dritte Teil des Reisetagebuchs muss noch warten. Weil es dazwischen andere Ereignisse gegeben hat, die das Herz bewegt haben. Es ist Nachmittag, als ich auf dem Weg zur Frau des Oberarztes bin. Auf den Termin heute habe ich irgendwie nicht so viel Lust. Das Plakat, das ich machen sollte habe ich ins Auto geschmissen. „Mein Leben in fünf Jahren“ war die Überschrift und ich sollte kreativ werden, Zeitschriften durchforsten und eine Collage machen. Thematisch habe ich das Ganze mal etwas aufgeteilt. In „Familie“, „Freizeit“, „Job“ und „Zwischenmenschliches“. Wahrscheinlich fallen mir auch noch weitere Kategorien ein. Die Frau des Oberarztes beschließt, dass wir schon mal anfangen das Plakat zu besprechen – auch wenn es noch nicht fertig ist. Zum Job habe ich den Schriftzug „Ich gebe Halt“ aus einer Zeitung ausgeschnitten und daneben geklebt. Was das heißen soll, will sie wissen. „Es ist mir tatsächlich einfach so ins Auge gestochen“, entgegne ich. Und überlege eine Weile. „Das wäre sc

Reisetagebuch #2 Kumpel treffen und Herr Kliniktherapeut

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Mittwoch. Der Morgen beginnt früher, als ich das gern hätte. Zuerst muss ich mich um das Auto kümmern. An der Rezeption händigt man mir gegen Einwurf von Münzen die Parkkarte für die Tiefgarage ums Eck aus, in die ich Möhrchen bringe. Dort wird es dann bis zur Abreise sicher stehen können. Anschließend gehe ich im Hotel frühstücken. Die haben einen guten Kaffeeautomaten, was schon mal die halbe Miete ist, aber darüber hinaus fällt das Frühstück aufgrund von anhaltenden Magenschmerzen recht schmal aus. Im Anschluss mache ich mich auf den Weg ein Mal quer durch die Stadt, um einen Kumpel in der Altstadt zu treffen. Ich merke, dass das ein Urlaub ist, in dem sich die „innere Landkarte“ nochmal etwas besser zusammen fügt. Manchmal kenne ich Ecken oder Straßen aus der Stadt und kann aber nicht genau verorten, wo die sind. Und manchmal kommt man dann in Situationen, in denen sich die einzelnen bekannten Ecken – zum Beispiel durch einen Spaziergang – von der einen in die andere Ecke, zu einem

Reisetagebuch #1 Therapie und Familienbesuch

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Es ist knapp halb sechs Uhr in der Früh, als der Wecker klingelt. So früh habe ich in diesem Monat selten aus der Wäsche geschaut. Die neue Lampe im Badezimmer ist wirklich heller, als die alte Glühbirne stelle ich fest, nachdem ich ins Badezimmer gewankt bin. Ich trinke noch schnell einen Kaffee, schmeiße die Sachen ins Auto, mache die Wohnung abflugsbereit (obwohl wir am Abend davor im Arbeitszimmer mit unserer Umbauaktion in der Wohnung vorerst so viel Unordnung gemacht haben, dass das gar nicht ordentlich genug sein kann…) und gegen viertel vor Sieben in der Früh starte ich Möhrchens Motor. Der Weg führt mich zuerst über die Landstraßen des Umlandes, auf denen es langsam hell wird. Fünf Grad hat es hier heute früh und in den Senken hängt der Nebel fest. Aus den fünf Grad werden – bis ich gegen 11 Uhr über vertraute Straßen düse 25 Grad. Ich fahre schon mal am Hotel vorbei, erledige den Check In und fahre dann zurück zur Uni. Irgendwie kommt es mir heute vor, als würde aus jedem Gul

Von verspäteten Reisestart und neuen Möbeln

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Samstag. Einer der wenigen Tage bislang in diesem Urlaub, die sich im Gesamten doch mal nach Urlaub anfühlen. „Wollen wir lieber Samstag oder Sonntag frei“, fragt der Kardiochirurg, bevor er sich auf den Weg zur Arbeit macht, um zu versuchen noch etwas wegen des Dienstplanes zu klären. „Ist mir egal, solange wir einen Tag am Wochenende für uns haben“, entgegne ich. Ich mache mich in der Zeit zurecht, weil das Fahrrad noch zum Fahrradladen muss. Am Ende ist er recht schnell und kann doch nichts ändern und dann bringen wir das Rad gemeinsam zum Fahrradladen. „Sollen wir uns jetzt heute mal um Deine Wohnung kümmern?“, fragt er. „Könnten wir machen“, entgegne ich. „Hast Du einen Zollstock zu Hause?“, fragt er. „In der Abstellkammer bestimmt… - irgendwo.“ Wir schauen uns das Arbeitszimmer an und überlegen, welche Anordnung von Regalen wohl am meisten Sinn hätte. „Was ist denn überhaupt alles in diesen Umzugskartons?“, fragt er. „Sind das alles Sachen aus dem Studium?“ „Ich weiß es nicht gen

Von Loslassen und Kennenlernen

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„Ich dachte, Du kommst ein bisschen später…“ Wie oft habe ich den Satz in letzter Zeit gehört...? Ich lasse mich auf den Sessel fallen, in dem ich früher morgens oft saß, um schon mal den Blog zu schreiben. Und warte, bis er fertig ist. Der Ex – Freund und ich müssen noch ein paar Sachen hin und her tauschen. Das ist der offizielle Grund des Besuchs. Zuvor war ich noch in der Stadt; da wollte ich sowieso noch hin, weil ich immer noch eine neue Strickjacke brauchte und hier im Ort keine gefunden hatte. Und irgendwie ist es halt weiterhin eine wunderschöne Stadt. Wir trinken einen Kaffee und quatschen ein bisschen. Es ist schon merkwürdig. Da wo monatelang nur Schweigen war, sind jetzt wieder Worte. Man muss ja auch keine Sorge mehr haben, etwas zu verlieren, indem man mal wieder etwas sagt, das den Herrn ärgert. Wir haben ja alles verloren. Und dann hat dieser Besuch irgendwie etwas sehr Heilsames. Wir sind zwei Menschen geworden, die sich kennen. Die sich noch vertraut sind, die einige

Die ersten Urlaubstage

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Ein bisschen habe ich ja befürchtet, dass es so kommt, wie es jetzt ist. Aber gehofft habe ich trotzdem etwas anderes. Ich war gespannt, wie es mit dem Kardiochirurgen läuft, wenn wir beide Urlaub haben. Dann zieht die Argumentation „Ich stand bis Mitternacht im OP“ mal nicht mehr. Und ja – ich habe schon verstanden, dass er auf seinem Paragliding – Kurs hier in der Nähe ist, ich habe verstanden, dass da von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang geflogen wird und ich habe auch verstanden, dass er vorher nicht sagen kann, ob wir mal einen Tag für uns haben, weil das abhängig vom Wetter und vom Wind ist und diese beiden Variablen manchmal sehr launisch sind. Und trotzdem ist es mittlerweile spätestens halb acht Uhr am Abend dunkel und dann gibt es noch genug Zeit. Und das heißt nicht, dass ich erwarte, dass er jeden Abend bei mir auftaucht; er hat ja auch noch ein Leben neben mir. Aber es heißt schon, dass ich hoffen würde, dass er sich abends mal meldet, von seinem Tag erzählt und wir vielleic

Von einem unerwarteten, wunderschönen Urlaubsstart

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Sonntagmittag. Ich sitze auf dem grauen Stoffsofa, die Beine angewinkelt, in meinen Händen eine Tasse Kaffee. Er ist schnell unter die Dusche gehüpft, während ich noch langsam wach werde. Ich habe weder eine Zahnbürste, noch einen Kamm, noch sonst irgendetwas dabei. Wenn ich mich richtig entsinne, war der Plan gestern Abend gewesen, dass wir bei ihm Pizza essen und er mich dann wieder nach Hause bringt. Tja – daraus ist nicht so viel geworden. Also Pizza gegessen haben wir. Aber ich war die Nacht nicht zu Hause. *** Samstag. „Wir schlafen ein bisschen aus, dann komme ich zu Dir und dann planen wir mal die nächste Woche.“ Das war die Ansage am Freitag für den Samstag gewesen. Natürlich musste der letzte Spätdienst in der Neuro dann ziemlich eskalieren. In der Notaufnahme war non – stop etwas los; konsiltechnisch habe ich es sogar bis auf die Gyn geschafft zu einer jungen Patientin, die nach der Entbindung Schmerzen im Steiß hatte. Ich weiß zwar nicht, wieso das neuerdings neurologisch i

Von Momenten und Dankbarkeit

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Die letzten Tage in der Neurologie sind nochmal sehr herausfordernd. Und streckenweise muss ich mich unglaublich aufregen. Über den Vertrag für die Psychosomatik, der wohl in der Vergessenheit geraten ist und in der Personalabteilung tut sich nach mehrfachen Anrufen und Mails erst etwas, als ich beschließe den Chef auf Copy zu setzen. Ich könnte viel erzählen über die Stroke Unit, von der in meinem letzten Dienst ein Patient weg gelaufen ist, den dann die Polizei gesucht hat und der in einer Baugrube unweit der Klinik gefunden wurde. Und dann ging es zurück. Immobilisiert auf einem Spineboard mit Polizei-, Rettungsdienst- und Notarztbegleitung. Oder über die Rückenschmerzen, die eine Aortendissektion waren; darüber könnte ich auch reden. Ich könnte erzählen, dass die von mir noch einen Vortrag für die Pflege wollen, aber vergessen haben, dass morgen mein letzter Tag in diesem Laden ist und ich jetzt nächste Woche doch nochmal kommen muss, wo ich doch erstmal keine Neuro mehr anschauen