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Es werden Posts vom November, 2018 angezeigt.

Verrutschen der Maske

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13 Uhr. Leere im Büro auf der Epilepsie – Station. Sowohl Stationsarzt, als auch Oberarzt sind nicht da. Was wäre jetzt eigentlich dran gewesen? Den schmalen Weg durch die Grünfläche hinter der Chirurgie entlang laufen. Den Geruch der Räumlichkeiten der Ambulanz wahrnehmen, die immer noch nach Neubau riecht, obwohl das rote Gebäude mittlerweile schon einige Jahre alt ist. Im Wartebereich die Beine übereinander schlagen, die Jacke und den Schal ausziehen. Es ist generell überheizt dort. Irgendwann das rasch aufeinander folgende Klackern von Schuhen und kurz darauf ein vertrautes „Frau Mondkind…?“ Fühlen, wie sie langsam von meinen Schultern rutscht – die Schwere. Und einem Gefühl von Sicherheit Platz macht. Es kann nichts passieren für die nächste Stunde. Ich muss keine Wände in mir aufstellen. Ich muss nicht um gutes und sicheres Auftreten bemüht sein, ich muss nicht so tun, als hätte ich es alles schon hundert Mal gemacht – bei völliger Ahnungslosigkeit. Es gibt niemanden,

An der Heizung

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Es ist bald ein Jahr her, dass ich das letzte Mal auf dem Gelände der Psychiatrie in der Studienstadt war. Damals, weil ich einen Termin bei einem Psychosomatiker hatte. Er wollte sich das alles mal anhören und sich dann überlegen, wie und ob er mir helfen kann. Letzten Endes ist es bei zwei Terminen geblieben, weil bei mir die Examenslernzeit vor der Tür stand und wenig Zeit für konstruktives Arbeiten war. Und danach würde ich für das PJ wegziehen. Und dennoch haben diese zwei Termine viel geändert. Es war ein kalter, verregneter Tag und wir haben in einem dunklen Büro gesessen, dessen Möbiliar wie das ganze Gebäude, aus der Mitte des letzten Jahrhunderts stammte. Hohe Decken, schwere Türen und alles irgendwie ein bisschen trostlos. „Was Sie beschreiben, nennt man Einsamkeit…“ Der Satz hallt bis heute in meinen Ohren nach. Er hat ihn ganz leise gesagt – wahrscheinlich, weil ich auch ganz leise gesprochen habe. Und ich habe lange geschwiegen. Einsamkeit… - ich war doch

Schnipsel

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Worte sind nur noch eine Aneinanderreihung von wahllosen Buchstaben. Die Sätze ergeben keinen Sinn. Einen Befund lesen wird eine Herausforderung. Wir haben heute auf der Station so gut wie nichts zu tun und ich könnte auf der Nachbarstation fragen, ob ich helfen kann. Aber ich lasse es einfach. Das kann nur schief gehen. Was ist hier los? „Also wegen des Termins am Freitag, das wird schwierig, weil ich Montag eine mündliche Prüfung habe…“, höre ich mich erklären. Eigentlich bin ich mir nicht sicher, was ich ihr überhaupt sagen will. Der Therapeutin, am anderen Ende der Leitung. In wenigen Sätzen erkläre ich, was passiert ist. „Es tut mir wirklich leid, dass  im Moment jeder zweite Termin nicht stattfinden kann. So bin ich sonst nicht…“ „Nein Frau Mondkind, wenn Sie Montag eine Prüfung haben, dann können Sie am Wochenende auf keinen Fall herkommen – das halte ich auch für eine sehr schlechte Idee…“ „Mondkind, Dir ist aber schon klar, dass Du Dir gerade Deine Boje, bis zu der