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Es werden Posts vom Februar, 2022 angezeigt.

Ein Freitag und ein Therapie - Telefonat

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Freitag. Frühbesprechung. Nachdem die Notaufnahme in den letzten Tagen aus allen Nähten geplatzt ist, ist unsere Station doppelt so voll, wie sie eigentlich sein darf. Mit der Patientenanzahl für jeden Assistenten ist es fast, wie in alten Zeiten. Ob heute der letzte Tag auf der Normalstation ist? Ich weiß es nicht. Eine Stationsverteilung für nächste Woche wird bis zum späten Freitagnachmittag nicht verschickt werden und offiziell hat niemand gesagt, dass ich ab Montag auf die Intensivstation soll. Es steht halt im Rotationsplan. Eine Kollegin, die am Morgen nach dem Dienst nach Hause geht, kommt auf mich zu. „Mondkind, der Oberarzt hat gesagt, Du nimmst nächste Woche die Epilepsiepatienten.“ „Wie soll denn das gehen, wenn ich auf der Intensiv sein soll?“, frage ich. „Das weiß ich nicht Mondkind. Und übrigens – heute übernimmst Du meine Patienten auch; eine ist noch im Video – EEG unten auf der Intensiv, die musst Du noch punktieren. Und Du kannst den Brief schreiben, denn morgen

Dienst - Debüt und Stationspläne

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Anfang der Woche. Mal wieder so ein „magic Mondy“. Ich bin gerade auf meiner Visite, als das Telefon klingelt. Der dienstplanverantwortliche Oberarzt. Das heißt selten etwas Gutes. „Mondkind, Du weißt, dass wir aufgrund der Covid – Situation personaltechnisch sehr eng sind“, sagt er. „Ja“, antworte ich. „Du nimmst Dir nichts vor für Freitag, Du übernimmst da den Dienst“, erklärt er. „Mh, aber da habe ich schon zwei Termine“, entgegne ich.   Einmal AGUS – Treffen und der ehemalige Herr Kliniktherapeut hatte mir ja noch einen Telefontermin gegeben. Wenn ich den nicht wahrnehmen kann, weil ich 24 – Stunden – Dienst schiebe, schießt er mich auf den Mond. Außerdem ist es mir wichtig. „Mondkind, langsam kann ich auch nicht mehr“, sagt er. Und dann schlägt er vor mit einer Kollegin zu tauschen, die dann den Freitag macht und ich mache dafür ihren Dienstag. Das klappt dann auch. Also kurzfristiges Dienst – Debüt. Von gestern auf heute. Den ganzen restlichen Montag bin ich etwas unruhig und

Neuer ambulanter Therapeut?

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Es ist Freitag. Irgendwann gegen kurz nach acht am Abend. Ich habe mich mittlerweile getraut, eine ehemalige Mitpatientin anzurufen – eigentlich ist sie schon quasi eine Freundin. „Sollte [der ehemalige Herr Therapeut] anrufen, hänge ich Dich in die Warteschleife“, erkläre ich ihr, auch wenn ich daran nicht mehr glaube. Einer anderen Mitpatientin hatte er gesagt, dass er sich melden möchte, aber das ist schon über eine Woche her. Ich hatte ihm am Morgen nochmal eine Mail geschrieben wegen der ambulanten Therapie. Dass ich in zwei Monaten keine Therapeutin mehr habe, nimmt mich doch etwas mit und so langsam bräuchte ich mal eine Aussage, ob er meint, dass das etwas gibt, oder nicht. Wir hatten darüber im Januar ja schonmal gesprochen. Plötzlich klingelt das Telefon. Eigentlich hatte ich mir seine Nummer aus der Klinik notiert, das ist offensichtlich eine Handy – Nummer, die ich nicht kenne. Aber wer soll denn um die Uhrzeit anrufen? Kurz frage ich mich, ob es nicht vielleicht ein Koll

Vom Neustart im Job und Gefühlen unter dem Deckmantel

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Back in the game. Nachdem ich so lange raus war. Seit dem 8. Dezember. Als ich das letzte Mal so lange weg war, fiel mir das sehr schwer nach der Psychiatrie zurück in den Job zu gehen. Ich hatte meine Aufstehzeit vergessen und musste eine neue Morgenroutine finden, weil ich mich an die Alte nicht mehr erinnern konnte. Ich brauchte mehrere Anläufe, bis ich auf der Arbeit die richtigen Passwörter eingegeben hatte, für ein Programm musste ich die EDV damals bitten, das Passwort zurück zu setzen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie ich die Patienten untersucht hatte und brauchte eine neue Reihenfolge für meine neurologische Untersuchung. Ich hatte Angst, dass es mir diesmal genauso gehen würde. Aber irgendwie war es alles ganz automatisiert. Ich wusste gestern, wann ich den Wecker stellen muss, ich hatte meine Zeitmarken im Kopf, zu welcher Uhrzeit ich morgens wo in meiner Routine sein muss, um pünktlich das Haus zu verlassen. Ich konnte mich an die Passworte erinnern, es gab keine P

Resümee der Klinikzeit

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Klinikrückblick. Wo fängt man eigentlich an? Wenn ich wieder im Wohnzimmer an meinem Tisch sitze, dann kommt es mir so vor, als sei ich nie weg gewesen. Obwohl ich vor Weihnachten zuletzt in dieser Wohnung saß. Und dennoch verschwindet die Klinikzeit in einer Art Nebel und Zwischenwelt und es ist, als würde die Zeit zusammen schmelzen. Habe ich das alles wirklich erlebt? War ich wirklich da? Ich glaube – um die Zusammenfassung für die eiligen Leser mal vorweg zu schieben – es ist eine gute Klinik und es ist auch nicht so, dass ich nichts erreicht hätte. Und dennoch ist es so eine Sache, wenn man wartet, bis absolut gar nichts mehr geht. Das Konzept einer Psychosomatik ist ja auch nicht die Therapie von akuten Krisen. Hätte meine Therapeutin keinen Draht in die Klinik gehabt, hätte ich so schnell gar keinen Platz bekommen und vermutlich hätte es – wenn ich es hätte überleben wollen – zwangsläufig in der Psychiatrie geendet. Und obwohl meine Einzeltherapeuten und ich den Rahmen weit je