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Es werden Posts vom Februar, 2024 angezeigt.

Von einem Tag im Dienstfrei

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Mittwochmittag. Kurz nach halb 1 Uhr mittags. Die Sonne scheint. Und ich bin auf dem Weg um die Burgmauer. In der Hand einen Kaffee, den ich zu Hause noch schnell gekocht habe. Ich spüre den Anflug von Frühling. Höre die Menschen, die auch den Morgen in der Stadt verbringen. Und ich nehme ein bisschen Glück in mir wahr. Dort in diesem Moment. Und ich bemerke, dass es aktuell nur noch selten mal „Hallo“ sagt. Und, wie sehr ich es vermisse. Ich setze mich auf eine Bank, nehme bewusst wahr, wie der Kaffee meine Hände wärmt und spüre bewusst die Sonne auf meinem Gesicht. Ein kleiner, ganz großer Moment   *** Die Nacht war für einen Psychosomatik – Dienst gar nicht mal so ruhig. Eine Patientin hatte noch ein bisschen Herzklabaster, der noch abgeklärt werden musste. Da die Herzenzyme leider ewig gebraucht haben, konnte ich mich dann auch nicht hinlegen. Aber ein paar Stunden, drei oder vier, konnte ich dann doch noch zusammen kratzen. Und die reichen zumindest für den Morgen. Zu Hause habe i

Von einer Minireise

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  Samstagmorgen. Der Wecker reißt mich schon um sieben Uhr aus dem Schlaf. Ich fluche erstmal innerlich. Nachdem ich das letzte Wochenende auch durchgehend früh aufstehen musste, ist das allmählich an Tag 13 schwer zu ertragen. Allerdings sind der Kardiochirurg und ich heute nach seinem Dienst zum Frühstück verabredet und ich vermute mal schwer, dass er danach erstmal schlafen möchte – daher lässt sich das schlecht aufschieben. Ich versuche mit ihm seit Donnerstag zu besprechen, wie wir es machen können an diesem Morgen. Leider war er so beschäftigt, dass er es nicht mal geschafft hat, eine kurze whatsApp zu schreiben. „Ich bin dann ab acht Uhr gestriegelt abflugsbereit“, habe ich Freitagabend geschrieben und gehofft, dass er zumindest protestieren möge, wenn das nicht klappt. Aber meines Wissens nach haben die Kardiochirurgen um acht Uhr frühs Dienstschluss. Um halb 3 war ich in der Nacht nochmal wach, da habe ich nochmal aufs Handy geschaut, aber auch nichts gesehen. „Ich muss noch d

Schnipsel der letzten Tage

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Neuro. Die Neuro war vier Jahre lang mein Leben. Über vier Jahre. Und wenn man all die Jahre mitzählt, in denen ich mich emsig darauf vorbereitet habe in die Neuro gehen zu dürfen, wären es noch viel mehr. Ohne die Neuro wäre vieles nicht passiert. Ich wäre sicher nicht umgezogen, sondern wahrscheinlich irgendwo in der Nähe der Großstadt geblieben. Ich hätte den Ruhrpott nicht verlassen. Keine Ahnung, wo ich gelandet wäre. Keine Ahnung, ob der Freund gestorben wäre. Keine Ahnung, ob ich es so lange in der Medizin ausgehalten hätte. Keine Ahnung, ob meine Schwester auch die Koffer gepackt hätte und in den Norden gezogen wäre. Ich glaube, an dieser Entscheidung für die Neuro hing mehr, als ich es damals sehen konnte. Und jetzt…? Wie oft habe ich von Menschen, die nicht meine Familie waren, Skepsis gehört. Nicht genug Begeisterung für dieses Fach. Wie oft habe ich die Frage gehört: „Wollen Sie überhaupt Medizin machen?“ Habe ich mich je getraut, das zu hinterfragen? Meine Schwester und ic

Traurigkeit

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Wir sitzen im Stationsstützpunkt. Reden ein bisschen. „Mondkind, hast Du eigentlich einen Freund?“, höre ich irgendwann. Eine Frage, die so einfach ist. Und doch so kompliziert. Ich überlege ganz kurz. „Nein“, entgegne ich. Es fühlt sich gerade einfach nicht so an. Wir bewegen uns nirgendwo hin. Ich weiß nicht, wie lange das noch geht. Und trotzdem fühlt es sich krass an. Ich warte nicht mehr so richtig abends auf ihn. Und trotzdem tut es irgendwie weh, wenn er sich erst so spät meldet, dass es absolut keinen Sinn mehr hat, dass er noch vorbei kommt. Weil ich dann viel zu spät im Bett wäre. Und es mir das langsam nicht mehr wert ist. Es ist anders geworden mit uns. Wir haben das auch einfach nie zu Ende diskutiert. *** Eine Patientin sitzt vor mir. Wir machen biographische Anamnese. „Ich habe vier Kinder. Die habe ich quasi alleine groß gezogen. Mein Ex – Mann ist Chirurg. Sie wissen ja, wie das ist bei Ärzten, der war nie zu Hause.“ Ich notiere etwas auf meinem Klemmbrett. Auch eine A

Gruppendynamik

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Man soll nicht vergessen, Glücksmomente zu teilen. Heute ist so einer.   Früh morgens ruft mich der Psychologe aus unserer Sektion an. Derjenige, der jetzt zum Springer auserkoren wurde, nachdem meine Kollegin in eine andere Gruppe gewechselt ist. Und nachdem ich die Gruppe jetzt alleine habe. Heute sagt er, hat er noch viel mit der ehemaligen Gruppe zu tun, aus der er kam. Nächste Woche hat er Urlaub. Und übernächste Woche ist der andere Psychologe aus unserer Sektion im Urlaub, da wird er sich um die Gruppe kümmern müssen. Zumindest an den Tagen, an denen er da ist… Und in der Woche danach… - wird unsere Zusammenarbeit starten. Wir müssen uns noch überlegen, wie wir das machen. Ob er sich mit bei mir in die Gruppen setzt, einzelne Gruppen leitet, um mich zu entlasten. „Ich finde Arbeit im Tandem ist sehr anstrengend. Meistens laufen die Gruppen besser, wenn Einer alleine die Gruppe macht.“ Ob man das so pauschal sagen kann weiß ich nicht – ich denke, es wäre viel Kommunikation über d

Reflexion

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Ich wüsste manchmal gern, was wir uns dabei gedacht haben. In diesem Neuronensturm vom letzten Sommer. Vielleicht haben wir beide nur etwas gebraucht. Die endgültige Trennung vom ehemaligen Freund war bestimmt gerade erst vier Wochen her. Es war am Ende so respekt- und würdelos, als Frau und Freundin – oder eben schon fast Ex – Freundin - nur auf die Sexualität reduziert zu werden, dass ich diese Wut kaum aushalten und kanalisieren konnte. Ich hab’s vermisst. Was ich paradoxerweise am meisten vermisst habe, war körperliche Nähe. Nachdem ich nach so langer Zeit mal wieder einen Mann gespürt habe, wollte ich das nicht vermissen müssen. Ich kann mich erinnern. An diesen Sommerabend. In der Wohnung des Kardiochirurgen am Fenster mit Ausblick über die Stadt. Seine Hand, die sich unter mein T – shirt geschoben hat. Die augenblicklich dafür gesorgt hat, dass jede Faser meines Körpers auf diese Berührung ausgerichtet war. Der erste Kuss. Das Gefühl für Jemanden genug zu sein. Irgendeine Form v

Nachwirkungen der Psychosomatik - Dienste

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Es ist viel los. So viel, dass ich gar nicht mehr hinterher komme mit Schreiben. Ich habe auch nicht mehr viel Zeit. Entweder ich bin auf der Arbeit. Oder ich mache Neuro. Oder ich setze mich mit der Beziehung auseinander. Und nichts davon fühlt sich gerade einigermaßen okay an.   Dienst. Irgendwann letztes Wochenende. Vor mir sitzt ein Patient, der schon als schwierig angekündigt war im Team. Und das wird er dann auch. Es geht um Suizidalität. Es ist genau dieses Spiel, das der verstorbene Freund und ich damals gespielt haben. Dieses „Es geht mir schlecht, aber in die Psychiatrie will ich nicht.“ In meinem Fall wollte der Patient nicht mal auf eine Station umziehen, die eben doch 24/7 mit Pflege besetzt ist, was hier nicht die Regel ist. Erst Tage später werden wir in unserer Sektion nochmal über diesen Fall sprechen. Darüber reden, wie wichtig es ist solche Patienten, bei denen potentiell einfach etwas schief gehen kann, auf mehrere Schultern zu verteilen – selbst dann, wenn sie uns

43 Monate

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Mein lieber Freund, schon wieder ist ein Monat vergangen. Der Erste des Jahres 2024. Wird sicher nicht der Beste des Jahres. Aber 2024 – das bedeutet auch, dass es dieses Jahr vier Jahre werden. Vier Jahre ohne Dich. Manchmal habe ich ja das Gefühl, die Zeit vergeht gar nicht. Aber in solchen Momenten frage ich mich, wo sie hin ist. Ich kann mich doch noch so gut an jenen Sommertag erinnern. An dem ich morgens um kurz nach sechs Uhr mit einem Kaffee auf dem Sofa saß – einen Esstisch hatte ich damals noch nicht. Und dann der Anruf von Deiner Mum. Und dieses Gefühl, dass alles unterhalb meines Kopfes zu Staub zerfällt. Danach wurde ich letztens gefragt. Zu beschreiben, wie sich das angefühlt hat. Ich werde das nie vergessen.   Ich war im Januar bei einem Supervisor. Das war die Idee vom ehemaligen Psychosomatik – Oberarzt, weil ich mich mit dem Thema Suizidalität ja so schwer in der Klinik tue. Ich kann jetzt mal nicht behaupten, dass er der Sympathieträger vor dem Herrn gewesen sei… Kap

Gedanken zur Beziehungssituation

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Es ist merkwürdig geworden. Ich brauche langsame Abschiede, habe ich mal irgendwann gesagt. Ich glaube, wir sind gerade in Einem. Wir haben die Diskussion einfach nie zu Ende geführt. Ich habe einfach irgendwann aufgehört. Es hat nichts mehr genützt, ihn weiterhin mit der Frage zu konfrontieren, wie er das mit uns sieht. Er hatte Urlaub diese Woche. Und wir haben uns selten gesehen. Und wenn, dann nur kurz. Dann war er da, damit wir sagen konnten „er war da.“ Wenn ich frage, ob wir uns am nächsten Tag sehen, dann kommt „vielleicht“ und „mal sehen.“ Wenn er hier ist, kommt er kaum zur Ruhe. Einfach mal entspannt auf dem Sofa liegen, funktioniert nicht länger als ein paar Minuten. Geküsst haben wir uns schon eine Weile nicht mehr. Wenn ich frage, was mit dem nächsten Wochenende ist, da haben wir immerhin frei, dann sagt er, dass er es nicht weiß. Vielleicht ist er unterwegs. Und irgendwie ist es ja so: Wenn es ihm wichtig wäre, würde er sich anders verhalten. Ein paar Wochen noch. Und da