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Es werden Posts vom Juni, 2018 angezeigt.

Weil ein kleiner Schritt...

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„Weil ein kleiner Schritt alles ändern kann,  fängt hier vielleicht was Großes an…“ Max Giesinger – Legenden Es ist genau ein Jahr her.  Sogar zeitlich dürfte es einigermaßen passen.  Die letzte und größte Krise in der Klinik.  Es war irgendwann abends gegen 18 Uhr, dass ich vollkommen zusammen gebrochen bin. Und da das ja so nicht mehr sein durfte, denn immerhin ging ich ja schon in die Uni und sollte am Montag entlassen werden, saß ich in meinem Zimmer. Auf der Fensterbank. Die Beine an den Körper gezogen, den Kopf gegen das Fenster gelehnt.  Die Visite hatte ich gerade so überstanden. Ich hatte es mich sogar getraut zu fragen, ob ich den Arzt vielleicht nochmal alleine sprechen dürfe, aber es hieß „Besprechen Sie das mit der Pflege, der Arzt muss nach Hause…“ War ja sehr schön, dass der Psychologe für ihn gesprochen hatte…  Und irgendwann hörte ich Schritte auf dem Flur. Und er steckte seinen Kopf zur Tür herein. So war das natürlich nicht geplant gewesen. 

Notaufnahme #6

Der Morgen ist chaotisch.  Mondkind ist mit einem Assistenzarzt unterwegs und gibt sich alle Mühe, sich nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Die beiden haben schon vier Aufnahmen angefangen, aber keine davon fertig gemacht und ihr Kollege wirkt dezent überfordert.  „Weißt Du was“, sagt Mondkind, „ich schreibe jetzt schnell den Brief für den ambulanten Patienten, Du machst die geplante Aufnahme fertig und dann rufen wir den Hintergrund wegen den anderen beiden Patienten in der Notaufnahme.“ Bei dem Oberarzt der heute Hintergrund hat, muss man immer einen genauen Plan haben, ansonsten wird man oft vorgeführt.  Irgendwann kommt der dann auch und die beiden stellen die Fälle vor. Einer davon ist ziemlich neurologisch und da kann Mondkind punkten.  „Eigentlich ist das so, dass Mondkind etwas von Ihnen lernen soll und nicht umgekehrt“, sagt der Oberarzt irgendwann.  Und irgendwie zieht sich Mondkinds Herz eigenartig zusammen. Das ist einfach nicht fair… aber wenn sie gef

Stationswechsel

Das Diensttelefon klingelt. Mondkind zieht es ein Stück aus ihrer Brusttasche hoch und schaut, wer das etwas von ihr will. Die Oberärztin… „Mondkind, wo bist Du gerade…?“, fragt sie. „In der Notaufahme“, gibt Mondkind zurück, während sie mit dem Telefon am Ohr und dem Patienten noch ein „Entschuldigung“ entgegen nuschelnd das Zimmer verlässt. „Na, hast Du heute schon viele Patienten aufgenommen?“, fragt sie. Wie soll Mondkind die Frage interpretieren? Ja, heute war es mal relativ ruhig in der Notaufnahme. Und das dringt scheinbar schneller an Oberarztohren, als wenn die Aufnahme aus allen Nähten platzt. „Naja, geht so…“, gibt Mondkind zurück. „Du ich war heute oben in der Neuro“, sagt die Oberärztin, „und habe da ein bisschen mit Deinem Oberarzt gequatscht, zu dem Du so einen guten Draht hast…“ „Ja, ohne ihn wäre ich in der Tat nicht hier“, erwidert Mondkind. „Also wir haben uns gedacht, dass Du vielleicht ab nächster Woche mal auf die Innere II gehst. Damit Du auch noch ein bisschen

Gedanken zur Woche

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Eine sehr anstrengende Woche neigt sich dem Ende. Personell ist es im Krankenhaus im Moment eine absolute Katastrophe. Darüber hinaus sagen die Schwestern, dass die Notaufnahme quasi seit dem Tag an dem ich gekommen bin, aus allen Nähten platzt. Das sei so eigentlich nicht üblich. „Kannst Du Dich an Deinen ersten Tag erinnern?“, fragte die Schwester. Da musste ich erstmal eine Weile grübeln. „Da hat Dich die Oberärztin sofort ins kalte Wasser geschmissen, weil so viel los war, dass wir es einfach nicht geschafft haben…“ Umso mehr brauche ich immer das Wochenende. Das heißt, eigentlich mehr den Sonntag. Samstags steht ja immer Budenzauber,   Einkaufen und sonstige Erledigungen auf dem Programm und sonntags ist dann wirklich mal Ruhe. Liegen bleiben, im Bett frühstücken und nachmittags die Wäsche machen, weil ich das samstags meistens nicht mehr schaffe. Und morgen bekommt mich so früh, glaube ich, wirklich keiner aus dem Bett. Wir hatten zu viele Gastroenteritis – Fälle

Notaufnahme #5

Heute hat Mondkind wieder das Gefühl, sich zu sehr blamiert zu haben.  Das sind eben genau die Tage, die es auf der Neuro nicht mehr geben sollte.  Es ist wieder viel los in der Notaufnahme. Mondkind wird zwischen den Patienten hin und her gescheucht. Auch die Schwestern kommen nicht mehr hinterher und deshalb ist Mondkind mit Nadeln legen, Blut abnehmen, Anamnesen schreiben und Aufklärungen machen beschäftigt. Nebenbei betreut sie auch noch die geplanten Aufnahmen in der zentralen Patientenaufnahme.  Die Kollegin kommt ab und an vorbei und will etwas von ihr wissen. Mondkind hat nämlich bei der Oberärztin gestern aufmerksam zugeschaut, wie man mit dem Ultraschallgerät das Volumen der Harnblase berechnen kann. Das ist ja nicht schwer. Man muss nur die richtigen Schnittebenen einstellen und ausmessen und dann muss man eben wissen, wo der Knopf für die Volumenberechnung ist.  Irgendwann schnappt sie plötzlich die Kollegin zur Seite. „Der Oberarzt kommt Mondkind…“  Und da

Notaufnahme #4

Der Tag startet genauso stressig, wie der Alte aufgehört hat.  Auf dem Weg zum Krankenhaus muss Mondkind einem rückwärtsfahrenden Baukran ausweichen. Natürlich ist er langsam gefahren und man hätte ihn auch schon eher sehen können, aber Mondkind war noch müde und deshalb erschien er dann doch sehr plötzlich in ihrem Bild.  Dabei ist sie mit dem Rad so unglücklich die abgesenkte Bordsteinkante hinaus gefahren, dass es das Hinterrad ordentlich erschüttert und den Dynamo verkantet. Der hat dann wiederrum am Hinterrad gerieben und ihr Fahrrad klang wie ein sterbendes Motorrad.  Sehr gut gemacht Mondkind…  Erstmal muss sie sich dennoch um die Blutabnahmen kümmern. Eigentlich war sie extra ein paar Minuten eher los gefahren, damit sie das schafft vor der Frühbesprechung, da die Kollegin die ihr eigentlich hilft, im Urlaub ist.  Und schon auf dem Flur kommt ihr eine Schwester mit einem grünen Röhrchen in der Hand wedelnd entgegen. „Mondkind, die Patientin muss eigentlich schon in

Notaufnahme #3

Es scheint fast so, als wären Montage keine Montage, wenn sie nicht irgendwie chaotisch wären.  Zuerst fällt auf, dass die Besetzung heute sehr dünn ist. Das wird wieder stressig. Aber zum Glück ist wenigstens die Kollegin da, mit der Mondkind oft die Notaufnahme macht – zumindest halbtags.  Schon in der Frühbesprechung klingelt das Telefon am laufenden Band. Kein gutes Zeichen. Und nachdem Mondkind – wie immer zum Montagmorgen – mit den Blutabnahmen auch nicht so erfolgreich war, stresst sie das.  „Mondkind, wir haben schon zwei Patienten in der Notaufnahme und in der geplanten Aufnahme wartet auch schon jemand.“ Zeit, um sich schnell aufzuteilen.  Nach dem dritten Patienten hat Mondkind schon vergessen, was der erste Patient eigentlich hatte. Und überhaupt sind die Patienten heute auch ein bisschen kratzbürstig.  Wobei man es ihnen auch nachsehen muss. Eine Patientin mit Darmkrebs war zum Staging da… - das weiß sie aber erst seit wenigen Tagen. Ich hatte sie letz

Looking back...

Ich habe viel nachgedacht in den letzten Tagen. Über einen Weg, der am Anfang nur eine Idee war, an dem ich auch immer wieder gezweifelt habe, aber den ich am Ende doch nicht aufgegeben habe. Und irgendwie hatte ich das Bedürfnis aus all den Stationen dorthin, die ich in den letzten Tagen nochmal gedanklich passiert bin, nochmal einen Text zu schreiben.  Und wer jetzt Lust hat, Teil dieses langen Weges zu werden, der holt sich vielleicht lieber noch einen Kaffee oder einen Tee, bevor er sich mit dem Laptop oder Handy in eine ruhige Ecke verkrümelt und mit mir zurück zu den Anfängen geht.  *** Sommer 2015 Das sechste Semester neigte sich dem Ende.  Nach den Prüfungen wartete die nächste Famulatur auf Mondkind. Zu dem Zeitpunkt ahnte sie, dass sie nie würde als Ärztin arbeiten können – selbst wenn sie das Studium noch übersteht. Sie sollte einfach keinen Beruf im sozialen Bereich ausüben, wenn sie so empfindliche Antennen hat. Ihre erste Famulatur hatte sie in der Anästhes