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Es werden Posts vom Februar, 2021 angezeigt.

Suche nach Antworten in der Psychiatrie?

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Donnerstagnachmittag. Nach der Arbeitszeit. Büro des Oberarztes. Wir hatten ausgemacht, dass ich nach dem Gespräch beim Chef nochmal vorbei komme und berichte, wie es gelaufen ist. Da hinsichtlich der Therapie noch Vieles unklar ist, gibt es noch keine wirklichen Lösungen. Der Chef steht aber auf jeden Fall hinter mir, das ist sicher und freut mich sehr. „Was wolltest Du mir sonst noch sagen, Mondkind?“, fragt er. Ich überlege. „Nichts eigentlich. Ich glaube, es ist alles gesagt. Ich stehe jeden Morgen mit einem anderen Thema im Zusammenhang mit dem Freund auf. Ich stelle mir Fragen, die mir kein Mensch beantworten wird können. Aber ich glaube, ich habe alles schon mal berichtet“, erkläre ich. „Mondkind, die Kollegen reden schon über Dich. Und fragen, wo Du mit Deinem Kopf bist…“, sagt mein Gegenüber. „Ich dachte, das fällt nicht auf…“, sage ich und in dem Moment bin ich wirklich erschrocken. Die Arbeit ist die letzte stehende Säule. Immer. Es ist immer so gewesen. Für Jemanden, d

Briefchen - Von Fragen und Vermissen

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Es tut überall weh, überall dort wo du jetzt fehlst Du fehlst mir, du fehlst hier Ich kann dich immer noch sehen immer noch hören wohin ich auch geh Du fehlst mir, du fehlst hier (Christina Stürmer – Du fehlst mir)    Hey, wie geht es Dir? Wird es Frühling auf der anderen Seite des Regenbogens? Bei uns ist es jedenfalls warm. So warm, dass ich heute ohne Jacke im Park sitzen konnte. An den Bäumen sieht man schon die Knospen, wenn man genau hinschaut. Bald werden die Bäume grün. Die Tage sind schon merklich länger. Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis ich – abhängig von der Tageszeit – im Hellen nach Hause gehen kann. Eine Bekannte war so lieb, und hat mir einen Blumenstauß mitgebracht. Lila Tulpen. Sie kennt mich schon. Weiß, das lila meine Lieblingsfarbe ist. Sie versucht mir hier in der Wohnung ein kleines Wohlfühl – zu – Hause zu machen, wenn es schon ein emotionales zu Hause nicht mehr gibt. („Home“ von Westlife läuft hier seit Tagen hoch und runter. Croke Park Stadion

Verpuffen

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Ich setze den ersten Fuß vor die Tür. Hole einmal tief Luft. Und noch während ich einatme, bleibt mir die Luft fast im Hals stecken. Es riecht nach… - Frühling. Mein Weg führt mich durch die Saalewiesen. Vorbei an den letzten Residuen des Winters, die in diesen Temperaturen unbarmherzig dahinschmelzen. Die Gedanken hängen zwischen dem Freund und mir, irgendwo zwischen Hoffnung und Verzweiflung und der Sorge, dass das hier alles nichts wird. In der Angst, dass das letzte Aufbäumen, der letzte Versuch Hilfe auf meinem Weg zu bekommen, scheitert. Weil es organisatorisch nicht geht, weil ich nicht mit der Therapeutin zurecht komme - allzu viele Kapazitäten für "die Chemie passt nicht" habe ich ja nicht. Letztes Jahr in den ersten Tagen des Frühlings haben der Freund und ich viel telefoniert. Es waren die letzten Tage, die normal waren. Er und ich und unsere kleine Welt, unsere Zukunftsideen. Zielgerade. Nach so langer Zeit. Saalewiesen. Um die Psychosomatik herum. Auf dem Rückw

Fünfter "erster Dienst" und Gold - Momente

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Es scheint, als müsste jeder Dienst bei mir mit einem großen Knall los gehen. Damit wir dann auch alle wirklich wach sind. Konzentration in der Notaufnahme. Und nirgendwo anders. Mein erster Patient war lange einer meiner persönlichen Alpträume. Bekannte Epilepsie, zum Zeitpunkt der Vorstellung in unserer Notaufnahme mutmaßlich seit Stunden im Status. Erste Aufgabe ist es, den Status zu unterbrechen, danach ist er aber so sediert, dass er bei immer noch persistierendem Erbrechen intubiert werden muss. Dann braucht er noch ein EEG, das wir am Wochenende selbst schreiben müssen um sicher zu gehen, dass er wirklich raus aus dem Status ist und dann geht es auf die Intensivstation. Vielleicht ist es doch gut für die persönliche Sicherheit, irgendwann auf die Intensivstation zu rotieren. Selbst intubieren zu können, ohne die Anästhesisten rufen zu müssen, wäre schon fein. Den ganzen restlichen Tag über kommt keine Ruhe mehr in die Notaufnahme – bis in die späten Abendstunden nicht. Ich ma