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Es werden Posts vom Juli, 2018 angezeigt.

Patienten - Turfing

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15 Uhr. Die Blutabnahmen in der Früh liegen hinter mir. Es ist schon komisch, dass ich jetzt einen Praktikanten bei mir habe, dem ich das Blutabnehmen beibringen soll. Die Chefarztvisite ist absolviert, alle Briefe sind geschrieben und meine Patienten die heute gehen dürfen, sind entlassen. Die Dame mit der Kontrastmittelallergie hat ihr CT nach viel Diskussion zwischen der Patientin, dem Radiologen und mir und einer umfangreichen Prämedikation trotzdem bekommen und ist wohlauf. Ich bin zufrieden. Noch eine Stunde bis zum Feierabend. Ich beschließe hinunter in die Notaufnahme zu gehen und zu fragen, ob ich helfen kann. Zwar melden die sich auch, wenn ihnen alles über den Kopf wächst, aber je nachdem wer da unten gerade Dienst hat, warten sie auch lange bis sie um Hilfe fragen. Denn jeder von uns weiß, dass die anderen auch viel zu tun haben und keiner das mag in die Notaufnahme zu kommen, wenn die Station noch nicht fertig ist. „Im Moment ist es ruhig hier, aber es sind e

Gedanken zum Wochenende

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Kaffee kochen, Laptop auf den Schoß und ein wenig schreiben. Die ersten Minuten Ruhe des Wochenendes. Wenn meine Schwester kommt ist das immer, als würde ein Wirbelwind durch die Räume ziehen. Als käme jemand, der anfängt hier aufzublühen, zu leben und zu verwelken, wenn sie wieder fährt. Ihre Einstellung ist, dass es mehr oder weniger von mir abhängt, wie viel sie vom Sommer mitbekommt. „Mondkind ich wache jeden Morgen auf und denke an diesen Ort hier…“ Sie ist überzeugt davon, dass sie nur etwas davon mitbekommt, wenn sie hier ist. Und bei dem was in meinem Elternhaus derzeit los ist, nehme ich ihr das sogar ab. Es macht mich wirklich traurig, dass sie sich da so ausnutzen lässt. „Die Mondkind ist das Ende der Nahrungskette“, sagte ein Freund mal. Und so falsch ist es nicht. Es meint nämlich jeder, mich für das persönliche Wohlergehen verantwortlich machen zu können. Und ich kann nur lauschen, aber nichts tun. Auf Empfehlung des Neuro – Oberdocs waren wir am Samstag als

Saltos

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Es ist Nachmittag. Mein Diensttelefon klingelt. Die Oberärztin steht auf dem Display. Oh nein… - was soll ich auf den Freitagnachmittag noch tun…? Ich lasse das Telefon drei Sekunden klingeln, ehe ich auf den grünen Hörer drücke. „Mondkind was machst Du gerade?“ Shit… - ich kann jetzt unmöglich erzählen, dass ich schon eine Stunde an einem Brief bastle und es heute einfach nicht gebacken bekomme, die Worte aneinander zu reihen. Es ist schon schlimm genug, dass ich heute Morgen die Blutabnahmen der Station alleine am Hals hatte. Und der neue Hospitant mir auf die Finger geschaut hat, was meine Erfolgsquote arg gesenkt hat zum Unmut der Patienten. „Ich bereite ein paar Entlassungsbriefe vor“, gebe ich zurück. „Sind die jetzt so wichtig?“ „Naja… - schon mal etwas vorarbeiten für nächste Woche…“ „Dann lass die jetzt liegen. Was hältst Du davon, Dir ein wenig hitzefrei zu nehmen?“ Das hat sie gerade nicht wirklich gesagt, oder? Ich bedanke mich, packe meine Sachen und verschw

Notaufnahme #7

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Der Tag auf der Station beginnt heute mit Stress. Unsere Arzthelferin hat Urlaub – also mache ich jetzt alle Blutabnahmen auf der Station. Auf einer internistischen Station, Durchschnittsalter 88+. Multimorbide Menschen, die vor allem eins nicht haben – Venen. Als ich damit fertig bin, muss noch schnell die Oberarztvisite vorbereitet werden und dann geht es los. Vor der Oberärztin habe ich schon Respekt. Es waren noch nicht von allen Patienten die Blutwerte da, als wir loslegten. „Weil die Mondkind zu langsam mit den Blutabnahmen war…“ Einen meiner Patienten hatte ich eigentlich heute entlassen wollen. Schon vor der Visite hatte ich schnell die Akte durchgeblättert, die ich brauche um den Brief zu schreiben. Da fiel mir im Aufnahme – EKG ein Linksschenkelblock auf. Das hat aber keiner nachgehalten. Normalerweise ist ein neu aufgetretener Linksschenkelblock bis zum Beweis des Gegenteils ein Herzinfarkt. Allerdings hatte keiner die zugehörigen Laborwerte bei der Aufnahme besti