Posts

Es werden Posts vom April, 2022 angezeigt.

Von einer Testfahrt und einem Wiedersehen

Bild
Ich kann mich sehr genau erinnern. Anfang Februar. Ein recht kalter Tag. Eine Mitpatientin hat sich netterweise bereit erklärt, mich von der Klinik zurück nach Hause zu fahren. Das Gepäck vermehrt sich ja tendenziell bei Klinikaufenthalten und mit drei Taschen zurück – das wäre mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schon eine kaum zu bewältigende Herausforderung geworden. Also saß ich neben ihr zusammen gesunken auf dem Beifahrersitz. Es ging mir gar nicht gut. Wenige Tage zuvor hatte man mir gesagt, dass ich auf die Intensivstation rotieren werde, die Idee mich noch zwei Wochen krank schreiben zu lassen, war von Anfang an nicht so richtig realisierbar. Irgendwer würde mich im Dorf schon wieder sehen – am Ende hat das genau bis zum nächsten Tag gedauert, bis ich dem Chef in die Arme gelaufen bin. Ja, es gab einen vagen Plan, wie das alles werden soll. Aber nie, niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass irgendetwas davon funktionieren kann. Knapp drei Monate später. Ich start

Intensiverlebnisse

Bild
Manchmal ist es erschreckend, wie fragil das Leben ist. Unsere Intensivstation hat sich in eine halbe Palliativstation verwandelt. Vier unserer Patienten werden in den nächsten Tagen voraussichtlich versterben. Ich stehe neben einem Patientenbett. Anfang 50 ist dieser Mensch, der da vor mir liegt. Gerade erst hatte er eine Krebserkrankung überstanden. Gerade diese Krebserkrankung geht in so vielen Fällen auch schlecht aus. Aber er war ganz gut raus gekommen. Danach war er zur Reha und von der Reha kam er zu uns. Vor einer Woche sah es zwar ernst aus, aber nicht so ernst, dass er daran wenige Tage später versterben könnte. Das CT vom Kopf von heute zeigt, dass da trotz aller Bemühungen nichts mehr zu retten ist. „Er hat kein Gehirn mehr“, fasst die Radiologin zusammen. Am Nachmittag kommen die Kinder. Anfang 20 sind die beiden. Der Oberarzt spricht mit ihnen. Ich kann in dieses Zimmer einfach nicht mehr rein gehen. „Die verstehen das noch gar nicht“, sagt der Oberarzt, als er wieder k

Auto

Bild
  So, damit sich hier niemand sorgt, mich haben schon die ersten Fragen erreicht… Ich hatte erwartet, dass es schlimm wird. Aber nicht, dass es so schlimm wird. Mein Körper schafft das einfach nicht mehr. Aber das Auto steht hier. Im Endeffekt hat es einfach der Autohändler nach Hause gefahren – ich muss ausgesehen haben, wie eine Leiche auf Beinen nach Null Minuten Schlaf in der Nacht. Die Versicherungsfrau hat nicht nur eine Autoversicherung abgeschlossen, sondern mein halbes Versicherungskonzept über den Haufen geschmissen. Irgendwie habe ich von ihr gefühlt nur zwei Stunden gehört, was alles nicht geht. Keine Ahnung, ob das nicht noch massives Chaos gibt. Ich habe mich nochmal auf den Fahrersitz gesetzt. Als das Auto dann hier war. Mich nochmal kurz mit dem System vertraut gemacht. Und als ich ausgestiegen bin, habe ich mich erinnert - als ich das letzte Mal alleine und bewusst vom Fahrersitz aufgestanden bin, das Auto abgeschlossen und zum Haus gelaufen bin, habe ich noch

Von Versicherungen und Dienstplänen

Bild
Montagmorgen. Zurück auf der Intensiv. Zurück zwischen dauerbimmelnden Monitoren. Der zweite Oberarzt der Station ist allerdings im Urlaub – das hatte ich nicht gewusst. Also ist alles tatsächlich minimal entspannter. Mit dem Auto wird es allerdings nicht entspannter. Was treibt die Mondkind wieder, kaum dass die Woche begonnen hat? Richtig – zwischen der Versicherungsfrau und dem Autohändler telefonieren. „Also ich habe das Auto jetzt zugelassen, ich kann Ihnen den KFZ – Schein schonmal schicken“, erklärt der Autohändler. Und dann: „Naja aber das mit der Versicherung verstehe ich auch nicht. Die hätte Ihnen doch eine EBV – Nummer mit vorläufiger Deckung mit Vollkasko rauslassen können.“ „Hat Sie aber nicht – ich verstehe auch nicht warum“, entgegne ich. „Mein Problem – das interessiert halt irgendwie Niemanden - ist, dass ich am Mittwoch de facto ein nicht komplett versichertes Auto abhole. Und natürlich soll auf den wenigen Kilometern Heimweg nichts passieren, aber Garantien gibt