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Es werden Posts vom März, 2022 angezeigt.

Parallelität des Heute

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Gestern. Abend. Ich auf meinem Sofa. Er. Weiß ich nicht, wo. „Ich dachte, Hamster und Meerschweinchen seien dasselbe.“ „Nein – die sehen unterschiedlich aus.“ „Ein Meerschwein wird bis 130 cm lang.“ „Ganz sicher nicht.“ „Das steht bei Wikipedia, ich lese gerade.“ „Warten Sie, ich schaue nach…“ und wenig später. „Tatsache, steht da.“ „Vielleicht ist das ein Schreibfehler.“ „Wahrscheinlich. Wobei… - klicken Sie mal auf diese Gattung; „Capybara“, die sehen aber auch nicht mehr aus wie ein Hausmeerschwein…“ Naja, ein bisschen ernster wird es dann schon noch zwischen uns beiden. Irgendwann fällt mein Blick auf die Uhr. Nach 22 Uhr. Jeden anderen hätte ich längst aus der Leitung geschmissen. Ich kann es ihm heute irgendwie nicht klar machen. Diese emotionale Zerrissenheit in mir. Diese Angst, dass alles Bemühen nicht reicht. Dass es irgendwie langsam zu viel wird, was zu bewältigen ist und dass selbst die Idee stur einen Fuß vor den anderen zu setzen ohne das große Ganze im Blick zu haben, z

Von Erinnerungen, Intensiv - Erfolgen und Dankbarkeit

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Derselbe Ort. Dieselbe Bank Zwei Jahre später. Es war das letzte vernünftige Telefonat mit meinem Freund, an das ich mich erinnern kann. Als ich damals dort lag in den ersten warmen Frühlingstagen und ihm ein Foto davon geschickt habe in der Hoffnung, dass ich ihm meine Welt in der ich gerade bin, ein bisschen besser zeigen kann. Es müssen die letzten Tage Unbeschwertheit gewesen sein. Bis es mit ihm rückwärts und bergab ging. Wochen. Monate. Und irgendwie hatte ich nicht ein Mal einen Zweifel, dass wir das hinkriegen. Bis zum Ende. Bis seine Mutter mich informiert hat. Ich wünschte ich manchmal, ich könnte die Mondkind von Damals an die Hand nehmen, sie kurz in das Leben von heute entführen, nur fünf Minuten dort sein lassen und ihr dann einfach nur sagen „Tu was“, ehe ich sie zurück schicke.    Zwei Jahre Danach. Heute. Frühbesprechung. Ich rassele die Patienten von Samstag runter. Ich bin immer noch so müde, dass mir manchmal die Worte nicht einfallen und die Oberärztin mir auf

Von einem Doppeldienst

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Wie war das noch mit dem: Ich hoffe, es gibt keine Katastrophen im Dienst? Eigentlich war mein Plan, es zum Samstagmorgen etwas ruhiger angehen zu lassen. Scheinbar war das aber nicht der Plan meiner Patienten. Bereits als ich um 10 Uhr den Kopf zur Tür herein gesteckt habe, haben drei Patienten auf mich gewartet. Eine halbe Stunde später hatte ich ein buntes Potpourri aus peripheren Schwindel, frischem Schlaganfall und Rückenschmerzen. Was in den letzten Tagen auch immer kritischer wird, ist der Kampf um die Betten. Die Internisten wissen nicht mehr, wohin sie ihre Corona – Patienten noch legen sollen und mir zerreißt es immer wieder das Herz, wenn ich meine ehemaligen internistischen Kollegen, von denen ich viele noch aus dem PJ kenne am Telefon habe und ihnen die Vorgaben unseres Chefs durchgeben muss. Ehrlich gesagt – ich weiß schon gar nicht mehr, wie viele Patienten genau mit welchen Krankheitsbildern ich gestern gesehen habe. Gegen 16 Uhr wurde es sehr stressig, als ich inne

Vom neuen Alltag und langen Nächten

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Ich wäre so gerne unsichtbar. Auf dieser Station, auf der ich jetzt arbeiten muss. Selbst wenn keine medizinischen Katastrophen passieren – zwischenmenschlich ist diese Station eine Dauerkatastrophe. Irgendwie erinnert mich einer dieser Oberärzte dort an mein halbes Leben. Egal was man so macht – es ist grundsätzlich immer falsch und die Assistenten können – allein aufgrund des Assistentenstatus – keine Ahnung haben. Ich war dabei, als er einem Assistenten gesagt hat, dass der Brief ja schon ganz gut gewesen sei, es da aber noch einen Punkt gäbe, den er verbessern solle. Um am nächsten Tag, als der assistenzärztliche Kollege nicht da war im Arztzimmer zu erklären, dass der Brief ja unter aller Kanone gewesen sei. Ich hasse es mit Menschen zu arbeiten, die ich grundsätzlich nicht einschätzen kann. Und bei denen es so zu sein scheint, dass man alles tun kann was einem so einfällt und es trotzdem nicht reicht. Und natürlich habe ich auf dieser Station einfach auch wenig Ahnung. Die sons

Über das Fehlen

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Es ist nicht okay. Ist es einfach nicht. Heimweg. Es ist viel passiert auf der Intensiv. Ich habe die fragliche Ehre, meinen ersten ALS – Patienten zu betreuen. Und wahrscheinlich werde ich nach meinem Samstag - Dienst den Sonntag mit der Ausarbeitung eines Vortrages verbringen. Wer nicht 24/7 arbeitet, hat immer noch Kapazitäten, so die Devise an dieser Klinik. Dabei hatte ich doch Sonntag etwas vor. Aber ein Privatleben wird ja überbewertet – woran mein Freund und ich ja auch gescheitert sind. Älteres Bild, aber ungefähr das war der Sonnenstand heute... Die schräg stehende Sonne, kurz bevor sie unter geht, trifft auf glänzende Augen. Die ersten warmen Tage. Es ist ohne Jacke warm genug. Es war ein Aufstehen nach dem langen Winter. Ein Suchen nach langen Wochenenden. Wo kann man noch einen Tag dran hängen? Um zu Reisen, zwischen den Welten. In das Leben des anderen. Und selbst heute noch streift dieser Gedanke mein Gehirn. Nach all der Zeit. Aber ich muss nicht mehr reisen, zwis