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Es werden Posts vom August, 2020 angezeigt.

Psychiatrie #53 Ich frage mich...

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Hey mein lieber Freund, weißt Du was - es gibt einen Nachtrag zu gestern. Ich habe gestern in der Abendrunde gesessen und habe gesagt, dass es irgendwie ein bisschen ruhiger in mir ist und der Tag ein bisschen besser gelaufen ist. Und, dass Du sehr präsent warst. Dass ich Dich beim Spaziergang fast neben mir spüren konnte und Deine Hand fast auf meiner Schulter fühlen konnte. Dass ich das Gefühl hatte, dass Du beim Mail schreiben neben mir saßt und dass Du es warst, der aus den Ideen im Kopf die Worte geformt hat und dass Du am Ende nochmal drüber gelesen, mir den Schubs gegeben und und gesagt hast: „Schick die Mail ab und schau was passiert – zu verlieren hast Du langsam nichts mehr. Und außerdem brauchst Du dieses Kaff sowieso nicht. Die brauchen Dich…“ Und… - kaum war ich raus aus der Abendrunde, habe ich auf dem Flur einen Menschen – einen Weißkittelträger – entlang hasten sehen von dem ich weiß, dass Du ihn sehr gut kanntest. Ich kannte ihn auch, aber Du kanntest

Psychiatrie #52 Mal wieder ein Brief

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Und als einer von Millionen Steh ich hier und schau nach oben Frag mich wo du gerade bist Und wie es da wohl ist Und als einer von Millionen Der an Erinnerungen hängt Fühl ich, dass du gerade hier bist In diesem Moment (Roger Cicero – in diesem Moment) Hey mein lieber Freund, na, wie geht es Dir? Und was machst Du so… ? Gern hätte ich an dieser Stelle eine Antwort. Gern würde ich hören, wie es mit der Organisation in den Selbsthilfegruppen, in denen Du tätig warst, läuft. Leben die überhaupt schon langsam wieder auf? Oder funktionieren die Online – Angebote, an denen Du beteiligt warst? Gern würde ich etwas zum Thema Umzug hören. Oder zum Thema Jobsuche. Ich für meinen Teil war eben eine Runde im Wald spazieren. Gerade muss ich mich ziemlich dazu zwingen, weil mir einfach die Kraft fehlt. Du kannst das leider nicht mehr mit mir zusammen machen, aber während ich so lief habe ich darüber nachgedacht, was ich gern erzählen würde und

Psychiatrie #51 Psychiatrische Hängematte

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Wie wäre das eigentlich, wenn Dinge, die gerade gut gelaufen sind, mal eine Weile halten könnten? Ich lag gestern Abend wirklich mal halbwegs beruhigt in meinem Bett. Bin immer und immer wieder in Gedanken den Nachmittag durchgegangen. Erst kam Herr Therapeut noch vorbei, dann hatte ich so ein gutes und ehrliches Gespräch mit dem Stationsarzt, das eines der Besten war, die ich während des gesamten Aufenthaltes hatte. Da durfte mal alles sein, wie es eben war. Da wurde die Trauer, die Sehnsucht nach diesem Menschen nicht nur zur Kenntnis genommen so nach dem Motto „Müssen wir jetzt akzeptieren, dass sie darüber redet.“ Er hat nachgefragt. Einer der Ersten. Oder der Erste überhaupt. Nach gemeinsamen Erlebnissen, was wir zuletzt gemeinsam gemacht hatten, wie die letzten Telefonate aussahen. Er hat selbst erkannt, dass da neben der Trauer noch so viele Fragen sind, so viele Themen, die ein Tod unter den Umständen eben mit sich bringt. Es ist ein ganz großer Moment für eine Mondkind