Posts

Es werden Posts vom Juni, 2021 angezeigt.

Vom Sommer im Dunkel

Bild
Gefangen irgendwo im Dunkel. So finster war es lange nicht mehr. Sehr lange. In anderthalb Wochen wird es ein Jahr. Das wird ein langer Brief. Ich schreibe jetzt schon ab und an Schnipsel. Und ich frag mich, ob das so alles seine Berechtigung hat. Auf der einen Seite tut es mit einer kaum händelbaren Brutalität weh, auf der anderen Seite… - kämpfe ich auch seit fast einem Jahr damit,   mich zu erklären, was er für mich war. „Langsam fängst Du mal an, ihn Deinen Freund zu nennen“, habe ich letztens von einer Teilnehmerin in der Selbsthilfegruppe gehört. Wenn ich gefragt wurde, ob ich einen Freund habe, habe ich immer mit „nein“ geantwortet. Weil ich es nicht besser wusste. Weil ich dachte „Freund“ heißt, man teilt ein Bett. Und das konnte ich nicht, weil ich meinen Körper so sehr hasse. Weil ich nicht mal im Sommer mit kurzer Hose herum laufe, auch wenn es so warm ist, dass man fast zerfließt. (Okay, ein bis zwei Tage im Jahr sehe ich mich gezwungen…). Und wenn ich mich nicht anschaue

Ein kleines Update

Bild
Ich habe mir gedacht, ich versuche mal wieder etwas zu schreibseln. Nach langer Zeit. Für meine Verhältnisse jedenfalls. „Jedes Spüren der eigenen Lebendigkeit ist gleichzeitig ein Bewusstsein des Totseins der anderen Person“ . Ein Zitat, das ich mir mal von Chris Paul geklaut habe. Vielleicht bringt das die letzten Wochen auf den Punkt. Und erklärt auch, warum das so krisenhaft geendet hat. Es sah gut aus zwischendurch. Selbst ich, die den guten Momenten nur selten trauen kann, hatte das Gefühl, da bewegt sich etwas. Es geht in die richtige Richtung, ich spüre das Leben wieder, den Sommer, die Menschen um mich herum, mich selbst. Ich kann gute Momente wieder ein bisschen genießen, sie in meinem Herz nehmen, dort verankern und dankbar dafür sein. Und irgendwann kam sehr plötzlich, fast wie ein Überfall der Moment, in dem ich gespürt habe: Es geht nicht. Denn je mehr ich mich spüre fühle ich auch, dass er tot ist. Und es kann nicht sein, dass ich mein Leben weiter lebe, dass ich glüc

Stille...

Bild
Nur falls sich Jemand fragt, warum es hier so still geworden ist. Obwohl es so viel zu erzählen gäbe. Von Patientenfällen im Dienst. Von Wellen von Erkenntnissen. Von zwischenmenschlichen Erleben. Vom Sommer. Vom Dienstplan des nächsten Monats – wenn ich das schaffe, kann mich glaube ich nichts mehr schocken. Ich habe so viel erzählen. Und gleichzeitig so wenig. Ich kann es nicht mehr filtern, mich nicht mehr konzentrieren, als es sein muss. Mich nicht mehr ausdrücken. Die Tage sind lang geworden. Die Nächte auch. So viel Kaffee, wie ich zum Wachwerden bräuchte kann ich gar nicht trinken und der Kopf kommt gar nicht mal dazu aufzuhören weh zu tun, bevor ich am nächsten Abend wieder stundenlang weine. Vielleicht drei Statements, die so Vieles zusammen fassen. „Es sind nie die schwierigen Augenblicke, in denen Trauer groß wird. Sondern die kleinen wundervollen Momente - der Frühling, die Wärme im Herzen, die Erfolge – in denen es unerträglich wird. Weil ich mir so sehr wünschen würde,

Elf Monate

Bild
Hey mein lieber Freund, sag, wie geht es Dir? 11 Monate. Im letzten Monat lag mein Geburtstag und der Tag, an dem Du gestorben bist. Wie die Welt so grün werden kann, wie selbst in diesem verregneten Frühling die Natur doch irgendwann aufsteht und zeitgleich der Tod den Nacken hoch kriecht, ist doch schon hart gewesen Hast Du es gut überstanden? Weißt Du, ich spür was. Etwas, das ich noch nicht ganz in Worte packen kann. Dieses alte Leben in der Studienstadt verschwindet mehr und mehr. Du bist nicht mehr hier, keine einzige Freundschaft dort hat die Katastrophe überlebt. Das Helfersystem von Damals verschwindet nicht zuletzt deswegen, weil die Menschen ihr Leben weiter leben, sich verändern, ihr berufliches Setting verändern. All das Leben von Damals ist wie eine Insel am Horizont, die immer kleiner wird, bis sie irgendwann unsichtbar sein wird. Bis alles was bleibt, Erinnerungen sind. Und zeitgleich – wenn ich in die andere Richtung schaue, dann taucht da irgendetwas auf. Das so v