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Es werden Posts vom Juli, 2022 angezeigt.

Reisetagebuch #2 Von alten Freunden und Therapie

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Freitagmorgen. Ich habe endlich mal wieder zumindest sieben Stunden geschlafen. Und trotzdem spüre ich die Müdigkeit und die Erschöpfung der letzten Tage in den Knochen. Es braucht eine Weile, bis ich wach bin. Ein altes Flattern. Termin bei der alten, bei der ersten Therapeutin. Es ist so viel passiert die letzten Wochen; obwohl ich ein Konzept mit den wichtigsten Themen habe, wird es unmöglich sein, das alles anzusprechen. Ich schlürfe einen Kaffee, esse einen Joghurt dazu, mache mich fertig und setze mich ins Auto. Ich fahre die ganz alte Strecke. Die Strecke, die ich bis nach dem Physikum jeden Morgen mit meiner Schwester zusammen zur Uni gefahren bin. Und in den acht Jahren hat sich nicht mal die Baustelle auf der Autobahn geändert. Die ist immer noch genau dort, wo sie immer war. Wie viele Nerven wir auf dieser Autobahn, die am Morgen eher zum Parkplatz tendiert, gelassen haben… Hier entlang zu fahren, schafft ein seltsames Beklemmungsgefühl. Es war nicht mehr schön, damals.

Reisetagebuch 1 #Hallo Studienstadt

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Ich sitze in der Medizinerbibliothek der Universität. Wie in alten Zeiten. Die ersten Minuten Ruhe seit Tagen. Und die nutze ich, um endlich mal mit dem Reisetagebuch zu beginnen. Die letzten Dienste waren herausfordernd. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gab es eine Verlegung von der Stroke Unit auf die Intensivstation, was mich bestimmt drei Stunden Zeit gekostet hat. Ruhe kam erst rein, als endlich der Hintergrund von der neurologischen Intensivstation vor Ort war, den Patienten auf unsere Neuro   - Intensivstation begleitet und ihn dort intubiert hat. Daneben haben sich noch die Patienten in der Notaufnahme gestapelt und bis zum Morgengrauen habe ich noch 10 Patienten aufnehmen müssen. Nach exakt Null Minuten Schlaf bin ich dann in den Mittwoch gestartet, der noch mit dem Geburtstag einer Kollegin endete – und natürlich war ich auch dort spät zu Hause. In dem Wissen, dass die Nacht auf Donnerstag auch nicht mehr länger als vier Stunden sein wird.   *** Donnerstagmorge

Von einem Dienst und einem Wochenende

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 „Bist Du jetzt wieder verwirrt, wenn ich fahre?“, fragt mein Freund. „Wahrscheinlich, ja“, entgegne ich. Wir stehen auf dem Bahnhof. Sonntagfrüh.   Sein Zug hat ein bisschen Verspätung, deshalb bleiben uns ein paar Minuten mehr, als wir dachten. Und da wir ohnehin so wenig Zeit miteinander verbringen können, ist jede Minute wertvoll. Bahnhöfe. Die Orte, an denen Abschied und Wiedersehensfreude unmittelbar nebeneinander liegen. Eigentlich hochemotionale Orte. Ich hätte nicht gedacht, dass Bahnhöfe in meinem Leben noch mal so eine große Rolle spielen werden. Und während ich so da stehe spüre ich, dass diese Momente die Mondkind von jetzt und die Mondkind von früher ein Stück näher zusammen bringen. *** Freitag. Die Dienstplanung ist ziemlich dämlich. Letzten Sonntag saß ich bis tief in die Nacht in meinem Dienst, weil so viel los war und nach einer anstrengenden Woche habe ich von Freitag auf Samstag nochmal 24 – Stunden – Dienst. Ich bin schon am Nachmittag müde. Pünktlich um 16:15 U

Von Vertrauen und Angst

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„Und am Ende schwingt in jedem guten Moment ein leises „Warum?“ mit. Also vielleicht war die Frage nie, ob ich es mir vorstellen kann, nochmal glücklich zu werden. Sondern immer eher die Frage, ob ich es mir vorstellen kann, so viel Licht und Schatten nebeneinander zu erleben, ohne temporär  daran zu zerbrechen.“ Vielleicht trifft es das. Meine eigenen Worte. Vor einiger Zeit.  ***  Nächste Woche geht es los. In die Studienstadt. Am Mittwochabend oder Donnerstagfrüh. Je nachdem, wie es mir nach dem Dienst geht. Zwei kurze Tage, eine kleine Stippvisite. Und jedes Mal, wenn ich mir nur ganz kurzzeitig vorstelle, wie es sein könnte wieder am Fluss zu sitzen, spüre ich schon die Tränen in mir aufsteigen. Es tut einfach so unendlich weh. Ich sehe Dich und ich sehe mich. Wie wir da nebeneinander sitzen, ganz still. Allein deswegen glücklich, weil wir eine Ecke Zeit füreinander gefunden haben. Weil wir uns viel zu selten gesehen haben, obwohl wir in derselben Stadt gewohnt haben. Ich sehe, w