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Es werden Posts vom Februar, 2020 angezeigt.

Kranksein und Ambivalenz

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Den Arbeitstag gestern hätte ich mir vielleicht nicht unbedingt antun sollen. Vielleicht wäre ich dann drum herum gekommen, so richtig flach zu liegen. Und so schlecht besetzt, dass die Situation auf Station gar nicht händelbar gewesen wäre, waren wir nicht. Die Kollegen hatten Donnerstag schon gesagt, dass ich Freitag besser zu Hause bleibe, wenn es mir nicht gut geht. Aber irgendwie… - ist eigentlich einer der weniger schlimmen Sätze, die man aus dem Elternhaus mitgenommen hat: „Kranksein ist verboten“. Und da sieht man mal wieder: Die Welt um sich herum kann sich so sehr ändern und trotzdem bleiben manche Sachen, tief im Hirn verankert. Früher gab es immer Ärger, wenn meine Schwester oder ich krank waren. Immer wurde geschimpft und es hieß, dass wir nicht in den Sommerurlaub fahren könnten, wenn die Eltern die Urlaubstage verbrauchen müssen, um auf die Kinder aufzupassen. Und deswegen ist man dann morgens mit so wenig Husten und Niesen wie möglich durch die Wohnung geschlichen,

Das Ende der Stroke - Karriere

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Die Stroke – Karriere neigt sich heute dem Ende. Und ich bin krank. Schüttelfrost, Schnupfen, Kopf- und Ohrenschmerzen. Die Kollegen haben mir den Rest meiner Arbeit abgenommen, unter sich verteilt und mich pünktlich heim geschickt. Das erste Mal dieses Jahr, dass es noch hell ist und ich die letzten Ausläufer des Tageslichtes mitbekomme. Ein komisches Gefühl. Im Arztzimmer zu sitzen, während diskutiert wird, wer meinen Schreibtisch bekommt. Zu hören, dass die Besetzung in der nächsten Woche sehr schlecht ist, aber man es wohl ohne mich schaffen muss. Und schaffen wird. Und nachdem ich bei all den Planungen an diesem Nachmittag lange nicht Zentrum der Aufmerksamkeit war, wendet sich der Kollege, der für jeden blöden Spruch zu haben ist an mich: „So Mondkind… - Du kannst uns jetzt schon mal verraten, wo Du dann nächste Woche vergraben werden möchtest…“ „Na so schlimm wird es schon nicht werden…“, entgegne ich mit einem Lachen, während es mir seltsam das Herz zerreißt. Einer vo

Von Patienten und Ideen der Helfer

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Krankenhaus. Schicksale. Die hoffentlich nie normal werden. Auch, wenn sie anstrengend sind. Mittragen eine schwierige Aufgabe wird. Während ich am Mittwoch beim Seelsorger sitze und über meine palliative Patientin spreche, stirbt sie auf der Station. „Sie war so eine liebe Omi“, sinniere ich vor mich hin. „Mit ihren fast 98 Jahren total fit im Kopf.“ Manchmal frage ich mich, was sich solche Menschen so denken, wenn ich mit meinen 26 Jahren daher gehüpft komme und versuche, sie medizinisch sinnvoll zu behandeln. „Das ist das Problem“, erklärt der Herr Seelsorger. „Sie haben in der kurzen Zeit eine Beziehung zu ihr aufgebaut. Und jetzt sind sie traurig, dass sie es nicht schafft…“ Vielleicht. Vielleicht habe ich auch immer noch ein bisschen Sorge, dass ich hätte etwas anders machen müssen und sie damit retten können, obwohl mir jeder sagt, dass ich nichts hätte anders machen können. Schon, dass sie in ihrem Alter 10 Jahre Dialyse überlebt hat, ist ein kleines Wunder –