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Happy Birthday to Heaven

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Mein lieber Freund, einen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich hoffe Du feierst schön da oben. Was wünscht man sich eigentlich so zum Geburtstag in Deiner Situation? Was auch immer es sein mag; ich hoffe, Du hast einen tollen Tag. Hier ist gerade so unfassbar viel los und Vieles davon betrifft auch den Job. Letztens hatte ich eine sehr bewegende Situation. Da stand ich im Dienst mit einem unserer Psychologen hinter der Klinik und wir sind irgendwie auf den Neuro – Facharzt und auch auf Dich zu sprechen gekommen. Und dann sind wir irgendwann darauf gekommen, dass Du wahrscheinlich so ziemlich der einzige Mensch warst, der mich in allen Facetten kannte. Und irgendwann meinte der Psychologe dann so: „Was würde denn der Freund sagen zu der Frage, ob Du weiterhin Psychosomatik machen sollst?“ Irgendwie hatte ich mir die Frage, was Du so zu meinem aktuellen Leben sagen würdest schon einige Zeit nicht mehr gestellt und deshalb war es vielleicht auch so bewegend. Denn ich weiß Du würdest

Von einem Wochenende

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Sonntag. Morgens halb 7. Ich schleiche ins Bad und versuche den Kardiochirurgen dabei nicht zu wecken. Auf dem Dach gegenüber sitzt eine Amsel. Entweder sie ist sehr dick oder sie hat den Kopf eingezogen, weil sie friert. Schneeflocken segeln vom Himmel. Crazy, dass es echt nochmal geschneit hat. Ich fühle mich an diesem Morgen, als hätte man mich in diese Welt einfach so rein gestellt. Als würde ich da gar nicht rein gehören. Irgendwie seltsam entrückt und entfremdet. Derealisationserleben nennt man das, hat der erste Psychiater mir erklärt. Wenn wir schon so weit sind, sollten glaube ich alle Alarmglocken klingeln. Aber so richtig weiß ich nicht, was ich damit machen soll. Es ist eben wie es ist. Freitag. Selbsterfahrung. Ich stehe mit der Psychologin, die im Büro neben mir sitzt, Rücken an Rücken. Zwischen uns ein Ball. Und plötzlich erinnert mich das so sehr an den verstorbenen Freund. Wir saßen oft da, Rücken an Rücken und haben miteinander gesprochen. Und dabei die Lunge des ande

Wochenstart nach dem Urlaub

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Montagmorgen. Der Wecker klingelt zu früh, aber es ist bedeutend heller morgens nach einer Woche Abwesenheit. Auf dem Weg zur Arbeit fällt mir auf, dass die Knospen der Kastanienbäume aufgebrochen sind und ein zartes Grün die Äste umspielt. Es ist ein bisschen merkwürdig diese Tage verpasst zu haben. Dadurch, dass sich die Natur so geändert hat in diesen wenigen Tagen kommt es mir so vor, als sei ich viel länger weg gewesen, als das eigentlich der Fall war.   In den Fluren der Klinik steht die Luft ein bisschen. Man kann erahnen, dass der Sommer auch hier letzte Woche durch die Gänge geweht ist. Heute ist es grau draußen. Zwar noch recht warm, aber grau und irgendwie liegt eine seltsame Stimmung in der Luft.   Ich spüre eine Menge Traurigkeit in mir und irgendwie fühlt es sich ein bisschen an, wie damals in den Psychiatrie – Zeiten. Diese Morgen, in denen ich den Sommer fühlen konnte, den ich aber doch nicht zu leben vermochte. Ich habe zu viele Sommer dort verbracht. Es war eine eigen

Reisetagebuch #4

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 Zurück zu Hause. Auf der Spüle steht die Kaffeetasse, aus der ich am Morgen vor der Abfahrt noch einen Kaffee getrunken hatte. Die steht jetzt wieder neben mir. Mit einem frischen Kaffee. Weil es nie zu spät für Kaffee ist. Im Keller wäscht die erste Maschine Wäsche. Crazy, was hier die letzten Tage los war. Völlig verrückt. Neben der Zeit. Wahrscheinlich wird es ein paar Tage und Wochen dauern, bis alles verarbeitet ist. Auf die positivste Weise. Samstag. Bis zum Abend war es eigentlich zunehmend etwas frustrierend. Ich hätte mich beschäftigen können – ja. Und immerhin habe ich das erste Mal dieses Jahr völlig bewegungslos in der Sonne gebrütet, bis mir so heiß geworden ist, dass ich sie verlassen musste. (Sonst hätte ich mir auch einen Sonnenbrand eingefangen und länger als 25 Minuten waren es auch nicht). Ich hätte auch alleine nochmal zum Fluss laufen können, mein Buch lesen können, im Zweifel sogar Pharma lesen können, aber das eigentliche Problem war, dass es unser letzter gemei

Reisetagebuch #3

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Donnerstag. Schlechte Stimmung. Ganz schlechte Stimmung. Es sollte ja Flugwetter sein. Allerdings stellte sich dann heraus, dass der Wind zum Starten vom Berg aus immer noch zu stark war und im Tal zu wenig Wind für Ground Handling war. Also haben die Jungs eigentlich seit dem Morgen nur am Fluss herum gesessen und auf Wind gewartet, während ich an der Unterkunft gewartet habe. Der Fluss ist mit dem Auto fünf Minuten entfernt, man hätte mich auch holen können. Da die Jungs ja den ganzen Tag nichts gemacht haben, haben sie auch in der Mittagspause nichts gemacht, sodass wir die auch nicht gemeinsam verbracht haben. Irgendwann um 16 Uhr haben sie es dann aufgegeben und sind wieder zurückgekommen. Bei uns gegenüber ist noch ein Berg mit einer Kirche am Gipfel. Allerdings hat der Kardiochirurg darauf bestanden, dass es erst neue Wanderschuhe braucht, bevor wir irgendwo hin laufen. Also sind wir erstmal flott in die Stadt gefahren und haben Schuhe gekauft (die Ausgabe war eigentlich nicht v

Reisetagebuch #2

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Jetzt habt Ihr doch ein paar Tage nichts von mir gehört. Aber das hatte eigentlich recht schöne Gründe. Für mich zumindest. Montag. Mittags. Der Kardiochirurg meldet sich irgendwann um die Mittagszeit um zu vermelden, dass der erste halbstündige Flug absolviert ist. Es ist wohl Zeit für die Mittagspause. Ich habe meine lange Hose so weit hochgekrempelt wie es geht und habe mich in den Garten und den Schatten verzogen, als er wieder zum Haus kommt. „Ich nehme das Auto demnächst mit, dann bin ich flexibler“, sagt er. Okay, hätten wir das geklärt. Dann muss ich es auch nicht in der Gegend herum kurven. Die Mittagspause verbringen wir in einem Café. Hier schüttet man den Espresso offensichtlich selbst in die Milch, um einen Latte macchiato zu machen. Das finde ich schon ziemlich sympathisch. Eigentlich wollten wir noch ein Eis essen gehen, weil es so warm ist, aber so viel Zeit ist gar nicht mehr. Die Jungs wollen dann auf den Landeplatz zum Ground Handling. Ich dachte, der Kardiochirurg b

Reisetagebuch #1

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Sonntagmorgen. Der Wecker klingelt schon um 5 Uhr. Viel zu früh. Nachdem ich am Abend davor noch bei einer Kollegin war und ein Fahrrad, das sie nicht mehr braucht abgeholt habe, damit ich bald auch wieder zur Arbeit radeln kann. Und natürlich bin ich ein bisschen bei ihr versackt. Sie quatscht gern, sagt aber dann und wann dazwischen auch mal ziemlich hilfreiche Dinge. „Mondkind, in der Facharztprüfung musst Du in erster Linie Sicherheit ausstrahlen. Die müssen einigermaßen sicher sein, dass Du keinen Mist machst, wenn die Dich ab morgen in einer Praxis arbeiten lassen. Ich habe mir damals gesagt: Wenn ich die Notaufnahme machen kann und den Oberarzt nicht mehr anrufen muss, dann bin ich soweit. Denn dort siehst Du alles. Die ganze Bandbreite der Neurologie.“ Wo sie Recht hat… und soweit bin ich ja schon fast. Jeder bescheinigt mir, dass ich dort sehr gute Dienste gemacht habe. Wenn ich noch fleißig lerne und noch ein bisschen übe, wenn ich zurück komme… Aber erstmal hüpfe ich flott u