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Es werden Posts vom März, 2024 angezeigt.

Über die letzte Woche

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Es wird Frühling. Schon seit einigen Tagen laufe ich im Hellen zu Arbeit und höre die Vögel zwitschern. Und irgendwie hilft das dem Gemüt ein bisschen auf die Sprünge. Denn Ruhe ist hier noch nicht rein gekommen.   Letzte Woche war das Neuro – Repetitorium. Ehrlich gesagt lief es besser, als ich das erwartet hatte. Klar habe ich noch Lücken – und davon nicht zu wenige – aber es gab jetzt eigentlich keine Themen, von denen ich mir dachte, dass ich das noch nie gehört habe. Es ist eben nur die Frage, wie ich das alles in meine Birne kriege. Aber immerhin hat es zu Examenszeiten schon ein Mal geklappt. Und ich muss mich wirklich besser strukturieren. Gar nicht mal unbedingt zeitlich, aber organisatorisch. Ich weiß teilweise nicht mehr, wo meine Zusammenfassungen sind, weil ich in einem Word – Dokument einfach unter einem anderen Thema weitergeschrieben habe, ohne das umzubenennen und mir gedacht habe „machst Du mal, wenn Zeit ist.“ Es ist eben keine Zeit.    Repetitorium. Online, von zu H

Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen

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Dienstag. Irgendwie habe ich den Tag überlebt. Es ist erstaunlich, dass zumindest die Patienten scheinbar nicht viel mitbekommen. Ich habe wieder Abreisen an diesem Tag und höre von den Patienten, dass sie mich als sehr engagierte Therapeutin erlebt hätten und ich wohl auch einige Impulse geben konnte. Auf dem Heimweg stelle ich fest, dass mein Fahrrad nicht auf seinem Platz steht. Da hat es wohl Beine bekommen. Ich bin mir sehr sicher, dass es ich am Morgen dort abgestellt und angeschlossen habe; so wie die letzten viereinhalb Jahre auch schon. Scheint, dass irgendwer den alten Drahtesel ohne funktionierende Gangschaltung, aber immerhin mit Einkaufskorb wohl gern für sich gehabt hätte. Und für mich bedeutet das: Vorläufig zu Fuß auf die Arbeit gehen. Was in der Psychosomatik kein größeres Problem ist, aber wenn ich wieder in die Neuro gehe, muss ich mir etwas einfallen lassen. In Anbetracht des Bergs von aktuellen Problemen ärgert mich das zwar, aber ich könnte auch nicht behaupten, d

Von einem Coaching - Termin

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Du stehst jeden Morgen auf uns hoffst, dass es minimal besser ist. Aber das ist es einfach nicht. Wieder die halbe Nacht wach gewesen. Wieder so erschöpft, dass Dir permanent beinahe die Augen zufallen. Wer weiß, wie man den Tag überleben wird. Geschweige denn, dass es etwas mit Neuro wird. Nachmittag. Eine Kollegin aus der Neuro ruft mich an. „Mondkind, nachdem zwei Leute nacheinander durch die Facharztprüfung durchgefallen sind, überlegen die Chefs sich das schon genauer, ob sie jemanden zur Prüfung schicken.“ „Naja, ich kann ja nicht ewig warten. Ich habe jetzt einfach angefangen zu lernen und gehe diese Woche aufs Repetitorium – ich hoffe natürlich sehr, dass die Mühe der letzten Monate nicht umsonst ist und ich nicht mal einfach über 500 Euro zum Fenster raus geschmissen habe.“ „Mondkind, du wirst Dich noch umgucken, was da verlangt wird. Das ist nicht so einfach.“ Nachdem ich aufgelegt habe, muss ich erstmal durchatmen. Eigentlich wollte ich ja auch nie schon nach knappen fünf Ja

Von einem Wochenende

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Tell me everything now Don't leave anything out I'll tell you all my fears, my mistakes Before it's too late (Westlife – Before it’s too late) *** Samstagmorgen. So richtig gut habe ich nicht geschlafen. Allerdings gibt es an diesem Morgen noch einiges zu tun – unter anderem müssen noch zwei Maschinen Wäsche laufen, was insgesamt drei Stunden dauern wird. Deshalb beschließe ich, dass spätestens um 9 Uhr die erste Maschine angestellt werden muss und das wiederrum heißt, dass ich so sehr trödeln auch nicht darf. Ich trinke einen Kaffee, mache die Waschmaschine an, mache den Haushalt fertig und laufe danach kurz in die Stadt, während die zweite Maschine läuft. Der Kardiochirurg braucht noch eine neue Tee-/Kaffeekanne und ich hatte gesagt, dass ich mich darum kümmere. Dann muss ich das auch machen. Unterwegs ruft der Kardiochirurg an. Er ist fertig mit seinem Dienst und geht heim. „Du kannst Dir schon mal überlegen, was wir dieses Wochenende machen wollen. Mach einfach klare An

Über Bindungen

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Mittwochabend. Es ist schon bald halb 9, als der Kardiochirurg schreibt. Er ist beim letzten Brief und würde dann noch zum Essen vorbei kommen. Ich trenne mich von meinem Neuro – Buch, in dem ich gerade die kindlichen Epilepsien lese (keine Ahnung, ob so etwas relevant für die Facharztprüfung ist) und starte mit den Essensvorbereitungen. Heute gibt es vegetarisches Hühnerfrikassee – da kommen einfach zerrupfte Kräuterseitlinge rein und ich finde, das schmeckt schon ziemlich gut.   Kurz nach neun Uhr kreuzt der Kardiochirurg auf. Die Anspannung der letzten Tage ist schon deutlich zu merken. „Wir sind schlecht besetzt, es hat etwas länger gedauert heute“, murmelt er vor sich hin. „Das ist ja irgendwie der Normalzustand“, entgegne ich.  Nach dem Essen legen wir uns kurz aufs Sofa. „Wie fühlst Du Dich?“, fragt er. „Das ist normalerweise meine Frage?“, entgegne ich. „`Tschuldigung“. Ich seufze. „Ich glaube, ich brauche mal irgendeine neutrale Person, mit der ich das mit uns besprechen kann.

Vom zu Hause und der Selbstsabotage

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Pendeln. Ständig. Der Frühling löst irgendetwas. Bricht die Oberfläche. Macht Platz für die guten Momente. Und all der Schwere, die darunter liegt.   Westlife. „Home“. Croke Park Stadium. 80.000 Menschen. Und ich mitten drin. Dieser Song war meine Hymne. So viele Jahre. Nach Hause kommen. War die Idee, das Ziel, eine Illusion. Es war eigenartig. Dieser Song. 2012. Live. In diesem Stadion. In einer Verbindung. In der Masse. Wo ich den sonst nur alleine und in der Nacht gehört habe. Zu Hause. So lange gesucht. Und nicht gefunden. Übergangs – zu – Hause etabliert. Und schließlich doch gefunden. Und wieder verloren.   Immer, wenn ich diese alten Songs raus krame, bewegt sich etwas.   Vielleicht haben wir Angst. Oder ich? Sind nicht so gut im Bleiben. Auch, wenn grad Vieles passt.   Wie ein Vogel. Der über dem Nest kreist. Noch nicht bereit, dort einfach mal zu landen. Ruhe zu finden. Zu vertrauen. In mich, in uns, in das Leben. Als könnte es sich wiederholen. Dieses Fallen. Ohne Boden. Fas

Gedankenchaos

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Es war eine Weile still hier. Bis auf den üblichen Monatsbrief. Es ist so viel los und gleichzeitig kann ich es nicht sagen. Die Tage sind schwer geworden. Irgendwie. Langsam und leise. Obwohl… - wirklich so leise?   Aufstehen. Auf die Arbeit schlappen. Hin. Acht Stunden ein Ohr für die Patienten haben. Zurück. Warten. Zeitgleich Neuro lernen. Und vielleicht sehen wir uns ne Stunde. Aber auch immer mit einem Auge auf der Uhr. Und Repeat.   Seit Tagen. Wochen. Die Abende, die wir gemeinsam hatten seit Anfang des Jahres, kann man zählen.   Diese Beziehung fühlt sich an, wie absolute Machtlosigkeit. Kontrolllosigkeit. Alles das, was ich so sehr hasse. Und ich weiß, es ist einfach so. Das wird sich nicht ändern. Wir planen von heute auf morgen. Wenn überhaupt. Und wenn im Dienstplan steht, dass beide frei haben, heißt das eigentlich gar nichts. Denn, turns out: Irgendwie macht der Kardiochirurg ständig irgendwelche Dienste, die nicht drin stehen.   Es ist ein permanentes Fehlen. Und selbst

44 Monate

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Mein lieber Freund, schon wieder ist ein Monat vergangen. Und ganz langsam kann sich der Frühling schon nicht mehr verstecken. Ich mag es, dass es morgens wieder heller ist, wenn ich mich auf den Weg zur Arbeit mache. Und, dass ich auf dem Weg die Vögel höre. März wieder. Vor vier Jahren in diesem Monat fing das alles an. Das, was am Ende nicht mehr zu stoppen war. Keiner kam so schnell hinterher, wie es mit Dir bergab ging.   Der letzte Monat war nicht so einfach. Ich habe viel gearbeitet. Weiterhin versucht die Psychosomatik, die Neurologie und die Beziehung unter einen Hut zu bekommen. Du musst Abstriche machen. Und Prioritäten setzen. Anders geht es nicht. Zwischendurch ist mir unsere Geschichte nochmal um die Ohren geflogen. Ich hatte einen suizidalen Patienten in der Sprechstunde. Der die „Wasch – mich – aber – mach – mich – nicht – nass – Strategie“ verwendet hat. So wie du damals. „Mir geht es schlecht, aber wehe Du tust was.“ Ich weiß, dass alle anderen Kollegen es die Tage vo