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Psychosomatik #4 Erschütterung

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Vorab. Der Jahresrückblick ist noch nicht fertig. Ich versuche es bis zum Ende des Wochenendes fertig zu bekommen. Es ist so viel passiert die Tage dazwischen, dass ich daran nicht mehr weiter arbeiten konnte. Daher dazwischen kurz noch eine andere Geschichte. Therapieziele. Hatten wir Anfang der Woche definiert. Erstes Ziel: Reflexion emotionaler Prozesse im Zusammenhang mit dem Suizid des Freundes. Zweites Ziel: Stärkung der Fähigkeit zur Selbstfürsorge durch die vertiefte Wahrnehmung eigener Bedürfnisse und Akzeptanz von Leistungsgrenzen. Natürlich wusste ich, was wir mündlich besprochen hatten. Der Herr Therapeut wollte das dann nochmal verschriftlichen und mir einen Zettel ins Postfach legen. Den habe ich Mittwochmittag aus dem Postkasten gezogen. „Suizid des Freundes“. Es war, als würden sich diese Worte vor meinem Auge vergrößern, aus dem Blatt heraus springen und mir direkt ins Gesicht schlagen. Ich hatte schon auf dem Weg in mein Zimmer Tränen in den Augen; dort habe ich

Psychosomatik #3 Über das Fremdsein

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Ich sitze am Schreibtisch. Schaue aus dem Fenster vor mir. Ich sehe die Straße, die in die Stadt hinein führt und auf der sehe ich die Lichter von Frontscheinwerfern der Autos. Ich frage mich, was das für Menschen sind in den Autos. Wohin sie wollen. Ob sie ein Leben leben, das sie glücklich macht. Ein bisschen ist es, als würde dieses Fenster meine Welt in dieser Käseglocke hier   von dem Außen – dort wo das Leben spielt – trennen. Ich stelle fest, dass ich das Leben da draußen auch irgendwie vermisse. Nicht all die Dinge, die am Ende nicht mehr funktioniert haben, aber das Ärztin sein. Eine sinnvolle Tätigkeit im Tag. Ich habe den Dienstplan, ich weiß, wer sich aktuell in der Notaufnahme herum treibt und ich wünsche mir für mich, wieder Teil des Teams zu sein. Ich sitze hier und mein Kopf explodiert von all dem Gedankensalat. „Ich könnte den Therapeuten morgen erstmal zwei Stunden an die Wand labern“, habe ich heute einer Mitpatientin erklärt. Aber irgendwie fehlen mir Menschen, d

Psychosomatik #2 Ein Weihnachtsbrief

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  Hier bei uns im Kurpark Hey mein lieber Freund, frohe Weihnachten auf der anderen Seite des Seins – kann man das so sagen? Wie ist die Welt bei Dir so? Habt Ihr es fein? Sind es friedliche Tage? Schneit es? Schaust Du mir zu? Bist Du in Sicherheit? Wahrscheinlich ist dieses Weihnachten jetzt gerade eines der stillsten Weihnachten meines Lebens. Aber auch eines der Jahre, in denen ich am Besten aufgehoben und eingebettet bin. Und tatsächlich – es schneit draußen. Ich sitze gerade an meinem Holzschreibtisch mit Blick auf den Kurpark und der dahinter liegenden Stadt; habe mich in meinen Rentier – Pullover eingekuschelt, trinke einen Kaffee und denke an Dich. Dass ich Weihnachten ernsthaft mal in der Psychosomatik hier als Patientin verbringen werde hätte ich im Sommer – als ich das letzte Mal hier in der Stadt war – auch nicht gedacht. Und weißt Du – ich frage mich schon wieder etwas. Ich frage mich, ob nicht auch für Dich diesen Weg zu gehen, hätte heilsam sein können. Vielleicht is

Psychosomatik #1 Ankommen

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  Ich weiß nicht, ob ich Worte habe. Dafür, wie es mir geht. Was die Situation in mir auslöst. Vielleicht Impressionen und Erkenntnisse der letzten Tage. Daraus lässt sich auch ein Bild erstellen. Montagabend. Ich habe den ganzen Tag nur geweint. Die Gedankenspirale, die ich so gut kenne, aber noch nicht durchschaut habe, ist auf ihrem Höhepunkt angekommen. Telefonat mit einem Bekannten zu später Stunde. „Mondkind, das ist schon blöd, wenn man seinem Kopf nicht mehr vertrauen kann. In der Depression hast Du negative Erwartungen von Dir selbst, von Deiner Umwelt und der Zukunft. Auch, wenn Du es willst, Du bist aktuell so gefangen darin, dass Du etwas Positives gar nicht sehen kannst. Und wenn dann noch ein Angstgedanke dazu kommt, wie: „Die werden mich auf der Arbeit bestimmt kündigen“, dann hast Du auf der Grundlage verloren. Aber es ist nicht echt. Die würden sich sicher keine Gedanken über Deine Rotation im nächsten Jahr machen und in Dich investieren, wie dem Vorschlag einen Dopp