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Es werden Posts vom Juni, 2019 angezeigt.

Psychiatrie #6 Hoffnung

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Stühle rücken. Das macht nicht nur der Seelsorger, sondern auch hier kann man das ziemlich gut. Da gibt es für die verschiedenen Anteile im Selbt sogar verschiedene Farben, die dann auch die entsprechenden Stühle haben. Vielleicht befand die Therapeutin in der Ambulanz, dass Schematherapie mich weiter bringen könnte, weil das Stühle rücken in der Ferne positive Effekte hatte. Der neue Therapeut wollte mich noch einsammeln heute Morgen, nachdem eine Pflegerin ihm gestern eine Mail geschrieben hatte. Und die kam nach einem Gespräch zu Stande, das ich nicht mal initiiert hatte. Ein Mitpatient war so freundlich gewesen und hatte die Pflege darauf hingewiesen, dass es mir augenscheinlich nicht so gut geht. Wie ich schon vor zwei Jahren festgestellt habe, haben die Menschen aus der Pflege den Vorteil, dass sie – wenn man sie im richtigen Moment erwischt – Zeit haben. Und so hatte ich die Gelegenheit, einige Missverständnisse auszuräumen. Was hier offensichtlich immer gedacht wu

Psychiatrie #5

Manchmal frage ich mich, ob ich ein Alien bin. So ein grünes Wesen mit großen Augen und langen Antennen. Ob ich mich nur verirrt habe auf dieser Welt und gar nicht hierher gehöre. Allmählich merke ich, wie das Bemühen in Resignation kippt. „Mittlerweile sind Sie ja schon eine Weile hier…“, merkte die Oberärztin heute an. Ja, bin ich. In der Zeit habe ich verzweifelt versucht, die Zeiträume die mir zugestanden wurde zu nutzen, um zu erklären, was mich auf den Weg gebracht hat, auf dem ich heute bin. Verstanden wurde das nicht. „Wenn ein erneuter Umzug Sie stresst, dann fangen Sie doch einfach hier mit arbeiten an…“ Ich kann es einfach nicht mehr hören. „Naja… - im Moment ist der Ort in der Ferne für mich die einzige Option“, beginne ich zu erklären, ehe ich wieder unterbrochen werde. Ich weiß nicht mehr, wohin mit all der Verzweiflung. Wirklich nicht. Die Pflege nerven ist halt auch keine Option, wenn man sich das nicht traut. Und was immer weiter in den Vordergrund

Psychiatrie #4 Fortschritte und Wochenende

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Wochenende in der Psychiatrie. Ruhe auf der Station. Die meisten sind ausgeflogen. Tagesurlaub. Ich hatte heute keine Kraft, um ins Wohnheim zu fahren. Und außerdem weiß ich auch nicht, was ich da soll. Es tut sich etwas. Vielleicht. Ganz langsam. Mit viel Anstrengung meinerseits. Ich muss die Situation nun eben nehmen wie sie ist und versuchen, langsam mit dem Team hier zurecht zu kommen. Vermutlich muss ich viel mehr und viel ehrlicher kommunizieren. Ich höre, dass ich ziemlich taff wirke. Man sieht mir einfach nicht an, was sich täglich in meinem Kopf abspielt. Und mir fällt es auch schwer, mich auf die Patientenrolle einzulassen. In der Visite zu sitzen und zu sagen, dass es mir schlecht geht, ist nahezu undenkbar. Irgendwie versuche ich doch immer positive Punkte zu finden und die auch voran zu stellen. Immer wenn ich die Ärzte sehe, habe ich das Gefühl, auch arbeiten zu müssen und kein Recht darauf zu haben, gerade auf der Patientenseite abzuhängen. Es funktionier

Psychiatrie #3

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Stippvisite zu Hause. Und wenn man einmal den weiten Weg auf sich genommen hat: Kaffee, endlich mal wieder eine Laugenbrezel und bloggen. Das kann ich in der Klinik natürlich nicht erzählen. Ein bisschen Freiheit in dem engen Rahmen, mit dem auch mein Kopf aktuell leben kann. Plan war es, den neuen Schlüssel und Transponder bei der Hausverwaltung abzuholen, weil unsere Schlösser bald getauscht werden. Und den Mietvertrag für die Wohnung im Ort in der Ferne aus dem Briefkasten fischen. Beides hat geklappt. Die Vermieterin im Ort in der Ferne geht übrigens felsenfest davon aus, dass ich den Vertrag unterschreibe. Das geht aus einer Mail hervor, die sie dem jetzigen Mieter geschrieben hat und bei der sie mich auf Copy gesetzt hat. Und ich… - ich weiß immer noch nicht, wie ich das finanzieren soll. Heute Abend telefoniere ich (hoffentlich) noch mit einem sehr lieben Menschen über das Thema. Ich hoffe, er findet Zeit. Bleibt er doch als einer der ganz wenigen Unbeteiligten

Psychiatrie #2 Die erste Woche

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Seit über einer Woche mal wieder am heimischen Schreibtisch. Ich habe Belastungserprobung bis 18 Uhr beantragt. Und da die Visite gleich am Donnerstag und Freitag ausgefallen ist, wurde einfach alles durchgewunken. Und jetzt sitze ich hier. Mit dem PC vor mir auf dem Schreibtisch dessen Lüftung klingt, als würde ein Düsenjet neben mir abheben (was ist da schon wieder los?), einem Kaffee neben mir und dem gewohnten Blick nach draußen auf die Wiese. Es fühlt sich komisch an zurück in einem Raum zu sein, durch dessen Luft so viel Unheil schwebte. Übernachten möchte ich hier immer noch nicht müssen. Immer noch liegen alle Utensilien hier, die einen heimlichen und leisen Abgang aus dem Diesseits ermöglichen. Noch bin ich nicht bereit, die zu eliminieren. Mit dem Blog hochladen über den Surfstick – das wird sich wohl doch nicht ganz etablieren – vielleicht hin und wieder mal. Das braucht einfach zu viel Datenvolumen. Denn zwischendurch die Mails abrufen, muss ich ja auch noch,