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Es werden Posts vom März, 2021 angezeigt.

Neue Therapeutin und Osterplanung

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Mittwoch. 17 Uhr. Ich ziehe die Tür des Arztzimmers hinter mir zu. Wann war ich denn das letzte Mal um 17 Uhr fertig mit der Arbeit? Die letzten zwei Tage vor Ostern wurde ich aufgrund von Personalmangel von der Notaufnahme auf die Kurzliegerstation versetzt. Aber auch die ist nur noch halb voll und der Plan ist, vor Ostern so viele Patienten wie möglich zu entlassen. Meine Kollegin hat gute Laune, draußen scheint die Sonne und es wird viel gelacht heute. Und doch ist es ein bisschen, als stünde ich neben mir. Zwar irgendwie physisch dabei, aber gedanklich und emotional weit weg. Ich stelle kurz meine Sachen zu Hause ab und laufe noch eine Runde um die Stadtmauer. Höre die Menschen auf den Straßen. Spüre die Wärme der Sonne auf mir. „Mondkind es ist viel zu warm – und das Ende März…“ Ich könnte schwören, dass ich Dich höre. „Und ich war in der [Studienstadt]. Die Züge sind voll trotz Corona, es läuft fast, als wäre alles normal.“ Nochmal Du. Das hast Du mir letztes Jahr um die Zeit

Von Leben und Trauern und Therapievorbereitung

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Verrückte Zeiten. Leben und Trauern in ganz viel Intensität. Sonne trifft auf nasse Augen. Blick über die Saalewiesen. Gedankliche Zusammenfassung der letzten Woche. „Du fehlst mir immer am Meisten, wenn der Tod so nah erscheint, oder das Leben am Schönsten.“ Das ist nicht von mir. Zugegeben. Habe ich auf Instagram gefunden. Aber man könnte es nicht besser ausdrücken.  Exakt vor einem Jahr... Du am Telefon, ich auf der Bank hinter der Stadtmauer *** Manchmal tut man Dinge, weil man sie eben so tut.       Wie zum Friseur gehen zum Beispiel. Weil man mal einen Sonntag in fünf Wochen frei hat, ein bisschen Entzerrung im Wochenende und die Friseure haben gerade geöffnet; es ist eher eine pragmatische Entscheidung, aber sechs Monate nach dem letzten Besuch dort, darf man sich das ja mal gönnen. Und dann... - ja, dann hat man nicht bedacht, dass der Freund immer nach dem Friseurbesuch ein Foto bekommen hat und ich immer Ecken gefunden habe, die ich an der neuen Frisur nicht so gut gelung

Zweite Therapiestunde

Frühs in der Notaufnahme. Der Famulant sitzt bei mir und wir sinnieren ein bisschen über den Medizinstudiengang. Plötzlich kommt die potentielle Bezugsperson vorbei und sammelt den Famulanten ein – woanders gibt es etwas Spannendes zu sehen. „Übrigens Mondkind, Dein Kugelschreiber den ich mir letztens geliehen habe, liegt auf meinem Schreibtisch. Da musst Du mal vorbei kommen…“ Ich weiß nicht, ob ich das will. Vielleicht… - irgendwann… - bei Gelegenheit… Mittagszeit. In der Notaufnahme war es halbwegs ruhig, ich kann sie pünktlich dem Spätdienst übergeben und radle ein Mal quer durch den Sonnenschein auf die andere Seite des Dorfes. Ich bin ein bisschen aufgeregt, Sympathikus und Parasympathikus können sich gerade nicht ganz entscheiden, wer aktiv sein möchte und mein Körper ist etwas durcheinander. Ich habe schon so vielen Therapeuten gegenüber gesessen und bin immer noch nervös. Zweiter Stock eines recht altmodisch eingerichteten Hauses. Holzfußboden, weiße Wände, in der Ecke ein

Ein katastrophaler erster Dienst

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Sonntagnacht. Knapp fünf Stunden vom Klingeln des Weckers entfernt. Erster Dienst der wie vielte? Keine Ahnung. 12 Stunden rennen. Ohne zwischendurch mal etwas essen oder trinken zu können. Obwohl das irgendwann vor lauter Angst auch nicht mehr funktioniert hätte. Fälle, die einfach scheiße waren. Anders, kann man es nicht sagen. Eine, die eigentlich mit einer hypertensiven Entgleisung bei den Internisten lag. Plötzlich wird sie komatös. Die Internisten behaupten, sie habe vorher gekrampft. Ob das wirklich so war… ? Und dann stehe ich da mit einer komatösen Patientin im Schockraum und denke darüber nach, wer sie jetzt intubiert, wenn aus ihrem Würgen ein Erbrechen wird und die Schutzreflexe ausfallen. Die Anästhesistin, die Hintergrund hat, braucht 25 Minuten in die Klinik. Nur wenig später wartet meine erste Thrombektomie auf mich. Das war immer meine Horrorvorstellung. Dass ich meine erste Thrombektomie im Dienst erlebe. Wie sind die Abläufe genau? Wann rufe ich wen genau an? I