Lately...
Letzen Freitag war ich mit einer Kollegin auf Fortbildung für Elektrophysiologie. Ich hatte beschlossen, dass ich das vor dem Facharzt sowieso nochmal irgendwo qualifiziert lernen muss. Der Chef meinte, es gäbe keine Notwendigkeit, aber wenn eine Rotation in die Funktionsbereiche nie vorgesehen war und das im Facharzt leider doch abgefragt wird, sehe ich da schon eine Notwendigkeit.
Als dann im März eine Mail von einer Klinik etwa eine Stunde entfernt von hier in mein Postfach flatterte, habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt, mich dort angemeldet und den dienstplanverantwortlichen Oberarzt um einen Fortbildungstag gebeten. Der hat zwar etwas mit den Zähnen geknirscht, es dann aber durchgehen lassen. Eine andere Kollegin hatte auch noch diese Idee und so sind wir dann am Freitag zu Zweit los gefahren.
Gerade mit solchen praktischen Kursen sind diese Online – Fortbildungen einfach echt schwierig und außerdem ist es ab und an auch mal schön, neue Kliniken kennen zu lernen. Ohne Witz – die Klinik ist so schön; die sieht fast aus wie ein altes Schloss, hat sogar einen Innenhof und es wirkt beinahe etwas befremdlich, wenn da Betten hindurch geschoben werden. Die Oberärzte waren alle super nett, es waren auch einige Assistenzärzte aus den eigenen Reihen mit dabei, die waren auch alle sehr freundlich und unglaublich kompetent und auf dem neuesten Stand waren die noch dazu. Und im Gegensatz zu unserer Klinik – habe ich in der Mittagspause gelernt – rotieren die alle durch die Funktionseinheiten und demnächst auch durchs MVZ. Die Klinik liegt übrigens direkt in der Stadtmitte, weshalb wir in der Mittagspause mal schnell in die Innenstadt rein gelaufen sind – man läuft wirklich nur fünf Minuten – und uns dort eine Pizza geholt haben.
Ehrlich gesagt – ich habe an dem Tag mehrfach drüber nachgedacht, ob ich nicht einfach nochmal die Klinik und den Standort wechseln möchte. Wenn der Freund und ich sich irgendwann doch trennen sollten, wäre das gar kein Problem… - ansonsten halt schon irgendwie. Aber das war so eine gute Erfahrung. Und – ich habe glaube ich endlich die Basics der Elektrophysiologie verstanden. (Und mich gefragt, wie vielen Leuten ich in meiner Zeit auf der Normalstation wohl falsche Diagnosen angehängt habe, weil ich es nicht besser wusste… Dabei ist es bei uns nicht so, dass das niemand kann. Aber warum können sich die Oberärzte nicht einfach mal mit uns hinsetzen und das anschaulich erklären…? Warum müssen wir dafür in eine andere Klinik fahren?)
Ansonsten habe ich auch am letzten Freitag Post von der Landesärztekammer bekommen. Die wollen noch eine Unterschrift haben – das stand nirgendwo, dass dieser Mensch auch noch unterschreiben muss. Außerdem ist eine Klammer falsch gesetzt (ich habe das für einen Witz gehalten, dass man das beanstanden könnte, aber offensichtlich ja wohl nicht…) und die jährlichen Gespräche müssen irgendwie anders unterschrieben werden. Genau verstanden habe ich das auch noch nicht.
Dass ich Freitagabend hätte kotzen können, muss ich wohl nicht erwähnen… ich weiß es nicht mit diesem Facharzt. Fakt ist, ich werde dafür 2026 keinen einzigen Tag mehr Urlaub nehmen. Ich kann mich einfach seit anderthalb Jahren weder privat noch beruflich irgendwie bewegen. Ich kann einfach nicht mehr. Wenn es dann nicht klappt ohne Urlaub zu nehmen ist es so, aber ich möchte 2026 endlich mal wieder Verreisen. Und das meint keine Reise auf die Malediven, sondern einfach wenigstens mal meine Freunde sehen ( - falls die bis dahin noch existieren…).
Ansonsten… - Geburtstag.
Das lief dieses Jahr tatsächlich um Welten besser, als letztes Jahr. Wir haben erst ausgeschlafen, der Freund und ich waren anschließend im Café frühstücken und danach haben wir eine ziemlich lange Fahrradtour gemacht mit Kaffee – Stopp in einer der umliegenden Städte. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich mal ein wenig vor die Tür gekommen bin, seitdem die Bäume wieder Blätter haben und es war so toll einfach mal draußen zu sein, das Grün und die vielen unterschiedlichen Farbtöne zu sehen und die Vögel zwitschern zu hören. Leider wird es vorerst auch der einzige Ausflug bleiben – ich klebe ja nun doch am Schreibtisch.
Ich will nicht wissen, wie es mir im Herbst gehen wird. Wenn ich schon wieder einen ganzen Sommer verloren habe.
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Grüße vom Balkon |
Diese Woche habe ich Spätdienst und sitze jeden Morgen Früh am Schreibtisch. Ich nutze es gleich aus, dass der Kardiochirurg sowieso früh auf die Arbeit muss – dann stehe ich gleich mit auf und mache mich an mein Lernzeug.
Tatsächlich haben wir das eigentlich noch nie so gemacht, dass ich nach meinen Spätdiensten abends regelmäßig zu ihm gekommen bin und bei ihm übernachtet habe. Die Spätdienstwoche läuft bisher auch ganz okay, ich komme noch zu einigermaßen christlichen Zeiten raus.
Und dennoch fällt auf, dass dieses Zusammenleben eben nicht funktioniert. Wir streiten uns jetzt nicht unbedingt – ich glaube, dazu bin ich mittlerweile zu beschäftigt und er bringt ohnehin meist nur gut dosierte Spitzen. Aber ich glaube, er hatte sich das diese Woche anders vorgestellt – normalerweise sehen wir uns nämlich in meinen Spätdienstwochen fast gar nicht. Irgendwie ist er die ganze Woche schon super genervt. Ich habe mich gestern gefragt, ob ich überhaupt hin fahren, oder es einfach lassen soll. Ob es mir nicht besser damit ginge, in meine Wohnung zu fahren. Die Stimmung ist meistens am Abend gar nicht so schlecht – bei mir am Abend eigentlich tendentiell immer besser als frühs. Aber sobald ich dort bin und er wieder irgendetwas vor sich hin grummelt und ich genau weiß, dass ich ihn jetzt mit Samthandschuhen anfassen muss, bin ich einfach auch genervt. Ich denke immer, man könnte doch noch abends kurz ein bisschen kuscheln und quatschen, aber das sieht er halt völlig anders. Wir gehen dann meistens ins Bett ohne viel geredet zu haben. Gestern meinte er irgendwann ziemlich aus dem Zusammenhang gegriffen: „Du solltest eigentlich gar nicht hier sein.“ Das hat sich angefühlt, als hätte einem jemand mit der Faust ins Gesicht geschlagen.
Und am Ende sind wir wieder bei: Ich weiß es nicht.
Der Intensiv – Oberarzt rät ja dazu, die Beziehung noch bis nach dem Facharzt zu behalten, weil eine Trennung jetzt halt auch nicht einfach wird. Aber vielleicht lebt es sich einfach auch so auseinander. Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem wir uns einfach gar nichts mehr zu sagen haben. Wir reden ja schon jetzt eigentlich nur noch über die objektivierbaren Fakten des Tages, aber nie darüber, wie es uns eigentlich geht und was uns beschäftigt. Viel fehlt ja nicht mehr bis hin zu komplett fehlenden Verbindung. Vielleicht wird diese Trennung, vor der sich so viel Angst habe, am Ende ganz friedlich. Weil da nach all der Zeit einfach nichts mehr übrig geblieben ist.
So – ich muss los auf die Arbeit. Die Anzahl der Blogeinträge wird in der nächsten Zeit wohl auch etwas weniger. Für diesen hier habe ich knapp eine Woche gebraucht – ich hatte schon Freitag angefangen etwas zu schreiben und habe den bis jetzt nicht fertig gemacht.
Ich frage mich so oft, wie das Leben nach dem Facharzt aussehen wird. Wer dann noch da ist. Und was dann noch da ist. Und was man umkrempeln muss, weil die Dinge meine mangelnden Kapazitäten nicht überlebt haben.
Mondkind
ALLES, ALLES LIEBE NACHTRÄGLICH ZU DEINEM GEBURTSTAG! ich wünsche dir nur das allerbeste & dass du lernst, zu dir & deinen träumen zu stehen & dass sie natürlich auch in erfüllung gehen ;)! DU bist NICHT falsch!! alles liebe & gute & herzliche grüsse von nicole
AntwortenLöschenVielen lieben Dank Dir :)
LöschenWow, diese Aussage von ihm ist schon harter Tobak. Spätestens jetzt wäre ich über alle Berge. Als zu kostbar empfinde ich mich und die Liebe, die ich zu geben habe. Verstehst du, was ich sagen möchte? Ich glaube schon, dass du ohne deinen Freund besser dran wärst. Schon vor dem FA. Das, was du hier auslebst, ist eine Reinszenierung deiner Bindungsverletzung - Stichwort Wiederholungszwang. Es wäre ideal, wenn du diese Verletzung therapeutisch angehen würdest. Das wäre professionell und spräche für dich. Und keinesfalls dagegen, Therapeutin zu werden. Dein Freund wird sich nicht ändern. Auch er scheint eine schwere Bindungsverletzung zu haben. (Viel) Nähe scheint für ihn bedrohlich und nicht ertragbar zu sein. Er reagiert mit Flucht und Kampf, teilweise auch mit Freeze. Er scheint eine Beziehung mit dir (oder einer andern Frau) nicht zu wollen. Dafür spricht auch, dass er nicht mit dir gesehen werden will und dich nicht seiner Familie vorstellt. Das heisst nicht, dass er ein schlechter Mensch ist, sondern, dass er eine schwere Bindungsverletzung zu haben scheint. Auch für ihn wäre es kostbar, diese in einer Therapie zu bearbeiten. Dies kann er aber nur freiwillig tun.
AntwortenLöschenUnd ja: Vielleicht lohnt es sich, bald mal den Arbeitsort zu wechseln. Ich finde nicht, dass ihr korrekt behandelt werdet - um es mal milde auszudrücken…