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Es werden Posts vom Mai, 2024 angezeigt.

Von einer Dienstplanbesprechung

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Es gibt Diskussionen, über die muss ich eine Weile nachdenken. Der Freitag ist chaotisch. Das sind Freitage oft, aber dass es der Freitag nach einem Feiertag ist, macht es nicht unbedingt besser. „Wir haben ein straffes Programm für das Großteam“, sagt die Chefin am Mittag. „Zuerst den allgemeinen Teil, dann die Fortbildung des Internisten, dann die Übergabe für das Wochenende und dann Dienstplan.“ Dienstplan… ? Ich habe doch gar keine Mail bekommen. Alle um mich herum sind aber mit Kalendern bewaffnet. Ich leihe mir den einer Kollegin. Wann wir im Juli Urlaub haben weiß ich, dass der Kardiochirurg davor Nachtdienstwoche hat auch und somit auch, dass es eine intelligente Idee wäre, am Sonntag davor Dienst zu machen – da hat er nämlich ohnehin Nachtdienst und ist tagsüber zu Nichts zu gebrauchen. Vielleicht wäre es dann noch sinnvoll in seiner Nachtdienstwoche einen Dienst zu machen – vielleicht schaffen wir es ja mal nach seinem Nachtdienst und meinem 24 – Stunden – Dienst noch gemeins...

Von Realitäten und einem Wochenende

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 „Wenn Du dann zum Freund von meiner Schwester möchtest, müsstest Du hier in diese Straße abbiegen“, sage ich. Er tritt auf die Bremse und reißt das Lenkrad rum. „Die Adresse schicke ich Dir noch, ich weiß sie jetzt auch nicht auswendig“, schiebe ich unnötigerweise hinterher. „Dieses Haus dort“, deute ich wenig später auf den Hauseingang. Meine Schwester und ihr Freund kommen heute aus dem Urlaub zurück. Keine Ahnung, ob sie schon da sind. Das Auto meiner Schwester sehe ich merkwürdigerweise auch nicht.   Eigentlich war der Tag bis hierher ganz schön. Gestern Abend kam der Kardiochirurg natürlich irre spät vom Fallschirmspringen. Ich war erst gegen halb 10 auf dem Weg zu ihm und eigentlich hätten wir um sieben Uhr heute schon wieder aufstehen müssen. Wenn – ja, wenn nicht das Flugzeug kaputt gegangen wäre und am Montag erstmal in die Werkstatt geflogen werden muss. Also gibt es an diesem Sonntag keinen Sprungbetrieb. Schlecht für den Kardiochirurgen. Gut für mich. Es ist nur ...

Zwischen Geburtstag und Erschöpfung

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11. Mai. 2024 Irgendwann morgens. Die Sonne schaut schon durch die Schlitze der Jalousien herein. Ich erkläre mich innerlich bereit, zumindest mal ein Auge auf zu machen. Seine Augen sind noch geschlossen. Er atmet ganz ruhig. Neben mir. Verrückt. Fast vier Jahre danach. Vor vier Jahren um diese Zeit gab es ein kurzes Telefonat in die Psychiatrie. Zwei Monate danach stand die Welt schon seit knapp zwei Wochen. Noch für viele Wochen und Monate danach. Und dass ich das hier nochmal erleben könnte, habe ich lange nicht für möglich gehalten. Den Geburtstag mit dem Freund zu starten. Direkt neben mir.   Selbstverständlich war das indes mal wieder nicht. Rufdienst des Kardiochirurgen. Da kann immer alles und nichts passieren. Freitagabend gab es noch vier Notfälle. Irgendwann gegen Mitternacht bin ich erstmal auf mein Sofa umgezogen. Habe ihm geschrieben, dass er sich bitte melden und mich wecken soll, ich stehe dann wieder auf uns komme zu ihm, wenn irgendwann Ruhe in die Nacht kommt. A...

Wirbel

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Erwartet keinen super kreativen Beitrag. Ich muss nur für mich selbst ein bisschen was reflektieren.   Es gibt an jeder Ecke eine Baustelle. Job, Facharzt, Beziehung. Wann habe ich das das erste Mal gesagt? Im Januar? Seitdem sind eher Baustellen dazu gekommen, als dass sie abgebaut wurden. Im Hintergrund läuft noch zusätzlich die Umstellung aller meiner Versicherungen, was recht viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Klärung hinsichtlich des Facharztes hat mehr Unklarheiten als Klarheiten in die Situation gebracht. Die Arbeit hat mich noch mit einem Wechsel des Chefarztbereiches überrascht. Und die Beziehung ist ein stetiges Auf und Ab.   Ich merke das seit Wochen. Das, was so oft passiert, wenn keine Ruhe mehr rein kommt, die Dinge sich nicht lösen lassen, die Energie irgendwie verpufft. Die Tage werden lang und die Nächte sehr kurz. Die Morgen werden die Katastrophe schlechthin, die Stimmung wird so gegen Ende des Tages mal besser, wenn es schon absehbar ist, dass sich die schütz...

Trennung?

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Wir komm'n uns immer näher, immer näher, immer näher Und jetzt aufzuhör'n wär zu schwer, viel zu schwer Ich will nicht, dass du bleibst, doch es killt mich, wenn du gehst Weil wir uns einfach anzieh'n, bis sich keiner mehr bewegt So wie ein Magnet (Gestört aber geil und Florian Künstler) Auf dem Konzert das erste Mal gehört und für richtig gut befunden. Manchmal gibt es Songs, die entwickeln sich nach Live – Versionen zu neuen Lieblingsliedern. Der gehört dazu. Und könnte aktuell nicht besser zur Beziehungssituation passen. Die Szene hat es schon gefühlte tausend Mal gegeben. Am Abend davor habe ich mich ein bisschen aufgeregt und festgestellt, dass das so mit uns beiden nicht mehr weiter geht. Am Tag danach komme ich abends zu ihm. Und komischerweise, immer an diesen Tagen, schafft er es wie von Zauberhand zu kochen. Nicht nur, um den Magen zu beruhigen, sondern auch, um die erhitzten Gemüter etwas zu besänftigen. Danach sitzen wir auf dem Sofa. Und ich halte meinen altbek...

Von einem Konzertwochenende

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Wahrscheinlich warten einige auf den Geburtsstadt- und Konzert – Bericht. Ich hatte ihn schon längst schreiben wollen, aber mit dem aktuellen Ausmaß von Erschöpfung bin ich froh, wenn ich die Tage auf die Reihe bekomme. (Wir verschweigen, wie es aktuell um die Neurolernei steht).   In die Geburtsstadt rein zu fahren, fühlt sich jedes Mal an, wie eine emotionale Umarmung. Es hat ein seltsames Gefühl von „nach Hause kommen“, obwohl ich dort nur die ersten zwei Jahre meines Lebens verbracht habe, an die ich keinerlei aktive Erinnerungen habe. Wir waren dann allerdings viele Jahre jeden Sommer dort. Bis fast zur Oberstufe, als die Sommerferien für das Lernen gebraucht wurden und keine Zeit mehr war, den Sommer mit Vergnügen zu verbringen. Aber dadurch hat diese Stadt auch irgendwie die Katastrophen ausgespart. Ich habe sehr viel gute Erinnerungen; unsere Oma hat es immer geschafft die zwei Wochen in denen wir dort waren, mit Programm und vielen guten Erlebnissen zu füllen. Diese Stadt ...

Über Paarbeziehung, Ansprüche und den Freund

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Ich klopfe am Büro nebenan. „Hey, hast Du mal einen Schlüssel? Ich hab mich ausgeschlossen bei mir.“ Die Kollegin schmeißt ihren Schlüssel über den Tisch, ich schließe bei mir auf und gebe ihn ihr zurück. Bloß gut geht bei uns jeder Schlüssel für jeden Raum. Das Telefon habe ich heute auch schon drei Mal irgendwo verlegt.   Ich mag solche Tage nicht, an denen Konzentration ein Fremdwort ist. Einfach gefühlt nichts geht.   Manchmal kommt’s mir vor, als hätte ich mich selbst verloren.   Ich würd gern Worte finden, aber manchmal ist’s schwer.   Ich denk ein bisschen über den Vortrag von gestern nach. Der Chef der Psychosomatik, der auch Paartherapeut ist, hat ihn zusammen mit seiner Frau gehalten. Ich frag mich, warum ich mich oft in dieser Beziehung wie ein Fass ohne Boden fühle. Das war doch früher nicht so. „Mit Ihrer eigenen Ursprungsfamilie kriegen Sie das nicht mehr hin. Aber Sie können eine neue Familie gründen.“ Als sei das eine neue Welt. Als gäbe es da Aussich...