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Es werden Posts vom September, 2025 angezeigt.

Über ein Wochenende

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Freitag. Dienst.  Ich finde Freitagsdienste so semi. Insbesondere dann, wenn die Woche am Sonntag davor schon mit einem Dienst aufgehört hat. Irgendwann ist man einfach platt und sich am Freitag, wenn alle ins Wochenende starten und man einfach nur müde ist, nochmal richtig anstrengen zu müssen, nervt mich manchmal. Der Dienst verläuft dann so, wie man sich das nicht unbedingt wünscht. Am Nachmittag ist es bis zum Abend relativ ruhig und dann nehme ich von 22 Uhr abends bis 4 Uhr in der Nacht fünf Patienten auf und damit ist die Nacht natürlich einigermaßen rum. Aber immerhin habe ich meinen Hintergrund nicht angerufen und alles selbst gerockt. Irgendwie erwartet man das jetzt halt von mir auch, aber wenn ich nicht weiter weiß, dann rufe ich immer noch an, auch wenn das mit einem „Mondkind – Du bist Fachärztin“ quittiert wird.  Natürlich kommt der obligatorische Stroke Angel um kurz vor halb 10 in der Früh, aber ich gebe mir Mühe, den schnell und effizient abzuarbeiten und dan...

Über ein Telefonat

Dienstagabend. Eigentlich wollte ich nach der Eskalationen der vergangenen Tage mal früh ins Bett gehen. Die Gefühle in mir sind so heftig, dass ich die Box mit den Psychopharmaka wieder raus gekramt habe, um überhaupt irgendwie schlafen zu können.  Ich versuche mich immer wieder darauf zu besinnen, dass ich den Facharzt habe und doch schon alles irgendwie okay ist, aber es fühlt sich nicht okay an.  Am späten Nachmittag hatte ich dem Freund nochmal geschrieben, wie es mir aktuell mit der Beziehung so geht, was ich von ihm wahrnehme und was ich mir von uns wünsche. Sein einziges Statement dazu ist „Gute Nacht Mondkind“. Und dann – dann reißt mir endgültig die Hutschnur.  Ich rufe ihn an und schreie ihn eine halbe Stunde lang zusammen. Ich weiß nicht, ob ich so etwas in meinem Leben schon jemals getan habe. Es ist, als würde sich all diese Wut genau jetzt kanalisieren. Und als wir dann bei der zentralen Frage angekommen sind und ich von ihm wissen möchte, ob ihm denn die B...

Beziehungsdinge der letzten Tage

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Montagabend.  Es ist bald 21 Uhr.  Ich habe mich auf mein Sofa gesetzt, die Wolldecke um mich herum gelegt und das Licht von der Leselampe hinter mir eingeschaltet.  Auf meinem Schoß liegt ein Buch, aber so richtig kann ich mich nicht darauf konzentrieren.  Das Handy habe ich in irgendeine Ecke gepfeffert, damit ich es nicht mehr sehen muss.  Der Freund hat natürlich genau eine Minute angerufen, nachdem ich ihn vehement erinnert habe sich zu melden, aber irgendwie macht mich das wütend. Ich bin doch nicht diejenige, die immer alles für ihn organisieren muss, das irgendetwas mit uns zu tun hat. Er kann sich doch selbst melden, wenn er fertig ist. Und immerhin habe ich ihn auf der Arbeit schon mal angerufen und nach der Abendplanung gefragt – da kam natürlich nichts. Ich beschließe, dass ich ab jetzt nach 19:30 Uhr die Wohnung nicht mehr verlassen möchte, um irgendwo hin zu fahren. Das ist ja wie dauerhafte Rufbereitschaft und kann gerade jetzt im nahenden Winter ...

Vom Start in ein Wochenende

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Freitag.  Der Tag auf der Station ist ziemlich langweilig. Kopfschmerzen, Schwindelabklärung und Rückenschmerzen im Kreis. Der einzige Patient, bei dem man wirklich mal nicht genau wusste was er hat war beim Kollegen, hatte am Morgen keinen Bock mehr auf weitere Diagnostik und hat sich gegen ärztlichen Rat entlassen lassen.  Heute Abend ist das Sommerfest (naja, im September, aber passend dazu hat das Wetter nochmal aufgedreht – da haben alle Glück gehabt). Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich den Abend mit dem Freund verbringe, aber das war bevor er mir gesagt hatte, dass er die Woche für eine Fortbildung in Berlin ist und wahrscheinlich recht spät zurück kommt. Allerdings wahrscheinlich wiederrum auch nicht so spät, als dass es sich nicht mehr lohnen würde, sich zu sehen. Eine Oberärztin hat am Morgen schon gesagt, dass sie noch ein Eintrittsbändchen übrig hat – ich hatte mich nämlich aufgrund der Pläne mit dem Freund auch gar nicht angemeldet. Allerdings scheue ich mich n...

Von einem Dienst und Zukunftsperspektiven

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Die Sommerferien sind zu Ende.  Das hat man wahrscheinlich – genauso wie das Sommerloch – in noch keinem Dienst in dem Ausmaß bemerkt, wie dieses Jahr. Schon den ganzen Montag ist die Notaufnahme tagsüber komplett überfüllt und ich ahne schon Böses, als ich die Liste der Patienten in der ZNA immer wieder aktualisiere in der Hoffnung, dass die Anzahl der Patienten doch mal abnehmen möge.  Als ich schon etwas früher als ich eigentlich müsste in die ZNA rase, um vielleicht schon etwas eher anfangen zu können Ordnung ins Chaos zu bringen, sind noch viele Patienten, die keine absoluten Notfälle sind nicht mal gesehen und wenn man so anfängt, dann weiß man schon, dass man die ganze Nacht der Zeit hinterher arbeiten wird.  Es ist schon irgendwann etwas später. Ein Patient, der immer noch draußen wartet, wird herein geholt. Und dann trifft mich doch ein bisschen der Schlag. Er sieht exakt aus, wie der verstorbene Freund. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich achte genau auf seine ...

Von einem Sonntag

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Wochenende.  Der Sonntag startet mit einem Frühstück mit einer Kollegin, bevor die sich wieder auf den Weg nach Tschechien macht. Sie ist nur noch selten hier, aber ich mag sie sehr gerne und dann muss man das nutzen, wo immer man kann.  Den Nachmittag nutze ich, um zu einem Freund, oder Bekannten zu fahren. Die Grenzen verschwimmen da aktuell ein wenig. Die meisten der Menschen, die ich jetzt besuche, habe ich ewig nicht gesehen und trotzdem sind es Menschen, mit denen ich teilweise wirklich viel geteilt habe.  Und tatsächlich – bemerke ich manchmal – verschwimmt nicht nur dieser Sommer irgendwo im Dazwischen. Sondern irgendwie ein Zeitraum über Jahre, den ich aktuell nicht mal genau definieren kann.  Der Geruch der Wohnung ist mir immer noch vertraut. „Du weißt ja, wo die Hausschuhe sind“, sagt er.  Er hat schon angefangen Melonen – Feta – Salat zu schnibbeln. Da hat jemand nicht vergessen, was die Mondkind damals am liebsten gegessen hat. Wie sehr kam mir das...

Erinnerungen, Suizidprävention und ein spontanes Frei

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Du hast gesagt, du bleibst für immer Ein ganzes Leben lang, ein ganzes Leben lang Du hast gesagt, du bleibst für immer Dass wir die Lichter sehen, bis die Musik ausgeht (LEA - für immer) Der Blick wandert zum Wecker.  Unter fünf Stunden mittlerweile, bis er klingelt.  „Ich hab meinen Teil des Plans übrigens erfüllt“, denke ich mir.  Ich erinnere mich an diesen Sommer in der Studienstadt, von dem ich nicht wusste, dass es unser Letzter war. Ob er das wusste? Ich erinnere mich, wie wir Rücken an Rücken am Fluss saßen.  Er mit seiner Ex – In – Ausbildung beschäftigt, ich gerade frisch das Examen in der Tasche.  Ich habe ihn ein bisschen beneidet um seine Tätigkeit, während klar war, dass ich erstmal ein paar Jahre somatische Medizin lernen sollte, bevor ich über andere Dinge nachdenke. Der Ort in der Ferne schien damals – neben der Tatsache, dass ich dringend aus NRW weg musste – die einzige Möglichkeit zu sein, in diesem Haifischbecken von Medizin überhaupt zu übe...

62 Monate

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Mein lieber Freund, letzten Monat war der erste Monat ohne Brief. Ich habe dran gedacht an dem Tag und auch immer wieder vorgehabt, zumindest ein paar Zeilen zu schreiben, aber es ging dann doch nicht wenige Tage vor der wichtigsten Prüfung seit sechs Jahren. Und irgendwann habe ich mir gedacht, ich höre auf mich zu stressen und vertraue darauf, dass es für Dich okay gewesen wäre.   Und jetzt ist Deine „Lieblingsärztin“ von damals Fachärztin.   Wahrscheinlich macht nichts so brutal klar wie diese Meilensteine, wie viel Zeit vergangen ist, seitdem Du nicht mehr da bist. Als Du gestorben bist, war „Facharzt“ gefühlt ein Begriff aus dem Universum. Und falls Du fragst: Nein, man fühlt sich nicht plötzlich wie das „Brain“. Schließlich wirst Du nicht plötzlich schlauer über Nacht. Und wenn die Oberärzte das nicht korrigieren, unterschreibe ich die Briefe ehrlich gesagt immer noch als „Assistenzärztin“. Ich muss mich erst gewöhnen an diese neuen Umstände, was glaube ich streckenweise...