Wochenrückschau
Was ist so los in der Psychiatrie? Und wie entwickelt sich
alles?
Ich habe den Oberdoc am Montag noch kurz vor Feierabend
abgepasst und ihn darauf hingewiesen, dass unser Gespräch am Freitag nicht
statt gefunden hat. „Ich weiß“, sagte er nur und schob nicht mal ein Wort der
Entschuldigung hinterher. Ein Gentleman wird er wohl nicht mehr, aber ich soll
ihn ja auch nicht heiraten…
Das Gespräch mit ihm fand dann am Dienstag statt.
Ich war ehrlich dankbar, dass er sich überhaupt die Zeit
genommen hatte, sich mit mir auseinander zu setzen.
Ich berichtete ihm von dem Gefühl der völligen Leere und
Emotionlosigkeit, davon, dass ich immer noch das Gefühl habe durch die Tage zu
fallen und davor, dass ich einfach Angst habe, dass ich entlassen werde und sich
an der psychischen Situation nichts geändert hat.
Er meinte dann, dass es völlig sinnfrei sei jetzt auf Teufel
komm raus ein Hobby zu suchen, wenn das im Moment halt nicht existiert. Seiner
Meinung nach soll ich erst mal das Studium fertig machen. Die neuen
Lebensumstände, die das mit sich bringt, würden von alleine zu einer
Verbesserung meines Zustands beitragen.
Und dann müsse ich da eben jetzt noch für den Rest meines
Studiums durch und versuchen, mich bis dahin nicht umzubringen.
Er meinte aber – wie das halt für einen Psychiater üblich
ist – dass man ja alle pharmakologischen Maßnahmen schon ausschöpfen müsse und
hat dann nochmal an den Medikamenten gedreht. Ehrlich gesagt finde ich das
mittlerweile weniger lustig. Ich habe ihm gesagt, dass ich überhaupt keinen
positiven Nutzen merke und der Meinung bin, dass man dann ja auch mal versuchen
könnte, wie es ganz ohne ist, während er offensichtlich der Auffassung ist die
Medikamente so lange zu steigern, bis sich da etwas tut. Ich verlasse die Station
glaube ich als lebendiges Bayer – Werk oder so…
Ansonsten war ich im Verlauf der Woche fleißig mit WG –
Suche beschäftigt und habe mir auch schon eine angesehen – für nächste Woche
gibt es mindestens 2 Termine. Die eine WG die ich gesehen habe, war schonmal
gar nicht schlecht, allerdings haben die glaube ich eine Menge Bewerber.
Heute allerdings bin ich an meinem Wohnort, habe auch lange mit
meiner Vermieterin darüber gesprochen und sie denkt, dass wenn man so sehr mit
Medikamenten zu ist und sich im Prinzip selbst gar nicht mehr spürt, es keine
kluge Idee ist, solch weitreichende Entscheidungen zu treffen. Und irgendwie
stimme ich ihr da sogar zu.
Ich soll irgendwann hier ausziehen – das ist schon klar,
allerdings ist eben die Frage, ob die Zusatzbelastung jetzt wirklich von
Vorteil ist.
Und es ist auch die Frage, ob ich das wirklich will, oder ob
ich das dann nur mache, weil ich in der Klinik in der Visite nur nicht ständig
übergebügelt werden will.
Ansonsten hat mich meine Bettnachbarin am Donnerstag
verlassen. Bisher bin ich also mal wieder alleine im Zimmer – vermutlich wird
das aber nicht so lange so bleiben.
Alles Liebe
Mondkind
Kommentare
Kommentar veröffentlichen