Von fehlender Urlaubsplanung

Das hier ist nicht unbedingt die Art von Urlaubsdokumentation, die ich mir an der Stelle erhofft hatte.
Sonntagabend. Ich frage den Kardiochirurgen, wie weit er so ist und ob ich am Abend vorbei kommen kann. Natürlich kommt keine Antwort. Auch als ich anrufe, geht er nicht dran. Kurz nach halb 10 meldet er sich, als ich eingepackt in meine Wolldecke auf dem Sofa sitze und mein Buch lese. Er sei schon eingeschlafen gewesen, sagt er. Ich könnte aber doch noch kommen. 

Die Tasche steht schon gepackt an der Tür – ich schnappe nur noch schnell den Rest vom Chili, der im Kühlschrank in einer Dose steht an und fahre los. 
Er öffnet mir die Tür und ich bin keine zwei Sekunden da, ehe meine Antennen Alarm schlagen. Irgendetwas ist schon wieder. „Ich habe schon komplett geschlafen, ich war schon fertig mit dem Tag“, sagt er statt einer Begrüßung. Tschuldigung man, woher soll ich wissen, dass man um halb 9 schon schläft?

„Musst Du jetzt noch was essen?“, fragt er. 
„Naja, ich habe noch nicht zu Abend gegessen“, entgegne ich. „Willst Du auch was? Ich habe das Chili mitgebracht“, ergänze ich. 
„Ein ganz kleines bisschen“, antwortet er.
„Hast Du Reis da?“, frage ich. 
„Ja, entweder den für die Mikrowelle oder im Beutel.“
„Und welchen soll ich nehmen?“
„Ist mir egal…“

Ich entscheide mich für den Mikrowellenreis, weil ich in dieser Chaos – Küche auch erstmal eine Herdplatte frei räumen müsste. Nachdem beides nacheinander in der Mikrowelle warm gemacht ist, verteile ich es in Schalen und bringe ihm seine mit. 
Wir essen schweigend. „Ich gehe schon mal Zähne putzen“, sagt er danach. Wenigstens das. Dann pennt er nicht auf dem Sofa ein, während ich Zähne putze und ich muss ich danach irgendwie ins Bett bugsieren. 
Als ich aus dem Bad komme ich das Licht schon aus. Ich schalte meine Handytaschenlampe an, um auf dem Weg nach oben ins Schlafzimmer nirgendwo drüber zu stolpern und lege mich still neben ihn. 

Es ist nicht die erste Nacht, in der ich mich frage, ob das hier alles noch Sinn macht. 
Die Antennen sind auf Daueralarm, wenn ich bei ihm bin. 

Nächster Morgen. 
Er wartet wahrscheinlich schon, bis ich wach werde und springt auf, sobald ich die Augen aufschlage. 
Ich kann mich erinnern, früher gab es eine Zeit, da hat mich das richtig geärgert. Warum können wir nicht erst kuscheln, wenn wir morgens beide wach sind und Zeit haben? Mittlerweile ist das längst zum Standard geworden und ärgert mich auch nicht mehr. 
Ich döse noch ein bisschen vor mich hin und höre etwas Musik, ehe ich auch runter komme und Kaffee koche. 
Foto von unserem Wochenend - Trip im September

Wir frühstücken. 
Auch schweigend. „Was machen wir denn heute?“, frage ich. „Willst Du dann direkt duschen – ich würde dann das Bad sauber machen“, sagt er. Ich nicke.
„Okay, dann fahre ich jetzt wohl erstmal rüber“, sage ich, nachdem ich fertig bin. „Ich muss ja nicht hier sitzen und warten, bis Du fertig damit bist.“ „Mach das“, sagt er. „Und wann planen wir unseren Urlaub?“, hake ich doch nochmal nach. „Das müssen wir dann wohl nebenbei auch nochmal irgendwie machen“, sagt er. Nebenbei und irgendwie. Interessant. Dafür, dass das hier unser Jahresurlaub ist, scheint ihn das nicht besonders zu beschäftigen. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, er will gar nicht so richtig. Ich weiß nicht. Ich glaube eher nicht, dass ich dieses Jahr noch unter einer Palme sitzen werde, aber wir werden es sehen. 

Ich fahre kurz mit Möhrchen zum Aussaugen, nachdem wir gestern den Grünabfall weg gebracht haben. Danach beginne ich zu Hause meinen Schrank auszusortieren. Ein paar Klamotten sind leider eindeutig durchlöchert und müssen weg geschmissen werden, einige kommen in die Altkleidersammlung und dann bleiben auch noch welche übrig, die eigentlich echt noch okay sind, aber die ich auch echt nicht anziehe. Was mache ich damit? Erstmal räume ich sie wieder in den Schrank. 
Nachdem ich zuletzt zwei Mal keinen kaputten Schlafanzug mit beim Kardiochirurgen hatte, weil die anderen gewaschen im Schrank für den Urlaub liegen (naja, es sind nur zwei…), habe ich beschlossen, dass ich vielleicht doch mal einen neuen brauche. Also gehe ich am Mittag in die Stadt, schaue mich nach einem neuen Schlafanzug um und finde dann auch noch einen Jogginganzug. Da ich auch nur noch eine halbwegs vorzeigbare Jogginghose habe und auch die streng genommen ein Loch hat, beschließe ich, dass ich vielleicht auch einen Neuen brauche. 

Danach kuschele ich mich wieder mit meinem Buch aufs Sofa.
Ich weiß nicht… - wenn wir bis Mittwoch nicht unterwegs sind, muss ich vielleicht doch eine kleine Deutschlandtour machen. Erst zu meiner Schwester, dann in die Studienstadt. Mal sehen. Aber ich kann doch jetzt nicht zwei Wochen hier hocken.

Mondkind

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