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Es werden Posts vom Oktober, 2024 angezeigt.

Von einem Freitag

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„Der Start in ein langes Wochenende steht an, die Autobahnen sind dementsprechend voll“, tönt es aus dem Lautsprecher im Auto. Stimmt. In einer anderen Welt gibt es etwas wie lange Wochenenden. In meiner schon lange nicht mehr. Von dem langen Wochenende bleibt dem Kardiochirurgen und mir genau ein halber Tag. Von Freitag bis Samstag hat er Dienst. Wahrscheinlich wird er am späten Vormittag aus dem Dienst kommen; allerdings zu spät, als dass es sich noch lohnen würde frühstücken zu gehen. Und am Sonntag habe ich Dienst. Heute gab es nochmal ordentlich Stress wegen der Dienste am Wochenende, weil ein Kollege, der schon eher eine Notlösung war, noch krank geworden war. Ich habe nochmal versucht auch meinen eigenen Dienst ein bisschen umzuschieben, sodass es ein bisschen besser zusammen passt und es wäre mir auch fast gelungen, aber dann war eine Kollegin doch nicht einverstanden. Es ist ein seltsames Erleben. So entrückt, so neben mir stehend, als sei ich nicht mehr Teil dieser Welt und v...

Von einem Gespräch mit dem Oberarzt

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Dritter Kaffee. Und trotzdem verschwimmen die Buchstaben noch vor den Augen und ich bin so müde, dass ich gefühlt in jeder Ecke einschlafen könnte. Solche Wochen erfordern ihren Tribut. Irgendwann immer. Meist, wenn es stiller wird. Vaskulitiden sind heute dran. Fertig werde ich sicher nicht. Aber die Wichtigsten könnte ich zusammen fassen. Und wenn dann noch Zeit ist, kann ich nochmal ins EMG – Buch schauen. Schnipsel. Weil chronologische Zusammenfassungen gerade nicht mehr drin sind. Aus Zeitgründen. Konzentrationsgründen. Weil die Hälfte ein paar Tage später schon nicht mehr aktuell ist. Manchmal klingt’s anders, wenn man es dann wirklich mal ausspricht. „Naja, die letzten Tage waren ein kleiner Test. Irgendwie hat es gerade gepasst. Er hatte „Frei – nach – Nachtdienst – Woche“ und ich hatte Spätdienste und habe dann einfach mal beschlossen, dass ich nach den Spätdiensten bei ihm schlafe und am Morgen auch von ihm aufbreche. Ich war kaum zu Hause die letzten Tage.“ „Und wie hat es g...

Erlebnisse aus der Woche

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Dienstag. 24 – h – Dienst. Ich komme schon früh auf die Arbeit, bin schon kurz nach sieben Uhr da, weil es auf der Station, auf der ich vertretungsweise aushelfen soll allerhand zu tun gibt. Und im Normalfall nimmt keiner darauf Rücksicht, wenn man erst um 10 Uhr zum Dienst kommt. Mein Plan ist, am nächsten Morgen auch einfach früh zu gehen. Erstmal verlege ich allerdings meinen Transponder zwischen dem kleinen und dem großen Arztzimmer und suche eine Stunde lang wie eine Verrückte, ehe ich heraus finde, dass ihn jemand von der Nachbarstation auf der Toilette gefunden und mitgenommen hat. Wenn ich ein was normalerweise verlässlich bei mir habe, sind das meine Schlüssel und mein Portemonaie – Schlüssel verlegen ist also ein Zeichen von Fahrigkeit und erhöhten Stresslevel. Der Dienst hat es dann auch richtig in sich. Zuerst habe ich 17 Patienten auf der Station, auf der ich aushelfen soll und die ich bis zu diesem Morgen nicht kannte. Inklusive drei Aufnahmen – zwei davon mit Verdacht au...

Zwischen Urlaubs- und Dienstplanung

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Der Stroke Unit- und Neuro – Alltag hat mich wieder eingefangen. Und die Tatsache, dass die Stroke Unit manchmal eher an eine Station für internistische Polytraumen erinnert. Heute hatte ich eine Patientin mit Sepsis, bei der irgendjemand einen epileptischen Anfall mit Schüttelfrost verwechselt hat. Ich hatte meinen Spaß mit ihr; fast hätte ich sie reanimieren müssen und das auch noch gerade, als die Angehörigen zu Besuch waren. Dann habe ich aktuell einen Patienten, der gestürzt ist und eine kleine Hirnblutung hat – ein viel gravierenderes Problem ist aber, dass alle Herzklappen hochgradig undicht sind und schon so viel Stau vor dem Herzen entstanden ist, dass die Leber sich dadurch schon geärgert fühlt und es zu ansteigenden Leberwerten kommt. Mit dem Atmen tut er sich natürlich auch schwer… Und dann habe ich noch eine Patientin, die gestürzt ist – immerhin ist sie mal im Rahmen eines Status gestürzt – und heute einen massiven Hb – Abfall bei einer Beckenfraktur hatte – da habe ich h...

Von Diensten und Anfängen

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Freitag. Ich habe schneller einen Dienst geerbt, als ich „Huch“ sagen konnte. Ich komme kaum auf die Station, bin noch nicht mal dazu gekommen den PC hochzufahren, als schon riesiges Theater ist. Eine meiner Patientinnen soll in der Nacht eine kurzzeitige Asystolie gehabt haben (der Oberarzt der Kardiologie wird mich später auslachen, weil einfach nur das Kabel diskonnektiert war, wie sich heraus stellen wird). Allerdings kann ich das so schnell gar nicht nachhalten, denn dieselbe Patientin hat auch noch eine akute Cholezystitis – bevor allerdings die Chirurgen kommen können, schießt sie einen Schlaganfall mit M1 – Verschluss hinterher und muss erstmal thrombektomiert werden. Im schriftlichen Befund des Bauch – CTs beschreiben die Radiologen auch noch eine frische BWK – Fraktur – um die wird sich an diesem Tag aber niemand mehr kümmern können. Es ist nach Mitternacht bis die arme Dame an einem Tag zwei OPs hinter sich hat und aufstehen wird sie so schnell auch nicht. So viel Pech muss ...

Gedanken zu einer Begegnung

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Ich bin mit der Lieblingskollegin unterwegs. Sie ist den letzten Tag hier, ehe sie wieder aufbricht nach Tschechien. Wir nutzen die Gelegenheit und holen uns nochmal einen Kaffee. Für einen vier – Euro – Kaffee muss man zumindest einen Pseudogrund haben. Auf dem Weg zurück zur Station, sehe ich den Kardiochirurgen über den Flur fegen. Von hinten. Er sieht uns nicht. Für einen Augenblick spüre ich einen Stich im Herzen. Und so oft weiß ich nicht mehr, ob es dieses fast verloren gegangene Gefühl von Anziehung ist, oder der unendlich große Schmerz dahinter, dass die Dinge wahrscheinlich nie so sein werden, wie ich sie mir wünschen würde. „Weißt Du, wer sich heute Morgen mal melden wollte wegen der Planung des Abends und es wieder nicht getan hat…?“, frage ich. „Da läuft er doch, willst Du zu ihm?“, fragt sie. „Nein, er ist im Stress, ich lass ihn in Ruhe jetzt.“   Eine halbe Umarmung auf dem Flur wird es an diesem Abend. Der Chef läuft irgendwo auf demselben Flur herum und wir müssen ...

51 Monate und Start in der Neuro

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Mein lieber Freund, schon wieder ist ein Monat vergangen. Und der war ziemlich turbulent. Anfang des Monats hat relativ abrupt der Herbst an die Tür geklopft. Nach den langen, sonnigen und warmen Sommertagen, die schon Ende August merklich kürzer geworden sind, ist es vom einen auf der anderen Tag knapp 20 Grad kühler und regnerisch geworden. Ich habe an Dich gedacht und daran, dass es sicherlich erleichternd für Dich gewesen wäre. Alles über 25 Grad war Dir zu warm und der halbe Sommer war einfach eine Katastrophe für Dich. Und dann bin ich das erste Mal seit bestimmt 15 Jahren geflogen, was ziemlich aufregend war. Zum Einen funktionieren viele Dinge anders als damals (ich kam mir streckenweise echt dämlich vor…) und zum Anderen hat es mich sehr an mein früheres Ich erinnert, das ja unbedingt Pilotin werden wollte. Naja, ehrlich gesagt war mir beim Start ziemlich mulmig und ich hatte irgendwie etwas Angst, dass wir abstürzen. (Vielleicht habe ich ein bisschen zu viel „Mayday – Alarm i...