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Es werden Posts vom 2025 angezeigt.

Von einem Konzertwochenende

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Und dann stehen wir da. In der dritten Reihe vor der Bühne. Der Freund hinter mir, die Arme um mich herum geschlungen.  Meine Schwester neben mir und ihr Freund auch hinter ihr. Und für den Moment ist alles gut. Mein Kopf und mein Körper sind beschäftigt mit dem Abend, durch den Florian Künstler uns führt. Die Bässe bestimmen den Herzschlag, die gesungenen Songs die Stimmung. Da ist kaum noch Platz für eigene Gedankenschleifen. Einfach mitreißen lassen, singen, tanzen und fühlen.    Es kommt immer mal wieder die eigene Biographie von ihm durch.  Wenn er nachfragt, ob es Pflegeeltern im Publikum gibt. Wenn er „Tausende Mehr“ anmoderiert und die Geschichte erzählt, wie seine Rettungssanitäter – Kollegen ihn mit einer Panikattacke zu Hause im Wohnzimmer aufgesammelt haben und er eigentlich keine Ahnung hatte, was mit ihm passiert. Wenn er davon spricht, dass die Dinge temporär sind, dass ihm das geholfen habe, dieses Vertrauen in die Aussage seiner Behandler, dass es be...

Wochenverlauf

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Dienstag.  Ich bin auf dem Weg vom Dienst nach Hause, als ich der leitenden Oberärztin aus der Psychosomatik über den Weg laufe. Die macht direkt mal Nägel mit Köpfen und knöpft mir meine Handynummer ab. Nachdem durchgedrungen ist, dass ich mir nicht ganz sicher bin, inwieweit ich in der Psychosomatik wirklich gewollt bin, wird sie das nochmal klären, sagt sie. Nicht zu viel sprechen, entgegne ich, da läuft mir aktuell schon mehr als genug Kommunikation außen rum, die dann erst über Umwege bei den richtigen Stellen landet.  Eigentlich kann sie meine Zweifel aber schon ausräumen, indem sie sagt, dass die Chefs wirklich nicht sagen könnten, ob es eine Stelle gäbe. Denn selbst wenn es so wäre, müsste die Personalabteilung die erst freigeben und es habe durchaus Fälle gegeben, in denen das nicht passiert sei, sodass man sich deshalb lieber so verhalten äußern würde.    Mittwoch. Der Kardiochirurg hat Rufdienst.  Irgendwann um kurz vor acht Uhr am Abend sagt er, dass...

Zypern 2025

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  Verspäteter Sommerurlaub 2025.  Dass es den überhaupt gibt, war lange ziemlich fraglich. Nicht nur aufgrund einer Facharztprüfung, sondern auch aufgrund einer hochgradig kritischen Beziehungssituation.  Die Bestätigung dass alles geklappt hatte mit der Buchung, hatten wir am Ende weniger als 24 Stunden vor dem Abflug. Und dann hieß es Koffer packen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl zugegebenermaßen. War ich nicht diejenige, die am Tag zuvor noch gesagt hatte, dass ich mir nicht so richtig vorstellen kann, jetzt mit dem Kardiochirurgen in den Urlaub zu fahren? Dieses Gefühl kam ja von irgendwo her.  Ehrlich gesagt war ich so am Ende mit der ganzen aktuellen Situation, dass ich es nicht mehr geschafft habe, die Bude vernünftig abflugsbereit zu machen – im wahrsten Sinn des Wortes. Nachdem ich die letzten Wochen fast keinen Tag ohne Psychopharmaka geschafft und andauernd Kopfschmerzen hatte, war ich schon überhaupt froh, dass ich meinen Koffer packen konnte, ohne irgen...

Urlaub

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Ich wollte mal kurz eine kleine Notiz dalassen  Auf dem Handy schreibt es sich nicht wirklich gut, von daher mag ich auch gar nicht so viel sagen und mich lieber in ein paar Tagen melden, aber ich war gar nicht dazu gekommen zu schreiben, ehe es los ging.  Wir haben weniger als 24 Stunden vor der Abfahrt dann doch noch eine Reise gebucht. Es war super anstrengend, weil selbst Angebote die noch verfügbar zu sein schienen, es im spannenden Moment nicht waren. Wer jetzt glaubt last minute zu buchen sei günstig, täuscht sich auch - wir haben so viel Kohle dafür hingelegt und das ärgert mich auch etwas, weil das eben am Ende doch daran liegt, dass man mit dem Herrn nicht planen kann.  Wir hatten noch so einige Diskussionen und insgesamt war ich schon eher an dem Punkt, dass ich gesagt habe, dass ich mir einen gemeinsamen Urlaub tatsächlich gerade nicht mehr vorstellen kann - und das wäre am Ende nach allem Theater auch okay für mich gewesen, aber er hat sich dann doch noch zie...

Von fehlender Urlaubsplanung

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Das hier ist nicht unbedingt die Art von Urlaubsdokumentation, die ich mir an der Stelle erhofft hatte. Sonntagabend. Ich frage den Kardiochirurgen, wie weit er so ist und ob ich am Abend vorbei kommen kann. Natürlich kommt keine Antwort. Auch als ich anrufe, geht er nicht dran. Kurz nach halb 10 meldet er sich, als ich eingepackt in meine Wolldecke auf dem Sofa sitze und mein Buch lese. Er sei schon eingeschlafen gewesen, sagt er. Ich könnte aber doch noch kommen.  Die Tasche steht schon gepackt an der Tür – ich schnappe nur noch schnell den Rest vom Chili, der im Kühlschrank in einer Dose steht an und fahre los.  Er öffnet mir die Tür und ich bin keine zwei Sekunden da, ehe meine Antennen Alarm schlagen. Irgendetwas ist schon wieder. „Ich habe schon komplett geschlafen, ich war schon fertig mit dem Tag“, sagt er statt einer Begrüßung. Tschuldigung man, woher soll ich wissen, dass man um halb 9 schon schläft? „Musst Du jetzt noch was essen?“, fragt er.  „Naja, ich habe n...

Vom letzten Nachtdienst und Urlaubsstart

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Freitagnacht.  Sollte der letzte Nachtdienst vor dem Urlaub werden.  Was kann schon passieren in einer Nacht an einem Feiertag? Die Nacht davor hatte ich schon schlecht geschlafen und überhaupt waren diese verschiedenen Dienste in dieser Woche alle ziemlich viel.  Ich hatte am Abend noch gekocht, dem Kardiochirurgen sein Essen mit auf die Arbeit gebracht und rase gerade in die Notaufnahme, als der Kollege auch schon los legt sich aufzuregen. Auf der Intensivstation liegt ein Patient mit Blutung nach einem Sturz, der ein NOAK nimmt. Nachdem man sich entschieden hatte kein Antidot zu geben, fragen die Kollegen mal nett nach, ob man denn jetzt antikoagulieren dürfte. „Mondkind, das ist eine 180 – Grad – Drehung was die da machen. Innerhalb von zwei Minuten von Antidot zu Antikoagulation – spinnen die? Was soll ich jetzt ins Journal schreiben?“ Ich helfe ihm einen Journaleintrag zu verfassen, nur damit er mir dann sagt, dass ich noch einen Patienten für ihn punktieren muss....

63 Monate - Reflexion und Gespräch

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Mein lieber Freund, Mittlerweile ist Oktober. Der Sommer ist seit ein paar Tagen wirklich ganz eindeutig vorbei. Die Luft riecht anders, die Nächte sind empfindlich kühl, gestern Nacht hat es den ersten Frost auf den Autos gegeben. Und die Blätter werden langsam bunt.  Außer, dass ich gestern Abend mit zwei Wolldecken übereinander saß und mir heute Nacht tatsächlich eine Wärmflasche an die Füße gelegt habe, ist es aber okay. Der Herbst löst einen Sommer ab, der ohnehin nur Stillstand war. Ich wollte Dir erst am Nachmittag schreiben, weil ich Dir gleich vom Gespräch mit meinem Oberarzt erzählen wollte – oder zumindest ein paar Gedanken mit einfließen lassen wollte. Wir haben uns nämlich heute Mittag gesehen und nach diesem September, der in vielen Hinsichten sehr schwierig war, war das mehr als nötig.  Ich habe nochmal vom Gespräch in der Psychosomatik erzählt. Weißt Du, manchmal ist es ja auch die Erzählweise des Protagonisten – natürlich färbt meine Eigene Wahrnehmung darauf ...

Über ein Wochenende

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Freitag. Dienst.  Ich finde Freitagsdienste so semi. Insbesondere dann, wenn die Woche am Sonntag davor schon mit einem Dienst aufgehört hat. Irgendwann ist man einfach platt und sich am Freitag, wenn alle ins Wochenende starten und man einfach nur müde ist, nochmal richtig anstrengen zu müssen, nervt mich manchmal. Der Dienst verläuft dann so, wie man sich das nicht unbedingt wünscht. Am Nachmittag ist es bis zum Abend relativ ruhig und dann nehme ich von 22 Uhr abends bis 4 Uhr in der Nacht fünf Patienten auf und damit ist die Nacht natürlich einigermaßen rum. Aber immerhin habe ich meinen Hintergrund nicht angerufen und alles selbst gerockt. Irgendwie erwartet man das jetzt halt von mir auch, aber wenn ich nicht weiter weiß, dann rufe ich immer noch an, auch wenn das mit einem „Mondkind – Du bist Fachärztin“ quittiert wird.  Natürlich kommt der obligatorische Stroke Angel um kurz vor halb 10 in der Früh, aber ich gebe mir Mühe, den schnell und effizient abzuarbeiten und dan...

Über ein Telefonat

Dienstagabend. Eigentlich wollte ich nach der Eskalationen der vergangenen Tage mal früh ins Bett gehen. Die Gefühle in mir sind so heftig, dass ich die Box mit den Psychopharmaka wieder raus gekramt habe, um überhaupt irgendwie schlafen zu können.  Ich versuche mich immer wieder darauf zu besinnen, dass ich den Facharzt habe und doch schon alles irgendwie okay ist, aber es fühlt sich nicht okay an.  Am späten Nachmittag hatte ich dem Freund nochmal geschrieben, wie es mir aktuell mit der Beziehung so geht, was ich von ihm wahrnehme und was ich mir von uns wünsche. Sein einziges Statement dazu ist „Gute Nacht Mondkind“. Und dann – dann reißt mir endgültig die Hutschnur.  Ich rufe ihn an und schreie ihn eine halbe Stunde lang zusammen. Ich weiß nicht, ob ich so etwas in meinem Leben schon jemals getan habe. Es ist, als würde sich all diese Wut genau jetzt kanalisieren. Und als wir dann bei der zentralen Frage angekommen sind und ich von ihm wissen möchte, ob ihm denn die B...

Beziehungsdinge der letzten Tage

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Montagabend.  Es ist bald 21 Uhr.  Ich habe mich auf mein Sofa gesetzt, die Wolldecke um mich herum gelegt und das Licht von der Leselampe hinter mir eingeschaltet.  Auf meinem Schoß liegt ein Buch, aber so richtig kann ich mich nicht darauf konzentrieren.  Das Handy habe ich in irgendeine Ecke gepfeffert, damit ich es nicht mehr sehen muss.  Der Freund hat natürlich genau eine Minute angerufen, nachdem ich ihn vehement erinnert habe sich zu melden, aber irgendwie macht mich das wütend. Ich bin doch nicht diejenige, die immer alles für ihn organisieren muss, das irgendetwas mit uns zu tun hat. Er kann sich doch selbst melden, wenn er fertig ist. Und immerhin habe ich ihn auf der Arbeit schon mal angerufen und nach der Abendplanung gefragt – da kam natürlich nichts. Ich beschließe, dass ich ab jetzt nach 19:30 Uhr die Wohnung nicht mehr verlassen möchte, um irgendwo hin zu fahren. Das ist ja wie dauerhafte Rufbereitschaft und kann gerade jetzt im nahenden Winter ...