Wochenendreise und Gedanken zur Familie

Hallo ihr Lieben,
ein paar Impressionen vom Wochenende. 

Rathaus von Hannover

Grotte in den Gärten von Herrenhausen
Im Orchideenhaus von den Gärten von Herrenhausen

Willkommen Frühling!





 

Es war wirklich ganz nett – das hätte ich so gar nicht erwartet. Normalerweise kann man bei jedem Kontakt zwischen meiner Mama und mir darauf warten, dass die Situation eskaliert, aber mit ein wenig Vorsicht ließ es sich ganz gut machen.
Viele Menschen verstehen nicht, dass ich immer wieder einen Schritt auf meine Familie zugehe und dafür oft genug immer wieder ausgenutzt werde und beinahe jedes Mal als psychisches Wrack zurück komme – meist auch eher als geplant. Ich bin allerdings der Meinung, dass es Menschen gibt, die ein soziales Netz um sich herum brauchen. Manche können auch ganz gut alleine leben, aber für mich ist die ganze Einsamkeit nichts. Wenn es nicht klappt, dann muss es ja nicht unbedingt die eigene Familie sein, aber zumindest Freunde, die ein einigermaßen stabiles Umfeld und einen sozialen Platz verschaffen. Freunde sind aber bei mir nun auch rar gesäht.
Jedenfalls ging es. Ich glaube, wenn dieses allumspannende Thema der Magersucht nicht im Zentrum steht (und das kommt ja jeden Morgen, Mittag und Abend zwangsläufig im wahrsten Sinne des Wortes auf den Tisch, wenn meine Schwester dabei ist), ist es tatsächlich etwas einfacher.
Allerdings hatte meine Mama dort auch ein Treffen – von daher waren wir immer schön dosiert nur einige Stunden miteinander unterwegs und hatten zwischendurch immer mal wieder eine Auszeit voneinander. Ich habe das gleich als Gelegenheit genutzt, mich auch immer mal wieder zurück zu ziehen, um die Eindrücke auf mich wirken zu lassen und zu verarbeiten. Meine Mama kommt mir immer um die Ecke mit "Also als ich in Deinem Alter war..." Mag ja sein, aber ich kann nun mal nicht den ganzen Tag durch die Stadt laufen mit den vielen Menschen, dem Lärm und den Eindrücken, die auf mich einprasseln.

Es gibt Dinge, über die darf man nicht sprechen und gegenüber einigen Aspekten wird sich die Meinung meiner Mama auch nie ändern.
Ich glaube, ich werde für sie immer Schuld am Gesundheitszustand meiner Schwester sein, weil ich diejenige bin, die ausgezogen ist. Die gesagt hat, dass sie unter den Umständen zu Hause nicht mehr weiter leben kann.
Sie wird sich durch meinen Auszug ewig tief gekränkt fühlen und vielleicht kann ich es ihr nicht übel nehmen, dass sie nie die Position wird einnehmen können nachzuvollziehen, wie viel emotionaler Druck dahinter gesteckt hat, diesen Weg zu gehen.
Auch über die Art, wie gegenseitiges Geben und Nehmen sein sollte, werden wir immer unterschiedlicher Meinung sein. Bei meiner Mama wird alles streng gegeneinander aufgerechnet und ich bin der Meinung, dass man einer anderen Person einen Gefallen nicht in Erwartung einer Gegenleistung tun sollte, sondern aus Wertschätzung und Liebe zu der Person.
Tiefgehende Gespräche, in denen es tatsächlich um Emotionen und Grenzsituationen geht, werden wir nie führen können.
Ich weiß auch nicht, ob wir je gegenseitige Nähe zulassen können. Ich weiß nicht, wann wir uns das letzte Mal in den Arm genommen haben...

Ich glaube, dass Dinge einfacher werden, wenn man den Blickwinkel ein wenig ändert. Ich werde die Beziehung zu meinen Eltern nie akzeptieren können, so wie sie jetzt ist. Aber ich weiß auch, dass beide Seiten unglaublich viel Arbeit leisten müssten – vielleicht mehr, als sie je im Stande sein werden, zu tun. Ich müsste anfangen meiner Mama wieder zu vertrauen und so oft, wie dieses Vertrauen missbraucht wurde, fällt mir das sehr schwer und wenn es je wieder möglich sein wird, dann wird es Jahre dauern.
Wollen wir also zumindest von Zeit zu Zeit Dinge zusammen tun, so muss ich es vorerst nehmen, wie es ist und ohne die gegebenen Umstände anzunehmen, können wir auch nicht weiter vorwärts gehen.

***

Ansonsten ist der Gedanke, den ich letzte Woche noch „auf Probe“ mit mir herum getragen habe, zur Realität geworden. Ich werde das Examen im Herbst schreiben – so ist zumindest von mir aus der Plan. Sollte ich durch sämtliche Klausuren fallen, geht das natürlich nicht. Heute habe ich mir die Scripte bestellt, sodass ich bald nicht mehr die der Bibliothek nutzen muss, sondern fleißig drin herum streichen kann.

Die Sorgen und Änste, die das mit sich bringt, sind jetzt wohl erstmal auszuhalten. Es fühlt sich jetzt ein bisschen besser an, nachdem ich überzeugt davon bin, dass es meine eigene Wahl war, aber trotzdem hat diese Entscheidung den Druck in mir nochmal etwas erhöht.
Ich plane jetzt damit und den Plan wieder zu ändern, ist ohne organisatorisch erheblichen Aufwand nicht möglich.

Alles Liebe
Mondkind

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