Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen

Dienstag.
Irgendwie habe ich den Tag überlebt.
Es ist erstaunlich, dass zumindest die Patienten scheinbar nicht viel mitbekommen. Ich habe wieder Abreisen an diesem Tag und höre von den Patienten, dass sie mich als sehr engagierte Therapeutin erlebt hätten und ich wohl auch einige Impulse geben konnte.
Auf dem Heimweg stelle ich fest, dass mein Fahrrad nicht auf seinem Platz steht. Da hat es wohl Beine bekommen. Ich bin mir sehr sicher, dass es ich am Morgen dort abgestellt und angeschlossen habe; so wie die letzten viereinhalb Jahre auch schon. Scheint, dass irgendwer den alten Drahtesel ohne funktionierende Gangschaltung, aber immerhin mit Einkaufskorb wohl gern für sich gehabt hätte. Und für mich bedeutet das: Vorläufig zu Fuß auf die Arbeit gehen. Was in der Psychosomatik kein größeres Problem ist, aber wenn ich wieder in die Neuro gehe, muss ich mir etwas einfallen lassen. In Anbetracht des Bergs von aktuellen Problemen ärgert mich das zwar, aber ich könnte auch nicht behaupten, dass es mich größer beschäftigen würde.
 
Am Abend schreibt der Kardiochirurg. Wir hatten die Tage wieder eine Auseinandersetzung, in der ich ihm zum wiederholen Mal gesagt habe, dass er sich jetzt mal bewegen muss, wenn das mit der Beziehung weiter gehen soll. „Ich wollte Dir heute Abend noch ein paar Sachen schreiben, ich muss nur die richtigen Worte finden“, schreibt er. „Du kannst auch gerne vorbei kommen, wenn Du Zeit hast“, entgegne ich.
Kurz nach 20 Uhr am Abend ist er da. Heute mal auffällig früh. Plötzlich geht es also doch. Allerdings sitzt er auf meinem Stuhl wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Er ist total erschöpft. Mir wäre es auch lieber, wir würden ein solches Gespräch führen, wenn beide einigermaßen zurechnungsfähig sind, aber da von ihm immer erst eine Bereitschaft kommt, wenn die Hütte richtig brennt, kann man auf solche Befindlichkeiten keine Rücksicht mehr nehmen.
 
Eigentlich arbeite ich für uns beide zwei Stunden. Ich wiederhole nochmal, dass er sich das überlegen muss. Wenn er es offensichtlich nicht anders hinbekommt, als jeden Tag mindestens fünf Überstunden zu machen, dann ist es die Frage, ob er eine Beziehung und den Job unter einen Hut bekommt. Wenn nein, dann sollen wir das jetzt beenden; wenn ja, dann erwarte ich schon, dass er sich nach dem Job auch noch um seine Beziehung kümmert. Nicht immer und täglich, wenn es eben wirklich mal unabsehbar länger dauert oder es eine Not – OP gibt, dann geht es offensichtlich nicht, aber im Moment ist das ja eher die Ausnahme, dass er sich mal meldet.
Irgendwann merkt er an, dass ihm die Tiefe in der Beziehung fehlt. Ja – da hat er nicht Unrecht. Allerdings ist es ja schon so, dass er nicht redet. Ich erzähle schon ab und an etwas, obwohl ich nie weiß, ob das angebracht ist, wenn er eben nichts erzählt. Wir kennen uns jetzt schon seit dem letzten Juli, aber was ihn wirklich täglich bewegt, das weiß ich nicht. Ich habe eine Menge über Kardiochirurgie gelernt über die letzten Monate, aber über ihn habe ich wenig gelernt. Er signalisiert auch jedes Mal, dass er da eigentlich nicht darüber reden möchte. Erwähnt es mal kurz am Rand und wechselt sofort das Thema und wenn ich dann nachfrage, dann möchte er nicht sprechen.
Dafür meint er, hätten wir den Alltag doch ganz gut hinbekommen. Ich weiß nicht, was er da meint ehrlich gesagt. Unter der Woche fühlt sich das alles eher an, wie eine Fernbeziehung. Man meldet sich, oder auch nicht. Man sieht sich kaum. Wo haben wir einen Alltag? Er erklärt dann, dass er die letzten zwei Monate auch schon darüber nachgedacht habe, wie wir das verbessern können. Was denn da so seine Ideen seien, frage ich. Da kommt dann wieder nichts. „Was ist denn mit dem, was ich so vorgeschlagen habe?“, frage ich nach. Das geht nicht, sagt er. Er könne sich eben abends im Krankenhaus nicht melden und das nicht abschätzen. Und auch, dass wir zumindest mal versuchen wie das ist, wenn der Eine mal ein paar Tage beim Anderen bleibt, will er nicht. Obwohl ich es sehr vorsichtig einleite, sage, dass ich da schon auch unsicher bin und jeder natürlich jederzeit berechtigt ist zu sagen, wenn es zu viel wird. Und dann erläutere ich nochmal, dass ich mir einen Alltag für uns wünsche.
„Weißt Du“, setze ich irgendwann nochmal an, „Ich glaube, dass ich viele Dinge so viel besser akzeptieren könnte, wenn ich wüsste, dass wir zumindest eine gemeinsame Basis haben. Aber das weiß ich nicht. Wir haben das seit Januar irgendwie nie geklärt. Und bei mir kommt nicht an, dass Dir das alles wichtig ist mit uns. Dass ich Dir wichtig bin. Also bei mir ist es zum Beispiel immer so, dass ich abends sowieso an Dich denke und wenn wir nicht telefonieren konnten, dann schreibe ich Dir eben noch kurz. Und dann frage ich mich manchmal, ob Du solche Ideen auch hast. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich mag das, wenn ich auf mein Handy schaue und zumindest eine kurze Nachricht bekommen habe. Und irgendwie – wenn man miteinander Zeit verbringen möchte – dann sucht man doch auch aktiv Lücken und findet nicht immer Gründe, warum das gerade eine blöde Idee ist. Ich habe den Eindruck ich reiße mir hier echt ein Bein für uns aus und von Dir kommt da aber sehr wenig zurück. Und das kann falsch sein; ich weiß, dass mein Nähebedürfnis da auch sehr hoch ist. Aber das macht mich unsicher.“
„Vielleicht solltest Du Dich auf Deinen Eindruck verlassen und der ist realer, als Du denkst“, entgegnet er.
„Was denkst Du über uns?“, frage ich ihn. „Von mir weißt Du das schon, ich habe es schon oft genug gesagt. Ich wünsche mir, dass wir eine Beziehung miteinander führen können, die für beide gut ist, aus der beide Kraft schöpfen und dass wir gemeinsam daran arbeiten das trotz der schwierigen Umstände gut hinzukriegen. Aber was ist mit Dir?“
Und das ist der zentrale Punkt, an dem wir immer landen. „Ich glaube, ich muss jetzt mal bald schlafen gehen“, sagt er. Ich schaue ihn an. „Es hängt alles an Dir jetzt; das weißt Du schon, oder? Nicht die Beziehung an sich, aber solange wie Du keine Aussage über unsere Basis treffen kannst, hängt es an Dir. Du musst Dich entscheiden: Willst Du das alles oder nicht? Und erst, wenn das klar ist, kommen wir irgendwie weiter.“
 
Es ärgert mich sehr an diesem Abend, dass wir wieder nicht weiter gekommen sind. Dass hauptsächlich ich wieder zwei Stunden geredet habe, dass ich mich wirklich bemüht habe, aber wir immer am selben Punkt stehen bleiben. Wie ein Pferd, das immer und immer wieder denselben Sprung verweigert.
Und natürlich lässt mich das mit großer Sorge zurück. Gerade solche Sachen wie „Vielleicht ist Dein Eindruck realer, als Du denkst.“
Ich habe immer noch die Fantasie, dass er mir vielleicht sagen möchte, dass er das alles gar nicht will, das aber nicht formulieren kann.
 
Ein bisschen kommt mir das aktuell wie mit dem ehemaligen Freund vor.
Er hatte am Ende auch alles in der Hand.
Und wir wussten beide schon Wochen vorher wo das endet. Es gab immer mal wieder kurze Augenblicke von Licht, in denen wir uns mal kurz nicht gestritten haben, aber im Prinzip war das nur noch ein Warten, bis es aufhört. 

Jedes Jahr so wunderhübsch, die blühenden Kirschbäume


 
***

In der Nacht suche ich mal die allererste Mail zwischen uns beiden raus.
Und es ist, als könne man dieses Kribbeln im Bauch nochmal fühlen.
 
Eine Mondkind, die Pirouetten tanzt, ist immer irgendwie eine andere Mondkind. Eine Mondkind, die sich besser in die Welt einfügt, die schneller leben kann, risikofreudiger ist. Die all die Farben sehen kann.
Es gibt Situationen, die wie kurze Szenen in meinem Kopf verankert sind und dort auch für immer bleiben werden.
 
Ich sitze im großen Arztzimmer auf der Stroke Unit. Wir brauchen seit gestern ein kardiochirurgisches Konsil. Gestern war der Kardiochirurg nicht erreichbar und heute habe ich ihn bisher auch nicht an die Strippe bekommen. Am frühen Nachmittag habe ich mir das Telefon vom Spätdienst mal kurz ausgeliehen, damit er nicht fünf Mal dieselbe Nummer auf seinem Telefon sieht. Allerdings rufen mich, gerade als ich den Kardiochirurgen nochmal anrufen möchte, Angehörige an. Ich telefoniere gerade noch mit denen, als plötzlich der Kardiochirurg ums Eck fegt. Ich hebe die Hand, um ihn zu begrüßen und deute auf mein Telefon, an dem ich gerade noch hänge. Die Angehörigen schmeiße ich aus der Leitung und verspreche, sie zeitnah zurück zu rufen. (Habe ich auch gemacht…).
„Wir haben was zu tun“, hat die Kollegin vom Spätdienst gesagt, die vom Kardiochirurgen wusste und hat die Kollegen aus dem Büro geschoben. „Hier, nimm Dein Telefon wieder mit“, habe ich noch schnell zu ihr gesagt und es quer über den Tisch gereicht.
Der Kardiochirurg wollte dann erstmal die frischen Schlaganfälle des kardiochirurgischen Patienten sehen. „Darf ich mich setzen“, hat er gefragt und sich ohne auf die Antwort zu warten, schon einen Stuhl ran gezogen. Und dann hat er mir von einem Studium erzählt und wir saßen da eine halbe Stunde.
 
Wir waren Pizza essen. Sind danach eine Runde spazieren gegangen. Und sind jetzt in seiner Wohnung angekommen. Wir stehen am Dachfenster und schauen über die Stadt. Zu Beginn steht jeder noch an seiner Ecke vom Fenster und dann rutschen wir immer weiter zusammen. Irgendwann spüre ich seine Hand unter meinem T – shirt. Ich merke, wie mein Körper ganz heiß wird, wie ich immer näher an ihn dran möchte, fast in ihm verschwinden möchte. Und irgendwann in dieser Nacht spüre ich das erste Mal seine Lippen auf meinen und wir küssen uns glaube ich zwei Stunden durchgängig.
Diese Nacht fühlt sich an, wie ein Feuerwerk.

***
Ich frag mich, wie das sein würde. Wenn wir es nicht schaffen würden.
Wenn ich zurück in die Neuro gehe.
Und wir irgendwann mal wieder im CT ineinander rennen. Gestresst. Verplant. Wie das eben in der ZNA so ist; man rennt dorthin, wo es am meisten brennt.
Und dann würden wir uns gegenüber stehen. Was könnten wir sagen?
Ich habe am ehemaligen Freund gelernt, dass das okay werden kann. Dass es nicht immer so weh tut. Und trotzdem ist das jetzt gerade im Fall des Kardiochirurgen kaum vorstellbar.


***
Bei der Chefin war ich heute übrigens auch.
Dazu die Tage mehr, ich bin jetzt zu müde, um das alles noch zu reproduzieren.
Aber es war nicht schlimm.

Mondkind


Kommentare

  1. Ich glaube, du solltest nicht alle Macht den Männern geben, sondern selbst entscheiden, ob dir das genügt. Ich finde es absolut verständlich, wenn dir das nicht genügen würde (würde mir -aus deiner Beschreibung folgend- auch nicht). Es kommt mir so vor, ALS WÜRDEST DU DICH FÜR JEMANDEN WARM HALTEN, DER KALT BLEIBT.. Nimm deine Macht in die Hände, denn du kannst NICHT auf ihn zählen, wenns um Entscheidungen geht, v.a. um wichtige.
    Frag Du Dich, ob Dir das genügt? Ob du da realistisch gesehen eine Zukunft siehst? Es hat sich ja kaum was verändert, es kommt mir so vor, als wärt ihr euch gegenseitig Fremde & NUR DU VERSUCHST DEN FREMDEN, DER DEIN FREUND SEIN SOLL, LIEBEN! VON IHM KOMMT DA ECHT ZU WENIG! Du darfst auch Ansprüche haben. Sie können auch erfüllt werden
    Da wurden sie ja mehr - wie mir scheint- zumindest zu Beginn beim ehemaligen Freund erfüllt. Denn da gab es zumindest mal eine gemeinsame Basis, mit dem Kardiochirurgen scheint mir das Eis zu dünn... Von ihm kommt da definitiv zu wenig Effort (mir wär das auch virl zu wenig). Und so schwer es auch ist, aber: Entscheide DU, mach DU den Cut, denn er wirds nie machen, doch du wirst nur weitere schlaflose Nächte haben und nicht richtig bei der Facharztvorbereitung sein können & es ist aber eine Illusion, dass es da eine starke, gemeinsame Basis gäbe, also du kommst gar nicht richtig an ihn ran. Am Schluss läufst du Gefahr, Beides zu verliefen (Beziehung & Facharzt). ENTSCHEIDE DICH FÜR DICH, nimm DICH und deine Wünsche, die du in einer Beziehung hast (die alle völlig normal rüberkommen für mich) ERNST! WAS WÜRDEST DU DIR RATEN, WÄREST DU DEINE PATIENTIN?

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    1. Und eigentlich hat er Dir ja die Frage beantwortet: Er möchte keine Abstriche beruflich machen ergo liegt es nun an Dir deinen Worten Taten zu folgen (ja, das ist unreif von ihm, verstehe dich da schon, aber du kannst auch nicht von einem Fisch verlangen, dass er fliegen kann. Du bist hier die reifere, erwachsenere Person und ihm reicht die Nähe ja so, dir jedoch nicht. WAS TOTAL VERSTÄNDLICH UST, DESWEGEN NIMM DICH ERNST UND LASS DEINEN WORTEN TATEN FOLGEN. ER MÖCHTE KEINE ABSTRICHE MACHEN....

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    2. Hey hey,
      Danke erstmal für Deine ganze Mühe. (Das mit dem Fisch und dem Fliegen finde ich richtig gut ;) )
      Ich weiß auch noch nicht genau, was ich jetzt mache. Ich meine, mir ist schon selbst bewusst, dass hinter dem Zustand wie er jetzt ist, natürlich in erster Linie die Angst steckt, wie ich eine neue Trennung verarbeiten soll, die Angst vor dem Alleinsein, sicher auch irgendwann die Angst, eine Familiengründung eben einfach nicht mehr zu schaffen. Mein Oberarzt rät mir, die Männer in Ruhe zu lassen bis nach dem Facharzt, aber bis dahin bin ich dann auch schon fast 32, wenn das jetzt alles nach Plan geht - was mal noch sehr zweifelhaft ist. Bis man dann Jemanden kennen gelernt hat, mit dem man sich sicher genug fühlt eine Familie zu gründen....
      Und dennoch sind das alles keine guten Argumente, um die Situation so zu lassen, wie sie ist, das weiß ich auch.
      Und andererseits habe ich mal gelesen: Man entscheidet sich irgendwann füreinander. Und dann wächst man an- und miteinander. Und dann fängt eine Liebe an, die mehr als Verliebtheit ist. Also solange die Vorstellungen da nicht vollständig diametral sind, wie das beim ehemaligen Freund am Ende war... (vermutlich - und das habe ich erst nach sechs Monaten Arbeit in der Psychosomatik begriffen - war das auch nichts anderes als Projektion. Natürlich wollte ich trotz dessen, dass der Freund verstorben ist, einen Freund haben dürfen; ich bin ja ein Mensch. Und dennoch schien das bis dahin moralisch unvorstellbar. Ein paar Schmetterlinge im Bauch in Bezug auf den Therapeuten, hätten eigentlich sicher sein sollen, hat mein Unterbewusstsein wahrscheinlich gemeint. Ich bereue das heute nicht unbedingt, ehrlich gesagt, obwohl viele Menschen meinen, ich müsste das. Ich habe viel von ihm gelernt, ohne diese Erfahrung könnte ich vielleicht bis heute keinen Freund haben, wir hatten gute Zeiten - wenige, aber ich glaube, das war das intensivste Leben seit dem Tod des Freundes. Aber ich denke wie gesagt, diese Sehnsucht gekoppelt mit der eigentlich Unmöglichkeit; das war das Hauptding).

      Mondkind

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    3. Hallo guten Morgen,
      Danke auch Dir erstmal für den ausführlichen Kommentar.

      Mh... - ich weiß nicht, ob man das so schwarz - weiß formulieren kann. So "entweder abwarten und Therapie, oder das wird alles nichts." Aber ich sehe schon, was Du meinst.

      Und vor allen Dingen finde ich mich ja jetzt wieder auf einem Pfad wieder, auf den ich nicht wollte. Ganz zu Ende gedacht, war das irgendwie auch nicht. Auf der einen Seite habe ich gesagt "ich stresse mich nicht mit dem Facharzt", auf der anderen Seite habe ich gesagt "keine Kinder vor dem Facharzt." Aber ich sehe es schon kommen - ich werde dann mit 32 Jahren - wenn alles glatt geht - den Facharzt haben, aber Familie und Kinder sind immer noch nicht in Sicht.
      Zumal ich jetzt irgendwie auch sehe, dass meine Schwester mich überholt. Nicht nur, was Doktorarbeit, Funktionsoberarztstelle und vielleicht sogar den Facharzt angeht, sondern auch, was Partnerschaft angeht. Die planen schon ganz fleißig. Und ich gönne es ihr wirklich, das ist nicht das Problem - aber ich frage mich einfach, was ich falsch gemacht habe. Ich war so viel eher zu Hause raus, mein Vater meinte immer "Mondkind, Du musst Dich um Deine Schwester kümmern, sonst geht das nicht gut aus" (was ich einfach nicht gut konnte, ich konnte mich kaum um mich selbst kümmern), ich war so viel eher in Therapien, ich hatte einen Freund, einen Plan und mh... - wahrscheinlich ist so einfach das Leben.

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    4. Manchmal denke ich mir auch: Das war zu einfach. Erst nach dieser ersten Beziehung (die zugegebenermaßen rein platonisch war, aber vielleicht hätten wir den Schritt gemacht), habe ich begriffen, wie kompliziert eigentlich die Jungs sind. Und, dass Beziehung seitdem eigentlich nur eine Art Kampf war... oder, ich habe es eben so wahrgenommen, weil ich noch mehr Angst als früher habe, Menschen zu verlieren. Das ist ja eigentlich auch komisch. Da fällt einfach so ein Mensch in Dein Leben, der zentraler Mittelpunkt wird und irgendwann beschließt er einfach so: Da habe ich jetzt keinen Bock mehr drauf, sorry Mondkind. Und dann hört man einfach so nichts mehr voneinander.

      Und was Kinder betrifft... - mh, ich frage mich halt, ob ich das meinen Kindern zumuten möchte, so "alte Eltern" zu haben. Meine eigenen Eltern waren jung (gut, scheinbar hatten sie auch einiges nicht so auf der Kette, es könnte natürlich ein Vorteil sein, dass man etwas reflektierter ist, wenn man älter ist), aber das fand ich schon gut. Aber na klar, Du hast schon Recht, wenn du sagst, dass die Lebensentwürfe sich nach hinten schieben. Viel eher wäre ein Kind auch mit Partnerschaft nicht möglich gewesen, das war auch oft Streitpunkt mit dem ehemaligen Freund. Er hätte das alles nicht so schlimm gefunden (aber sicher auch die Nächte nicht mit dem Kind verbracht und wie soll man so am Limit noch für den Facharzt lernen?).
      Insgesamt ist es alles nicht so einfach, aber natürlich schwingt da auch schon die Angst mit, dass es am Ende gar nichts mehr wird und ich kinderlos bleibe, was ich nie sein wollte. Aber selbst mit dem Kardiochirurgen jetzt ist ja die Frage, wie das werden soll. Wie will er Zeit für ein Kind haben mit seinem Arbeitspensum? Er meinte zwar mal, dass wir nicht mehr zusammen wären, wenn er das nicht auch wollte, aber irgendeinen Plan wie das gehen soll, hat er wahrscheinlich nicht. Und ich denke, dass ich da auch sehr viel alleine mit dem Kind sein würde. Der ehemalige Freund hatte dazu auch eine Meinung, er sagte immer, wenn ich Angst hätte alleine ein Kind groß zu ziehen, sollte ich doch keins bekommen. Aber darum ging es ja nie. Es geht darum, dass ich mir für mich und mein Kind ein Familienleben wünsche. Das ist übrigens auch so eine Sache: Ich möchte für mein Kind auch nicht, dass wir Eltern (wer immer dann der Papa sein wird) uns trennen. Ich fand das als Kind so furchtbar, was unsere Eltern da abgezogen haben. Meine Schwester und ich waren ein Überbleibsel von einer Zeit, die nicht mehr sein sollte. Und das habe zumindest ich deutlich gemerkt.
      Ich glaube, ich bin da schon sehr idealistisch unterwegs.

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    5. Wie es mit dem Kardiochirurgen und mir weiter geht, weiß ich nicht. Wir haben demnächst eine Woche Urlaub. Ich denke, das wird über einiges entscheiden. Aber das habe ich schon öfter gesagt...

      Mondkind

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