Über die letzte Woche

Es wird Frühling.
Schon seit einigen Tagen laufe ich im Hellen zu Arbeit und höre die Vögel zwitschern.
Und irgendwie hilft das dem Gemüt ein bisschen auf die Sprünge.
Denn Ruhe ist hier noch nicht rein gekommen.
 
Letzte Woche war das Neuro – Repetitorium. Ehrlich gesagt lief es besser, als ich das erwartet hatte. Klar habe ich noch Lücken – und davon nicht zu wenige – aber es gab jetzt eigentlich keine Themen, von denen ich mir dachte, dass ich das noch nie gehört habe. Es ist eben nur die Frage, wie ich das alles in meine Birne kriege. Aber immerhin hat es zu Examenszeiten schon ein Mal geklappt. Und ich muss mich wirklich besser strukturieren. Gar nicht mal unbedingt zeitlich, aber organisatorisch. Ich weiß teilweise nicht mehr, wo meine Zusammenfassungen sind, weil ich in einem Word – Dokument einfach unter einem anderen Thema weitergeschrieben habe, ohne das umzubenennen und mir gedacht habe „machst Du mal, wenn Zeit ist.“ Es ist eben keine Zeit. 

 

Repetitorium. Online, von zu Hause mit viel Kaffee. Gibt Schlimmeres...


Mit dem Kardiochirurgen und mir ist es etwas ruhiger geworden. Wahrscheinlich sind wir beide nochmal ein wenig in uns gegangen. Ich habe mit einem Kumpel aus der Studienstadt telefoniert, der mir zu verstehen gegeben hat, dass ständig den Unmut zu äußern, eben auch nicht weiter bringt. „Du hast zehn Jahre mehr oder weniger regelmäßig Therapieerfahrung hinter Dir, Du kannst Dich reflektieren, Du denkst schnell, Du bist schon drei Fragen weiter, während die Erste nicht mal besprochen wurde. Und Du kannst auch non – verbales Verhalten gut interpretieren und in die Beziehung übersetzen. Und das fehlt ihm alles. Er sagt ja selbst, dass er in diesen Dingen nicht gut ist. Er weiß doch gar nicht mehr, was er machen soll, weil gefühlt alles immer falsch ist. Mondkind – lass ihm bitte etwas Zeit und geh mal davon aus, dass er näher an Dir dran ist, als Du denkst.“ Dieses Gespräch hat irgendwie sehr gut getan, seitdem kann ich mich etwas besser zurück lehnen. Mit dem Kardiochirurgen habe ich das auch besprochen und ich glaube, er bemüht sich seitdem tatsächlich ein bisschen mehr. Und vielleicht tut uns die Kombination daraus ganz gut.
Trotzdem gibt es natürlich weiterhin Dinge, die mich stören. Und davon nicht zu Wenige. So habe ich zum Beispiel gestern Abend spontan gehört, dass ich nicht zu Besuch kommen kann, weil er mit Freunden verabredet ist, obwohl wir beide wussten, dass wir zumindest zwei Tage mal zusammen verbringen möchten. Das hätte er eher sagen können, vielleicht hätte ich mich auch gern verabredet. Auch mit dem Florian Künstler – Konzert gab es jetzt Ärger. Ich erzähle ihm seit einem halben Jahr, dass er sich Gedanken machen soll, ob er mitkommen möchte und jetzt – einen Monat vorher – kommt aus: Er hat da einen Fallschirm – Spring – Kurs. Entweder er hätte das von Anfang an wissen können, oder zumindest zum Zeitpunkt der Buchung. Ob ich jetzt noch Jemanden finde, der mitkommt…? Keine Ahnung. Alle bisher Gefragten haben entweder Urlaub, Dienst oder ihnen sagt die Musik nicht zu.

Auf der Arbeit ist auch viel los. Ich bin ja sehr froh, dass ich die Kollegin mit der ich die Gruppe hatte, losgeworden bin. Seitdem ich die alleine habe, habe ich mehr Verantwortung und mehr Arbeit, aber es läuft besser. Aktuell habe ich eine Patientin mit einer lebensbedrohlich erkrankten Tochter – puh… ich hole sie täglich zu mir, wir sprechen kurz, ich versuche ihr zu vermitteln, dass wir als Team für sie da sind, ihr zuhören. Ich versuche alle Dinge umzusetzen, die ich mir selbst in schwierigen Zeiten gewünscht hätte. Einfach da sein, nicht erwarten, dass sie sich meldet. Zuhören, mittragen, nicht aus dem Kontakt gehen (so sehr ein Impuls das vielleicht auch gern tun würde, aber das hat sie oft genug erlebt). „Ich habe da so eine Betroffenheit in der Gruppe bemerkt, ich weiß gar nicht, wie ich mit denen umgehen soll. Ich kann die nicht auch noch auffangen“, sagte sie kürzlich. Ich habe angeboten, die Thematik in großen Teilen erstmal zu mir zu verlagern und obwohl ich – glaube ich – irgendwie vermitteln kann das halten zu können, strengt es mich arg an.
Meine Kollegin jedenfalls bildet mit einer anderen, sehr erfahrenen Teilzeitkollegin ein Tandem und während ich ihre Faulheit versucht habe irgendwie zu kompensieren (was sicher auch nicht richtig war), hat es da jetzt ordentlich gekracht. Die erfahrene Kollegin hat das – zwar nett, aber doch sehr bestimmt – in einer Teamsitzung mal angesprochen und seitdem war die Kollegin mit Ausnahme von drei Tagen diese Woche krank geschrieben - dann mehr als drei Wochen, fast Vier. Zusammen mit dem Osterurlaub waren wir und werden nächste Woche ein bis zwei von fünf Leuten sein. Das heißt, ich bin medizinisch teilweise für 40 Leute und therapeutisch für 20 Leute zuständig. Zudem musste ich mich auch noch ein bisschen wehren. Die verbleibende Ärztin in unserer Sektion hat jetzt nämlich versucht einen Dienst so geschickt umzuschieben, dass ich die meisten Tage abbekomme, an denen wirklich nur Einer da ist. Das konnte ich aber dadurch abwenden, dass ich einen Dienst der nun kranken Kollegin übernommen habe, aber da wird es sicher noch Diskussionen geben.
Das bedeutet aber auch ein hartes Programm für die nächste Woche. Urlaub soll man sich halt verdienen, der danach ansteht. Das sind drei 24 – h – Dienste in sieben Tagen, Freitag parallel noch Fortbildung (ich mag den Teil der Fortbildung aber eh nicht sonderlich, ist nicht schlimm, wenn ich da mehr ab- als anwesend bin) und dann Samstag nach dem 24 – h – Dienst nochmal 6 h Fortbildung nach einer Stunde Pause, in der es aber irgendwie auch keinen Sinn mach heim zu fahren. Also zum krönenden Abschluss nochmal 31 Stunden in der Klinik…
Und dann gilt es irgendwie noch Neuro zu lernen, wenn man abends nach Hause kommt. Man kann sich vorstellen, wie gut das aktuell klappt und auch, wie viel Stress das auslöst.

Diese Woche habe ich auch noch mit dem neuen, alten Versicherungsmakler gesprochen. Der ist von einer Agentur, die nur Mediziner betreuen und ich habe mich da schon gut aufgehoben gefühlt, bis die Versicherungsvertreterin, die mir eigentlich nur eine Kfz – Versicherung geben sollte, das alles über den Haufen geschmissen hat. Turns out: Das Versicherungskonzept ist komplett für die Tonne – eine Berufshaftpflichtversicherung, bei der im Kleingedruckten steht, dass sie für Pflegepersonal und Rettungsdienstpersonal ist, bringt mich nun mal gar nicht weiter. Da ist viel zu tun.

Letztes Wochenende war ich auch nach dem Repetitorium noch bei meinem Intensiv – Oberarzt, um nochmal über den Facharzt zu sprechen. Wir haben uns ein Konzept überlegt, wie ich den Chefarzt davon überzeugen kann, dass er mir mit Ablauf der Pflichtzeit auch ein Zeugnis ausstellt, in dem er mich für facharzttauglich hält. Kürzlich haben sich nämlich zwei Kollegen gemeldet, die das trotz Ablauf der Zeit nicht bekommen haben. Nachdem eben zwei Kollegen durchgefallen sind durch die Prüfung, ist er da vorsichtig geworden, aber ich müsste mir schon sehr gut überlegen was ich mache, wenn er mir das nicht ausstellt. Dann kommt es darauf an, was er von mir will. Und dann muss ich auch ganz schnell werden, hinsichtlich Arbeitsverträgen, da hängt mir die Personalabteilung schon im Nacken, das kann ich gerade noch so bis nach dem Gespräch, das am Dienstag stattfinden wird, hinaus zögern.

Und jetzt ist erstmal Ostern. Und obwohl ich gut abgelenkt bin und Ostersonntag Dienst habe (gut für Psyche und Geldbeutel, also win-win-Situation), sind das natürlich immer Zeiten, in denen ich traurig bin, dass ein Osterfest mit der Familie nicht möglich ist.

Ich hoffe, hier kommt Ruhe rein, in den nächsten Wochen.
Es ist wirklich genug.

Mondkind


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