Vom Versuch eines Sortierens

Start in die zweite Urlaubswoche in diesem Monat.
Natürlich wieder alleine. Und entgegen dem was der Freund und ich mal besprochen hatten (oder von dem ich zumindest geglaubt hatte, dass wir das besprochen haben), arbeitet er bis Ende des Jahres quasi durch.
Ich kann die Tage, die ich dieses Jahr noch arbeiten muss, zählen. Und hoffe, dass ich trotz der Lernerei ein bisschen zur Ruhe kommen kann. Heute war ich erstmal zu gar nicht so viel fähig. Vier Dienste in einer Woche, davon drei 24 – Stunden – Dienste mit durchgerannter Nacht und Null Minuten Schlaf fordern dann vielleicht doch ihren Tribut. Ich sehe zu, dass ich ab morgen wieder weiter machen kann und heute habe ich immerhin den Wintergarten winterfest gemacht und die Pflanzen, die den Winter nicht überleben werden zum Grünabfall gebracht. Nur um den Boden muss ich mich irgendwie noch kümmern; der ist irgendwie ziemlich siffig geworden.

Ich glaube, die letzten Tage und Wochen habe ich mich ein bisschen verloren. Höchst selten mal geschrieben, ein Gegenüber zum Austausch gab es selten. Ich bin schon recht froh, dass ich – nachdem ich meine Fühlerchen ziemlich in alle Richtungen ausgestreckt habe – noch eine Gelegenheit nutzen konnte, was dann auch die Letzte gewesen sein wird, bevor alle in den Weihnachtsurlaub gehen.

***

Donnerstag.
Spätdienst.
Es ist zum Glück relativ ruhig und mein Plan war eigentlich, nicht ganz so spät nach Hause zu gehen, um am Freitag für den dritten 24 – Stunden – Dienst in dieser Woche fit zu sein.
Das Telefon klingelt.
„Was machen Sie gerade.“
„Stationsvisite…“
„Also sind Sie beschäftigt – sonst hätte ich gesagt, dass wir uns kurz treffen können.“
„Ich kann die unterbrechen, es ist kein Problem. Hier ist gerade niemand so hochgradig instabil, dass es einen Unterschied machen würde, ob ich eine halbe Stunde früher oder später komme.“

Wir reden erst über den Facharzt. Der ist überall ein gutes Thema zum Warmwerden. Man muss eigentlich über nichts reden und redet trotzdem über das, was hier gerade am Wichtigsten scheint. „Ich habe heute erfahren, dass auch das Zeugnis, wenn es geschrieben ist, nochmal zu allen Oberärzten muss. Und die Sekretärin meinte heute zu mir, dass das bei einigen Schusseln von Oberärzten mal zwei Wochen dauern kann, bis die das unterschrieben haben. Ich wollte mich eigentlich bis Ende des Jahres anmelden.“
„Wir warten geduldig auf Sie“, meint mein Gegenüber dazu nur. Freitag im Dienst wird mir eine Kollegin, die gerade ihr Psychiatriejahr macht und nebenbei als Notärztin fährt noch berichten, dass sie sechs Monate auf dieses Zeugnis gewartet hat.

„Und sonst…?“, fragt sie. „Ich habe den Eindruck, da ist viel los gerade…“
„Schon…“, entgegne ich und bin mir plötzlich wieder nicht sicher, ob ich darüber reden kann. Ich warte kurz, überwinde mich aber dann doch weiter zu sprechen. „Naja wissen Sie, das ist einfach das dritte Mal seit dem Sommer, dass mir die Situation um die Ohren fliegt und das steht so konträr zu dem, was ich sein möchte. Irgendwann muss da auch mal Ruhe rein kommen und das lief ja auch eine zeitlang ganz gut. Ich glaube, ich hatte schon irgendwann mal den Eindruck und Impuls die Geschichte mit dem verstorbenen Freund hinter mir lassen zu wollen und jetzt steht sie hier ständig ungefragt auf der Matte. Und das fühlt sich für mich gerade auch alles nicht besonders regulierbar an. Ich habe mal irgendwann gesagt, diese Geschichte muss einen Platz in mir finden, an dem sie bleiben kann und an dem ich das anschauen kann, wenn ich das möchte und vielleicht auch mal brauche. Aber gerade bleibt das alles nicht in der Kiste, in die ich versucht habe, es zu legen. Viel eher explodiert die ständig und dann stehe ich da mit irgendwelchen Emotionen, die ich gerade wirklich nicht händeln kann und das löst dann einen immensen Druck aus. Ich mache eine kurze Pause. „Und dann fliegen hier irgendwelche Mails durch die Gegend, die nie geschrieben werden dürften, aber die für ein bisschen Druckentlastung sorgen.“
„Was primär erstmal nicht schlimm ist, aber auch keine Dauerlösung für Sie“, entgegnet mein Gegenüber. „Naja, ich habe Ihnen ja schon mal gesagt, wenn es dran ist, ist es dran…“, fügt sie hinzu.
„Na aber doch nicht jetzt, wo ich für den Facharzt lernen muss.“
„Das Leben ist in den seltensten Fällen planbar.“
„Wenn Sie Psychosomatik machen wollen, müssen Sie doch ohnehin Selbsterfahrung machen. Sie können ja schon mal damit anfangen.“ Auch das hören wir nicht zum ersten Mal. „Ich glaube, Sie brauchen so um die 160 Stunden.“
„Das sind ja drei Jahre, wenn man es grob überschlägt. Mit Urlaub und allem…“
„Naja, es gibt auch etwas wie Doppelstunden…“
Ich seufze.
„Vielleicht müsste ich mich irgendwann mal dazu durchringen…“
„Was ist denn da das Problem?“
„Naja zum Einen ist es ein Zeitproblem…“
„Wenn es dann in Ihnen ruhiger wird, hilft es vielleicht. Aber ich denke auch nicht, dass das alles ist.“
„Ich denke es wäre… - ich trau mich kaum das zu sagen, weil ich weiß, dass es ziemlicher Bullshit ist, aber für mich ist es schon ein Ausdruck von Versagen.“
Sie schaut mich fragend an. „Ich glaube, ich habe mich schon irgendwann dazu entschieden, mal mein normales Leben weiter leben zu wollen. Ich habe mich über zwei Jahre durch dieses Ereignis definiert und definieren lassen. Irgendwann reicht es ja auch mal. Vor zwei Jahren hätte ich diese Therapieidee wahrscheinlich noch dankbar annehmen können, aber jetzt fühlt es sich schon so an, als würde es nicht mehr in das passen, das ich von meinem Leben will. Wie so eine ständige Schnur in die Vergangenheit, die ich hier nicht mehr haben will.“
„Ich glaube, da sind ganz viele Gefühle und ganz viel, das sie wahrnehmen, das Sie sich aber gar nicht zugestehen können und erlauben. Das hier irgendwie gerade keinen Platz haben darf.“
Ich denke eine Weile nach. „Kann schon sein“, entgegne ich. „Ich möchte halt schon irgendwie vermitteln, mein Leben auch mal wieder im Griff zu haben. Und da passt das eben nicht so rein. Das führt aber schon dazu, dass ich viele Dinge überhaupt nicht mehr thematisiere und mir auch nicht mehr erlaube, die wahrzunehmen.“
„Schreiben Sie eigentlich noch?“
„Nicht mehr viel. Dafür habe ich aktuell weder Ruhe noch Zeit.“

Ich bin eine Weile still. „Wenn ich meine eigene Patientin wäre, würde ich mir das alles selbst um die Ohren hauen; ich verstehe das schon…“, sage ich irgendwann.
„Sie sind sehr streng mit sich“, sagt sie irgendwann. „Auf allen Ebenen. Egal, ob das jetzt den Facharzt oder die Ansprüche sind, die sie an sich selbst im Umgang mit ihrem verstorbenen Freund stellen. Und irgendwann bringt sie mich dazu zu realisieren – wir sind zwischendurch mal wieder beim Facharzt gelandet – dass dieser Leistungsgedanke nicht nur darin besteht, dass ich meine, dass es ein kompletter Untergang wäre, die Facharztprüfung nicht zu bestehen und ich das deshalb um jeden Preis versuche zu verhindern. Es meint auch so viele andere Lebensbereiche, von denen ich der Meinung bin, die perfekt abarbeiten zu müssen und sonst nicht wertvoll genug zu sein.
„Wie kommen Sie eigentlich an Ihre ganzen Dienste?“, fragt sie irgendwann. „Naja, der Dienstplan wird zentral von oben geschrieben“, entgegne ich. „Und dann planen die Ihnen vier Dienste in einer Woche rein?“, fragt sie skeptisch. „Naja, einen habe ich noch von einer kranken Kollegin übernommen“, erkläre ich. „Wie läuft denn das, wenn ein Dienst zu verteilen ist? Schreien Sie dann immer direkt hier?“ „Naja, das jetzt nicht – aber ich sage auch nicht aktiv nein, wenn mich jemand fragt und ich es irgendwie einrichten kann“, sage ich.
„Ich glaube, die Arbeit ist für Sie ganz viel Ablenkung und Verdrängung“, postuliert sie. „Ich habe das schon in der Psychosomatik gesehen. Da gehen Sie voll drin auf und Sie machen das gut und je mehr Verantwortung und Aufträge man Ihnen gibt, desto besser funktioniert das. Je voller die Tage werden, desto besser machen Sie Ihren Job und wahrscheinlich ist es das, was Sie in die Neuro zieht. Hier können Sie noch mehr über Ihre Grenzen gehen, als in der Psychosomatik. Das ist gut für die Klinik. Die Frage ist: Was bedeutet das für Sie? Vor was laufen sie weg? Worüber wollen Sie nicht nachdenken?“
Ich denke eine Weile nach. „ich spür das schon irgendwie, denke ich. Aber es ist so schwer, das in Worte zu packen.“ „Versuchen Sie es“, ermuntert sie mich. „Naja irgendwie zumindest in Teilen das, was wir schon hatten“, erkläre ich. „Eigentlich ist es ganz viel Spannungsfeld. Ganz viel Diskrepanz. Manchmal denke ich, dass gerade alles okay wird. Ich arbeite mittlerweile lange genug in diesem Job, um mir einigermaßen sicher zu sein, was ich tue. Ich schlage nicht mehr Tage vor den Diensten die Hände über dem Kopf zusammen und habe Angst – früher war mein Tages- und Wochenrhythmus nur von den nächsten Diensten geprägt. Im Gegenteil, ich bin gern in der ZNA. Ich bin jetzt seit über fünf Jahren an diesem Ort, an dem ich jetzt lebe – nach den Jahren des Herumtingelns zwischen verschiedenen Wohnorten und Städten davor, ist das auch eine nicht zu unterschätzende Tatsache. Ich habe einen Freund und mittlerweile sind wir bald anderthalb Jahre zusammen. Ich werde bald hoffentlich den Facharzt machen und dann ist ein großes Karriereziel erstmal erreicht und ich kann mich etwas entspannen und mich nach über einem Jahrzehnt auf dieser Leistungsschiene allein im Medizinsektor mal wieder anderen Dingen widmen. Zum Beispiel mal wieder ein paar Hobbies ausgraben oder so. Und obwohl ich mir denke, dass ich mich doch darüber eigentlich freuen müsste, ist es eben trotzdem oft schwer. Ich habe immer gehofft, dass es so kommt, wie es jetzt ist. Dass ich irgendwie nochmal glücklich werden kann – mit dem Privatleben, aber auch, dass sich im Job neue Möglichkeiten auftun, so wie es jetzt ist. Die Leute haben immer so getan, als würde mir alles Gute irgendwie in die Hände fallen, aber so war es nicht. Meiner Meinung nach. Ich musste auch schon was dafür tun. Und gleichzeitig ist all das was vorher schwer war, immer noch da. Ich bin manchmal so traurig, so enttäuscht und so wütend, dass die letzten 10 Jahre waren, wie sie waren. Dass ich so viele Kilometer Distanz zwischen meine Familie und mich bringen musste, um überhaupt irgendwie leben zu können und vielleicht ein bisschen heraus zu finden, was ich eigentlich vom Leben will. Dass ich auf einem Berufsweg gelandet bin, den ich nie für mich gewählt hätte und aus dem ich jetzt trotzdem das Beste mache. Natürlich hänge ich jetzt trotzdem in einer Mediziner – Bubble, das lässt sich ja gar nicht vermeiden, in der es nie Zeit gibt für die schönen Dinge des Lebens, für die ich bisher sowieso so wenig Zeit hatte. Dass der Freund sterben musste und ich mich bis heute frage, ob ich das überhaupt verdient habe, nochmal mit irgendwem anders glücklich zu werden. Und noch ein paar andere Dinge mit Sicherheit…“ Ich gönne mir eine Pause und habe keine Ahnung, ob sie weiß, was ich sagen möchte. Das weiß ich ja selbst irgendwie nur so halb. „Ich weiß einfach, dass manche Dinge sich trotz aller Bemühungen ein gutes Leben zu leben, aus den Helfersystemen raus zu kommen, nie werden integrieren lassen. Vielleicht will ich das auch gar nicht. Ich werde nie aufhören mir zu wünschen – natürlich ist das gerade im Dezember immer besonders schlimm – an Weihnachten nach Hause kommen zu können. Ich bin es gewohnt, mich alleine durchzuschlagen, ich habe an vielen Weihnachten auch einfach gearbeitet, das ist schon okay, aber schön ist es nicht. Ich werde auch nie den Tod des Freundes von den Hacken kriegen. Ich werde da immer mit drin hängen, mein Leben lang. Und ich glaube, das Jahr Psychsomatik hat mir auch auf irgendeine schmerzhafte Weise gezeigt, dass wir nichts für andere Menschen lösen können. Wir können nicht die Welt unserer Patienten wieder zusammen setzen. Genauso wenig kann das irgendwer für mich tun. Es gibt Dinge, die werden einfach immer fehlen. Die sind sicher bisweilen auch unwiederbringlich verloren. Und manchmal stehe ich echt davor und weiß gar nicht, was ich damit machen soll. Obwohl sicher jeder solche Teile in seiner eigenen Geschichte findet.“
„Manchmal kann das sehr schmerzhaft werden, wenn einem die Dinge bewusst werden“, sagt sie. „Abnehmen kann Ihnen das Keiner, aber vielleicht brauchen Sie jemanden, der ein bisschen auf Sie und auf die Themen schaut.“
„Vielleicht lassen wir es jetzt einfach mal so stehen und ich denk mal drüber nach“, sage ich nach einer Weile Stille. „Ich kann dazu gerade wirklich nicht mehr sagen. Aber ich glaube, es geht schon ein bisschen besser dadurch, dass wir einfach mal hingeschaut haben.“

Ich weiß, der zweite Advent ist schon lang durch, aber da ich gestern arbeiten war, hatte ich keine Zeit eine dritte Kerze anzuzünden...


Sie erzählt dann noch ein bisschen von ihren Urlaubsplänen und manchmal macht es auch Spaß anderen Menschen und deren Ideen vom Leben zuzuhören. Und ich kann mich wieder ein bisschen entspannen.

Wir haben über eine Stunde dort gesessen, stelle ich am Ende fest. Jetzt komme ich doch viel später als gehofft nach Hause, aber dafür hat es sich gelohnt. Ich erinnere mich wieder daran, dass ich Psychosomatik mich auch gelehrt hat, meinen Umgang mit Helfersystemen und solchen Gesprächen und Personen ein bisschen zu modifizieren. Ich bin dankbar für jeden, der sich ein bisschen Zeit für mich und dem nimmt, das in meinem Kopf los ist. Aber ich möchte keine Abhängigkeiten mehr entwickeln. Ich möchte einfach dankbar sein und mir bewusst machen, dass ich es auch alleine händeln können muss – so hart, wie das auch manchmal ist.

Das Gespräch wird noch ein paar Tage nachklingen. Und so ganz sortiert habe ich es immer noch nicht.
Ich glaube manchmal, ich bin noch nicht dort, wo ich gern wäre.
Nicht halb so stabil. Nicht halb so sicher.
Aber ich bin auch weg davon, mich ständig irgendwo fallen zu lassen und angreifbar zu machen – gerade im näheren Umfeld. Das hat oft zu sehr vielen Verletzungen geführt.
Ich habe kürzlich nochmal über die potentielle Bezugsperson und mich nachgedacht. Es gab Zeiten, da war er wie ein Vater für mich. Den ich mir sicher gewünscht habe und den ich aber nicht hatte. Umso schwerer hat es damals gewogen, dass es nach dem Tod des Freundes so schwierig mit uns geworden ist, dass am Ende auch dort nur die Distanz blieb. Ich war kürzlich kurz bei ihm im Büro, weil ich eine Unterschrift von ihm wegen des Logbuchs brauche. Es hat sich irgendwie komisch angefühlt bei ihm im Büro, in dem ich so oft ich selbst sein durfte, die Maske aufzubehalten. Viel zu lachen, Smalltalk zu halten und fünf Minuten später wieder zu gehen. Aber ich würde mich ihm auch nicht mehr anvertrauen können. Zu groß wäre die Angst vor seiner scharfen Zunge, die zuletzt alles was ich gemacht, gedacht oder gefühlt habe, nur noch verurteilt hat.

Und manchmal denke ich, ich bin weit entfernt von angekommen.
Ich kann es so aussehen lassen. Dann läuft das Leben wie letzte Woche. Natürlich schreie ich bei allen Diensten „hier“, um beschäftigt zu sein. Um irgendwann so erschöpft zu sein, dass die Erschöpfung wie ein Mäntelchen über den Gefühlen wirkt. All die Schwere überdeckt, mich in den Funktioniermodus umschalten lässt, ich mir quasi wie von außen dabei zuschauen kann, wie ich gelassener mit den Dingen werde, was nicht nur meinem Umfeld, sondern auch mir gut tut, aber eigentlich nichts löst.
Und natürlich schreie ich bei den kurzfristig zu verteilenden Diensten insbesondere dann „hier“, wenn der Freund auch Dienst hat. Dann sehen wir uns wenigstens kurz. Auf dem Flur, fünf Minuten bei dem anderen im Dienstzimmer und es läuft irgendwie immer noch am Besten, wenn wir das Krankenhaus zwischen uns haben. Die Arbeit ist das, was uns als Erstes verbunden hat und eigentlich auch als Einziges geblieben ist. Für vorteilhaftes Aussehen sorgen unsere Arbeitsklamotten nun wirklich nicht, aber irgendwie ist es immer noch ein seltsames Stechen im Herzen, wenn ich ihn im Krankenhaus irgendwo um die Ecke fegen sehe. (Okay, ein Mal hat er mich mal von einer Veranstaltung besucht und hatte ein Hemd an – da dachte irgendetwas in mir es stirbt, weil er so gut aussieht und er dachte ernsthaft, ich hätte Fieber, das war schon etwas skurril, dabei hat er mir nur einfach dermaßen das Hirn verdreht…).

Naja – in jedem Fall: Wenn das das Leben sein soll, dann bin ich vielleicht angekommen. Gerade genug Zeit zum Essen und Schlafen – wenn irgendwo ein Termin daher kommt, wird es schon eng. Die einzigen regelmäßigen Termine sind aktuell eigentlich die AGUS – Gruppen und nicht mal das schaffe ich, beim Coaching war ich auch schon ewig nicht mehr; wobei das schon auch höhergradig unangenehm ist, dass die Coaching – Frau die Frau des Oberarztes ist und ich mir weiterhin ziemlich sicher bin, Gesprächsthema beim Abendessen zu sein, wenn ich dort war.
Den Freund sieht man dann mehr auf der Arbeit, als irgendwo anders. Gemeinsame Unternehmungen gibt es an einer Hand abzählbar im Jahr. Und ein gemeinsames freies Wochenende – so wie es in manchen Leben jedes Wochenende ist – gibt es wenn überhaupt, nur im Urlaub. Aber nicht einfach zwischendurch.
Und jeglicher Versuch uns besser zu organisieren, scheitert natürlich. Ich habe ihm seit Donnerstag gesagt, dass ich gern etwas besprechen möchte, aber wir hatten seitdem noch keine ruhige 10 Minuten, in denen beide halbwegs wach und zurechnungsfähig waren. Allein aus Orga – Gründen ist es keine gute Idee, den Freund als sichere Bank zu nehmen, wenn man mal ein Ohr bräuchte.

Und wenn das nicht das Leben sein soll: Manchmal denke ich mir, ich muss vielleicht in ein paar Jahren nochmal alles umkrempeln. Ich bin mir auch noch nicht sicher, ob ich hier am Standort meine Psychosomatik – Weiterbildung machen möchte. Die beste Klinik dafür ist es sicher nicht.
Vielleicht muss ich irgendwann nochmal gehen. Noch ein letztes Mal neu anfangen. Nicht mehr ganz so naiv. Vielleicht wird es ja ein bisschen leichter, wenn man zwar noch im Medizinsektor drin ist, aber eher in einem Randgebiet. Weg von dem, das all den Perfektionismus, dieses höher, schneller, weiter immer nur füttert.

Ich weiß es nicht.
Aber ich denk viel nach.


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