Schnappschüsse der Woche und vor der Reise

Es ist schon dunkel draußen.
Die Wohnung ist zumindest einigermaßen geputzt. Ich muss noch die Wäsche aufhängen gehen, duschen, meinen Koffer packen und die Wohnung schon mal so weit es geht abflugsbereit machen.

Ich hätte so viel zu erzählen und hatte so wenig Zeit in den letzten Tagen. Da wäre der Stationswechsel, der mir mehr zu schaffen macht, als ich mir eingestehen möchte, weil ich mit dem Umzug zwischen den Häusern mein stabiles soziales Umfeld der letzten Monate verliere. Mal wieder. Weil das Parallelen zu so Vielem zieht, das ich verloren habe in den letzten Jahren, wie Frau Therapeutin diese Woche sagte.
Da wäre die – auch fachliche – Überforderung auf der neuen Station zu nennen. Im alten Gebäude habe ich mich nach all den Monaten einigermaßen sicher gefühlt. Da wäre das Patientenklientel, das bei geplanten Aufenthalten die Sache eher als Hotelaufenthalt mit Arztbegleitung versteht und sich dementsprechend verhält. Zu Visitenzeiten auf dem Zimmer – nö wieso? Und wieso nicht das halbe Aufnahmegespräch darüber reden, ob man auf die Privatstation darf? Und dann gibt es da noch das organisatorische Chaos, das dieses Haus seit Jahren wie eine Klette mit sich herum schleppt und die auch der beststrukturierteste Mensch nicht lösen kann.

Es gäbe eine Menge vom Dienst zu erzählen, von gestern auf heute. Mein Transponder fürs Dienstzimmer ging nach dem Häuserwechsel nicht mehr. „Mach Dir keine Sorgen, Du bekommst meinen“, hat mein ehemaliger Notaufnahme – Oberarzt sofort angeboten. Und da er noch etwas länger in der Klinik war und ich bis 19 Uhr schon eine rekordverdächtige Anzahl von Patienten hatte, meinte er am nächsten Morgen zu mir: „Mondkind ich sage [der Kollegin] die soll nach Deinen Patienten schauen; Du gehst heim.“ Natürlich hat das nicht geklappt, aber es berührt mich, dass er noch so sehr an mich denkt. Es wird weniger werden über die nächsten Wochen und Monate, aber es scheint, dass ich dort wirklich meinen Platz hatte. Und ein bisschen rekordverdächtig war der Dienst auch. Zwischen 10 Uhr am Donnerstag und 14 Uhr am Freitag bin ich nur gerannt. Jetzt tut mein Magen weh und ich fühle mich, als würde ich in einer Parallelwelt leben. 

Gesammelte Werke... - mein Ultraschalluntersuchungen der Nacht.

Urlaub. Am Ende habe ich doch fünf Tage bekommen. Das weiß ich erst seit heute, also werde ich trotzdem Mittwochabend schon wieder hier ankommen, aber vielleicht noch etwas zur Ruhe kommen.
Ich habe Angst. Ich habe Angst vor dieser Reise an sich und dass etwas schief geht. Ich war so lange nicht mehr zwischen den Welten unterwegs, es gibt keine Routine mehr. Ich werde nach über zwei Jahren Pause Teile meiner Familie sehen. Und ich habe Angst davor wieder spüren zu müssen, dass es dort zwar vielleicht ein paar höfliche Worte, aber keinen Halt gibt. Ich habe Angst diese Stadt zu spüren, dieses „wir“ von Damals, dass das so sehr weh tut, dass ich es nicht aushalten kann. Ich habe Angst, dass es etwas ändert zwischen dem Freund und mir, eine Distanz und Realität schafft, die irgendwie zu viel ist. Ich hab so viel vor in so wenig Zeit.  Ich weiß nicht, ob das alles gelingt.

In meiner letzten Therapiestunde habe ich ungefähr 50 Minuten durchgeweint. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das bei dieser Frau mal passieren könnte. Aber es ist viel.

Und… - vielleicht gibt es ein Reisetagebuch. Ab morgen. Das Erste seit anderthalb Jahren.

So… - ich muss mich packen… - wie eine Kollegin letztens sagte. 

Mondkind

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