Auf dem Boden der Tatsachen

Ich lande auf dem Boden der Tatsachen.

Schneller als gedacht.
Viel schneller.

Heute morgen beim Hausarzt. Dieser Typ ist seit über anderthalb Jahren mein Hausarzt. Eben seitdem ich das letzte Mal aus der Klinik entlassen wurde und Medikamente brauchte. Die Rezepte hat er immer unterschrieben, gesehen habe ich ihn nie. In meiner Akte gibt es – das habe ich heute gesehen – keinen einzigen Eintrag.
„Wann wurden Sie jetzt genau aus dieser Psycho – Klinik entlassen?“, fragt er mich irgendwann. Ich glaube, ich möchte diesen Menschen nie wieder sehen. Er schreibt mich noch zwei Tage krank. „Wenn Sie noch ein Rezept brauchen, müssen Sie morgen nochmal wieder kommen.“ Ich nicke und weiß schon, dass ich morgen nicht wieder komme. Ein paar Tabletten habe ich noch und ich sollte den Punkt, mir einen Arztausweis zu besorgen, auf meiner To Do – Liste ein wenig nach oben setzen.

Am Abend mache ich mich auf den Weg zu meiner Therapeutin. Und auf dem Weg dahin fahre ich erstmal meinem Chef in die Arme. „Oh Mondkind, Du bist wieder da. Du hast so viel Farbe im Gesicht. Hast Du zugenommen?“ Scheinbar habe ich zugenommen… - also laut Entlasswiegen in der Klinik eigentlich nicht. Und die Farbe im Gesicht könnte auch daher kommen, dass ich gerade einen Berg hoch gefahren bin.
„Seit wann bist Du wieder da?“, fragt er. „Seit gestern“, entgegne ich. Wir einigen uns, dass ich mich jetzt noch kurz akklimatisieren darf und ab Montag wieder auf der Arbeit bin. 

Altes Bild, aber es ist nicht mehr weit...

Meine Therapeutin… - puh, ich hatte schon fast vergessen, wie viel Kaffeekränzchen das bei ihr immer ist. „Also das verstehe ich jetzt nicht“, sagt sie, als ich ihr das Gespräch von Dienstag über die Wut nochmal zusammen fasse.
Eine Stunde später bin ich auf den Weg durch die Dunkelheit nach Hause, ohne dass ich jetzt nennenswert weiter wäre.

Und wer war bisher nicht einkaufen, hat die Post nicht sortiert und auch sonst nichts in der Wohnung geschafft?
In zwei Wochen wird mein Kliniktherapeut mich anrufen. Ich weiß jetzt schon, dass ich viel darüber weinen werde wie es ist und was ich ihm berichten werde. Es geht wieder ums Überleben. Von Tag zu Tag. Und von Dienst zu Dienst.

Mondkind

P.S. Morgen kommt der Psychosomatik – Rückblick… - hoffe ich.

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