Urlaubsstart

Ferien!!!!!
Ich kann es echt nicht glauben – das erste Mal seitdem ich arbeite, habe ich zwei Wochen am Stück Urlaub.

Und Leute, ich kann Euch nicht sagen, wie aufgeregt ich bin.
Gleich fahre ich erstmal zu meinem Freund und morgen früh fahren wir beide dann zu meinem Papa und treffen dort meine Schwester. Und… - ich glaube schon, dass das gut klappen wird, aber den Freund das erste Mal mit zu den Eltern zu schleppen… - ist so eine Sache.
Die Woche danach verbringen meine Schwester und ich zusammen und natürlich wollen wir die nahe gelegenen Wandergebiete unsicher machen, in der Stadt chillen, mal zwischendurch ein paar Dinge erledigen.
Die Woche danach ist für meinen Freund und mich reserviert und wir wollen ein paar Tage zusammen in meine Geburtsstadt fahren. Die erste gemeinsame Reise mit dem Freund.

Und wisst Ihr, was das allerbeste ist?
Jedes verdammte Mal wenn ich Urlaub hatte in den letzten beiden Jahren, habe ich eigentlich nur auf dem Sofa gelegen und Löcher in die Wand gestarrt. Ich war einfach so erschöpft, dass im Urlaub keine Energie mehr übrig war. Ich war froh, dass niemand etwas von mir wollte, hatte aber auch wenig Lust mich mit anderen zu treffen. Ich war in meiner Welt, die anderen in ihrer Welt und zusammen gepasst haben sie nicht.
Es war nirgendwo anders als im Urlaub so sehr deutlich, wie wenig ich mein Leben und mich im Griff hatte und wie sehr da irgendetwas in der Schieflage hängt. Gefühlt hatte ich nach dem Urlaub noch weniger Energie als vor dem Urlaub.

Und manchmal… - manchmal habe ich das Gefühl, ich treffe die alte Mondkind wieder. Die nicht immer so träge war. Die irgendwann vor vielen Jahren mal ziemlich verrückt und übermütig war. Den Kopf voller Ideen und Fantasien hatte, die man – man glaubt es kaum – manchmal schon bremsen musste, damit sie den Tag nicht mit doppelt so vielen Aktivitäten voll stopft, wie er lang ist.
Und auch wenn der Freund von meinen ganzen Plänen eher etwas verhalten begeistert ist, bin ich so froh und dankbar, das wieder erleben zu dürfen. Das Leben zu spüren, es kaum abwarten zu können, bis der nächste Morgen beginnt.

Und auch, wenn nicht alles gut ist – die Jobsituation ist immer noch eine absolute Vollkatastrophe – aber ich sehe das Leuchten dazwischen. Ich sammle die guten Momente auf – von denen es hoffentlich viele geben wird in den nächsten zwei Wochen – und genieße die sehr bewusst. Und nachdem das auch so lange anders war und gute Tage immer noch eher ganz viel Wunder als Selbstverständlichkeit sind, spüre ich auch sehr bewusst die Dankbarkeit. 

Gestern nach dem Spätdienst... - die nächsten zwei Wochen werde ich den Campus nicht mehr sehen.

 

Ich frage mich manchmal, wie das alles passiert ist.
Sicher hat mein Freund mein Leben völlig auf den Kopf gestellt. Es ist nicht immer einfach mit ihm – wir haben immer noch unsere Themen zu lösen, die ganze Beziehung ist in den Augen vieler anderer auch ein großes Problem und am Ende sind da auch immer noch massive Schuldgefühle dem verstorbenen Freund gegenüber – umso schöner sind dann die Momente, in denen ich all diese Sorgen nicht in mir spüre. Diese Einsamkeit, in der ich vorher gelebt habe, in der sich alles nur noch um diesen Verlust gedreht hat, war auch einfach sehr trist. Es gab keine Möglichkeiten den Akku irgendwie aufzuladen.
Ich frage mich manchmal, wie ich da hätte früher raus kommen sollen. Wo jede Aktivität doch zu anstrengend war, so sehr ich es auch versucht habe, mich daran zu erfreuen.
Und manchmal denke ich: Vielleicht waren das einfach glückliche Umstände gepaart mit Zeit. Auch wenn mir viele Menschen unterstellt haben, ich würde es mir ganz bequem einrichten mit meinem Leid – es war nie das Ziel. Mir war immer bewusst, wie viel Lebenszeit ich verliere. Jetzt, wo ich doch noch so jung war. Ich habe versucht jeden Grashalm irgendwie zu fassen, aber der hatte sehr lange nicht gereicht.
Ich glaube schon, dass die Klinik da viel angestoßen hatte. Auch nochmal Motivation generiert hatte, aus dieser Misere mal irgendwann heraus zu kommen. Umso älter ich wurde, umso mehr fand ich dieses ganze Kliniksetting immer sehr bevormundend. Ich wollte nicht immer und immer wieder an den Punkt kommen, an dem die einzige Option war, die tiefste Krise in der Klinik auszubaden. In der andere Leute meinen zu wissen, wie ich mein Leben zu leben habe. Niemand, der das nicht erlebt hat, kann sich anmaßen zu wissen, wie ich ab jetzt mein Leben zu leben habe. Wie ich diesen Verlust integrieren soll. Ich wollte da für mich selbst eine Lösung finden. Die mich fernhält von der Klinik und von vielen ungefragten Ratschlägen. Und dann kam halt noch der Freund dazu. Und er hat da auch viel Motivation erzeugt. Es ist schon wichtig, dass der andere Teil in der Beziehung nicht ständig das Gefühl haben muss, da nur Energie rein stecken zu müssen, denke ich.

So – genug sinniert.
Ich muss ganz dringend los.
Ihr bekommt Updates. Ich bin so verdammt aufgeregt und freue mich so sehr auf die nächsten zwei Wochen!

Mondkind

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