Wie geht's Dir eigentlich?

 Sag, wie geht's dir eigentlich?
Du hast so lange nichts gesagt
Und sag jetzt nicht, „Ist alles gut“, denn ich kenn' dich gut genug
Ich wär so gerne für dich da
Wie geht's dir eigentlich?

(Florian Künstler – Wie geht’s Dir eigentlich?)


Was hat mich dieses Lied schon Tränen gekostet…

Es war ein okay – Wochenende.
Der Dienst von Freitag auf Samstag war spontan mit der potentiellen Bezugsperson zu absolvieren, was mich unter Hochspannung versetzt hat und es ging direkt gut los mit einem intubierten und beatmeten Patienten. Am Ende konnte ich aber alles recht gut händeln und dann ist auch die potentielle Bezugsperson zufrieden und meinte, dass ich einen guten Dienst gemacht habe.

Samstagmorgen.
Der Blick fällt immer mal auf das Handy.
Der Freund ist noch sauer, hat er mir Donnerstag gesagt.
Und seitdem ist Funkstille.
Ich dachte, er wird vielleicht fragen, wann ich heute kommen mag. Aber mutmaßlich ist er immer noch sauer.
Ich beschließe das mal auszusitzen. Und merke, wie schwer es mir fällt, die Finger still zu halten.

Eine Kollegin fragt mich, ob ich noch Lust habe bei ihr zum Kaffee vorbei zu kommen, wenn ich heute Morgen ja nun auf jeden Fall noch hier bin. Ich stimme zu, das lenkt mich sicher ab. Es ist auch wirklich ganz nett mit ihr – abgesehen davon, dass ich halt super müde bin. Aber mal links und rechts an dieser hochproblematischen Beziehung vorbei zu schauen, tut mir gut.

Zu Hause lege ich mich dann hin und schlafe erstmal. Nach zwei schlaflosen Nächten bitter nötig.
Als ich wieder aufwache sehe ich, dass der Freund angerufen hat.
Ich rufe ihn zurück. „Willst Du mich besuchen kommen?“, ist so eine seiner ersten Fragen. Sonst haben wir uns nicht viel zu sagen.

Es ist ein stilles Wochenende. Ich bin komplett fertig und mein Kreislauf ist ziemlich doll im Eimer. Ich schlafe, wann immer ich mich irgendwo aufs Bett legen oder auf einem Stuhl zusammen rollen kann.
Wir reden nicht über das, was da los war. Und deshalb ist es wahrscheinlich ganz gut. Ich habe schon letztens mal dem Freund gesagt, dass ich sehr traurig bin, dass wir nicht mehr über uns reden können. 

Immer noch Bilder vom letzten Urlaub... - ich muss mal neue machen, habe ich nicht geschafft in letzter Zeit...


Es ist, als hätte ein einfaches „Wie geht es Dir eigentlich?“, oder „Was denkst Du gerade?“ die Kapazitäten, diese Beziehung wieder komplett zu sprengen. Und deshalb lassen wir das glaube ich. Es ist komisch, was geworden ist aus einer Beziehung zu einem Menschen, mit dem ich mal gefühlt über alles reden konnte. Und der auch mal viel von sich erzählt hat. Ich erinnere mich an ganze Abende, an denen wir uns gegenüber saßen und über uns und das was uns beschäftigt, geredet haben.
Irgendwo ist das verloren gegangen.

Ich habe keine Ahnung, wie es ihm eigentlich geht. Und er hat ganz offensichtlich keine Ahnung, wie es mir eigentlich geht. Und so insgesamt macht eine partnerschaftliche Beziehung so keinen Sinn.
Aber ich bin schon mal froh, dass das dieses Wochenende halbwegs friedlich zwischen uns lief. Auch, wenn ich immer noch keine Ahnung habe, was ihn da so auf die Palme gebracht hat und das nicht gerade dazu führen wird, dass ich mit ihm darüber rede, wie es mir geht – insbesondere, wenn es mir nicht gut geht, weil ich befürchte, dass er damit einfach nicht umgehen kann und dann muss ich nicht provozieren, dass wir uns wieder streiten. Ich habe die Dinge jahrelang mit mir selbst abgemacht, dann schaffe ich das jetzt auch.

Wir werden wahrscheinlich eine Weile brauchen. Wenn wir es überhaupt noch mal schaffen.

Mondkind



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