37 Monate

Hey mein lieber Freund,
na, wie ist die Lage?
Geht es Dir gut? Genießt Du den Sommer?

Es ist krass, wie das Leben sich ändert.
Wie sehr es anders ist, als vor drei Jahren noch.
Wie sehr ich gewachsen bin. An mir. Am Leben. An den Menschen um mich herum.

Ich frag mich in letzter Zeit oft: Wir würde  unsere Beziehung heute aussehen? Wie hätten wir uns verändert? Und würden wir noch zusammen passen?
Was wäre aus unserem Wunsch geworden, eine Familie zu gründen? Vom Alter her hättest Du locker mein Papa sein können. Das wDu nicht, ich weiß und ich habe sehr aufgepasst, dass Du nie in die Rolle einer „Ersatz – Bezugsperson“ rutscht und wir haben auch viel darüber geredet. Aber hätte es sich wirklich richtig angefühlt, eine Familie zu gründen?

Ich stell mir diese Fragen oft und ich habe Angst, dass wir vielleicht aneinander gescheitert wären.


Ich frag mich, wie gehe mir Dir und unserer Geschichte um?
Ich hab da wen kennen gelernt. Einen Kollegen. Das Ganz steckt noch in den Kinderschuhen, also nicht zu früh freuen - oder den Teufel an die Wand malen, je nachdem. Und ich weiß, dass das schlimm für Dich ist, weil Du immer die Angst hattest, dass das irgendwann passiert und ich Dich alleine lasse. Ich bin mir relativ sicher, dass das nicht passiert wäre, aber jetzt bin ich halt alleine und die meiste Zeit des Tages, die ich wach bin, im Krankenhaus.
Und irgendwie denke ich mir, so hart wie das ist, aber wir müssen beide glücklich werden. Und ich werde einfach nicht glücklich, wenn ich mir irgendwelche Dinge verbiete, weil ich weiß, dass Du sie doof gefunden hättest.

Und ich frag mich, was erzähle ich über Dich und mich? Ich möchte das nicht bewusst verheimlichen, wenn das Gespräch mal drauf fällt, dann erzähle ich das vielleicht schon? Aber ich möchte es nicht mehr so offensiv mit mir herum tragen. Es hat mich definiert und geprägt und es hat dafür gesorgt, dass ich nicht einfach im Einheitsbrei unter gehe. Aber ich kann diese Einstellung halt auch einfach leben ohne jedes Mal zu erwähnen, woher die kommt.

Und trotzdem soll das nicht heißen, dass ich Dich irgendwie wegdrücken möchte. In meinem Herzen bist Du immer da. Aber vielleicht muss man nicht immer alles sagen, was man denkt. Oder sich Räume schaffen, in denen solche Dinge bleiben können und vielleicht ist das nicht immer die breite Öffentlichkeit. Vielleicht sind das einfach kleine Räume im Verborgenen, sicher beschützt damit das, was dort besprochen wird, auch behutsam getragen wird.

Ganz viel Liebe
Mondkind


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