Sonntagsgedanken zur Beziehungssituation

Ich hatte Dienst in der Nacht von gestern auf heute, aber es war gut machbar. Natürlich schläft man in der Nacht aber doch nicht und deshalb musste ich mich heute erstmal hinlegen.

Ich hab ein paar Mal an den ehemaligen Freund gedacht an diesem Wochenende und mich gefragt, ob seine Schwester wohl eine schöne Hochzeit hatte. Das Wetter war ja nicht so super berauschend und ich glaube, die hatten im Garten feiern wollen.

Es hat vier Abende zur Verfügung gegeben – an einem Füften hatte ich eben arbeiten müssen, das ging eben nicht. Vier Abende, an denen der Kardiochirurg und ich mal hätten Zeit miteinander verbringen können. Haben wir das getan? Nein.
Ich habe im Vorfeld gesagt: Diese fünf Tage jetzt werden schon entscheidend. Weil er frei nach Nachtdienstwoche hat und ich mit dem Dienstfrei am Mittwoch - abgesehen von dem einen Nachtdienst - eben auch frei hatte.

Und ich glaube, langsam gilt es einzusehen, dass das mit uns so irgendwie nichts wird.
Er springt – ähnlich wie meine Schwester – ständig irgendwo herum.
Wir sind verabredet und Stunden später höre ich dann mal, dass er noch ins Fitnessstudio musste, sich mit seinem Gleitschirm auf den Berg gesetzt hat, bei seinen Eltern und seiner Familie war – und ganz am Ende von dieser Latte, wenn es dann noch Zeit gibt, dann komme ich.
Meistens irgendwo dazwischen gequetscht.

Und wir haben uns gesehen die letzten Tage. Zwei Mal kurz. Zwischen zwei To Do’s.
Eigentlich war vereinbart, dass er heute Abend noch vorbei kommt nach dem Dienst, wenn ich wieder fit bin, aber das klappt auch nicht, weil er mir vorhin geschrieben hat, dass er jetzt noch zu seiner Familie fährt. 

Zumindest habe ich das Umland mal gesehen in den letzten Tagen


Und das ist eben nicht das, was ich eines Tages unter Beziehung verstehen werde.
Er wird sich ja nicht ändern, wenn wir das eines Tages umdefinieren sollten.
Ich höre ständig ein "ich melde mich", aber das kommt dann - wenn es kommt - so spät, dass auch nichts mehr zu machen ist.

Für mich bedeutet das im Prinzip ständiges Vermissen, ständiges Fehlen, ständiges Warten, was ihm nun wieder einfällt und ich glaube nicht, dass ich das möchte. Auch, wenn ich ihn grundsätzlich sehr mag.
Auch, wenn die Momente, in denen wir beide still waren und den anderen nur gefühlt haben, fast unbezahlbar waren. Auch, wenn jede Umarmung ein paar Herz – Extraschläge bedeutet.

Und manchmal – manchmal sitze ich hier so herum in meiner Wohnung, während ich draußen den Regen höre.
Und frage mich.
Ob ich das nochmal erleben werde. Neben einem Menschen, den ich meinen Freund nennen darf, einzuschlafen und auch wieder aufzuwachen.
Ob das irgendwann nochmal zurückkommen wird; ein bisschen was von der Unbeschwertheit vom letzten Sommer. Manche Blogeinträge aus dieser Zeit damals sind unglaublich; in manchen erkenne ich mich selbst kaum wieder. Zwischendurch war es da, dieses Grundvertrauen, dass es schon gut werden würde. Vielleicht ein letztes Mal; ich glaube dieses Beziehungsende hat den kleinen Rest vom Glauben an das Gute im Leben mitgenommen.
Ich frage mich, ob ich mal irgendwann heirate. Kinder haben werde.
Oder ob mein Leben in 10 Jahren immer noch der Medizin gehört.
Weil ich nichts anderes gefunden habe.
Und ob das Leben dann nicht zu einer einzigen Sinnkrise mutiert. Weil die Lebensträume einer Mondkind eben nie wahr werden.

Mal schauen, wie es weiter geht mit dem Kardiochirurgen. Aber ich habe nicht viel Hoffnung. Mir schwant, dass das kein Ding ausschließlich der Arbeit ist, wenn es eben auch mit fünf freien Tagen hintereinander nicht funktioniert. Aber ich weiß auch, dass ich ihn unter der Woche gar nicht sehen werde und ich weiß nicht mal, ob er nächstes Wochenende arbeitet. Ich arbeite tatsächlich ausnahmsweise mal nicht – erst das übernächste Wochenende wieder. Aber insgesamt sehen wir uns weniger, als meine Schwester und ihr Freund und die führen eine Fernbeziehung über 600 Kilometer Entfernung.

Und ja, natürlich macht es mich traurig.
Denn auch, wenn man sagt, dass man das alles langsam angehen lassen möchte – aber es ist eben doch so, dass mich jedes von mir als zunächst mal einigermaßen passend empfundene männliche Wesen an die Mondkind – Ideen von früher erinnert. Die Hoffnung weckt, dass es vielleicht noch nicht zu spät ist.
Und es jedes Mal schwer einzusehen ist, dass ich eben doch allein zurecht kommen soll.

Ich denke an eine meiner Kolleginnen, mit der ich auch gut zurecht komme.
Zwar ist sie seit ein paar Jahren verheiratet, aber für Familie war es dann zu spät.
Ich würde das gern vermeiden. Aber diese Sache liegt eben nicht nur in meiner Hand.

Mondkind


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