Psychiatrie #5
Manchmal frage ich mich, ob ich
ein Alien bin. So ein grünes Wesen mit großen Augen und langen Antennen. Ob ich
mich nur verirrt habe auf dieser Welt und gar nicht hierher gehöre.
Allmählich merke ich, wie das
Bemühen in Resignation kippt.
„Mittlerweile sind Sie ja schon
eine Weile hier…“, merkte die Oberärztin heute an. Ja, bin ich. In der Zeit
habe ich verzweifelt versucht, die Zeiträume die mir zugestanden wurde zu
nutzen, um zu erklären, was mich auf den Weg gebracht hat, auf dem ich heute
bin.
Verstanden wurde das nicht. „Wenn
ein erneuter Umzug Sie stresst, dann fangen Sie doch einfach hier mit arbeiten
an…“
Ich kann es einfach nicht mehr
hören. „Naja… - im Moment ist der Ort in der Ferne für mich die einzige Option“,
beginne ich zu erklären, ehe ich wieder unterbrochen werde.
Ich weiß nicht mehr, wohin mit
all der Verzweiflung. Wirklich nicht.
Die Pflege nerven ist halt auch
keine Option, wenn man sich das nicht traut. Und was immer weiter in den
Vordergrund rückt, was ich mich aber schon mal gar nicht traue zu sagen, sind
die Suizidgedanken. Es gibt eben einfach langsam keine Optionen mehr. Ambulant
ist die Anbindung nicht eng genug für mich, stationär ist das alles zu
kompliziert, um mich als Eine von Vielen auf der Station wirklich zu verstehen –
die Zeit haben die hier nicht.
Ehrlich gesagt würde ich im
Moment wirklich am liebsten nach Hause gehen und mich irgendwie wieder von
Termin zu Termin bei meiner Therapeutin hangeln. Da müsste ich wenigstens nicht
am laufenden Band bei Null anfangen.
Da die mir zugeteilte Psychologin
ja in den Urlaub geht, habe ich diese Woche einen neuen Psychologen bekommen.
Ein bisschen hatte ich ja gehofft, dass ich da vielleicht noch etwas reißen
kann. Aber er hat sich weder bilden lassen noch sich irgendetwas durchgelesen,
sodass ich in der Stunde wieder damit beginnen durfte, alles zu erzählen. Bis
er halbwegs durchblickt, bin ich wahrscheinlich entlassen.
Ich weiß es nicht… - was kann man
aus diesem Sommer in meinem Zustand noch machen? Hier zu bleiben, wird sicher
sein. Und vielleicht ist es auch ein bisschen das, worum es gerade geht. Aber
weiter bringen wird mich das nicht großartig. Da bin ich mir mittlerweile
leider relativ sicher.
In all meiner Verzweiflung habe
ich dem „alten“ Oberarzt nochmal geschrieben, ob nicht eventuell die
Möglichkeit bestünde mich auf seine Station zu holen, wenn der Platz auf den er
mich eigentlich legen wollte, frei wird. Allerdings ist er jetzt erstmal zwei
Wochen im Urlaub – also wird sich an der Stelle auch wenig tun.
Mondkind
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