Stippvisite im Ort in der Ferne

2:30 Uhr.
Der Wecker reißt mich aus meinem Schlaf, in den ich eben erst gefallen bin.
„Nee, oder?“, denke ich nur, drücke die Snooze – Taste und drehe mich wieder auf die andere Seite. „Mondkind komm“, sagt es im Innen. „Eine halbe Stunde Zeit ist nicht viel – mach, dass Du aufstehst“.

Schon gestern Abend habe ich mir Hose und Bluse bereit gelegt. Die anderen Sachen schmeiße ich in meinen kleinen Koffer. Meine Mutter ist auch wach – von ihr verabschiede ich mich noch und um 3 Uhr nehme ich auf dem Beifahrersitz im Auto vom Freund meiner Mutter Platz.

Auf geht’s. Ich bin gespannt. Und mir fallen fast die Augen zu. Ich weiß nicht, wie es ihm geht. Ein bisschen Unterhaltung tut uns vielleicht beiden gut. Daher versuche ich wach zu bleiben.
Die Gewitterblitze über dem Himmel der Heimatstadt lassen wir schnell hinter uns und um kurz nach vier in der Früh erscheint ein oranger Streifen am Horizont, der den neuen Tag einleitet.

Wir düsen über menschenleere Straßen. Während es draußen langsam hell wird, verändert sich die Landschaft. Und als die Sonne am Himmel steht, immer noch in der Früh, aber für uns schon gefühlt um die Mittagszeit, verlassen wir die Autobahn.
Landstraße. DIE Landstraße. Der Streckenabschnitt, der immer als Vorbereitung auf eine andere Welt dient. „Es ist wirklich wunderschön hier. Ich verstehe Dich langsam“, merkt der Freund meiner Mutter an. Auch sonst ist er eigentlich recht angenehm. Keine Seitenhiebe über die Planung meiner nächsten Monate. Er behandelt mich einfach normal. Hat man ja selten in dieser Familie.

Zwischen den kleinen Dörfern durch die wir fahren, entdecken wir einen Bäcker. Dort machen wir eine Pause. Kaffee und eine Brezel. Draußen sitzen. Hinter der Terrasse des Cafés fließt ein kleiner Bach. Plätscherndes Wasser am Morgen. Fern vom Großstadtleben.

Irgendwo unterwegs halten wir einfach am Rand der Straße an. Machen Fotos. Weil es so schön ist. So schön, dass Fotos das gar nicht einfangen können.
Ein bisschen tauen. Ein bisschen Seelenfrieden. Ein bisschen „alte Zeiten“. Ein bisschen „Irgendwann wird alles gut“. Ich habe es so, so sehr vermisst. All die langen Wochen seit Beginn des Jahres.




Irgendwann verlassen wir die Landstraße. Kommen von hinten in den Ort in der Ferne. Vorbei am Supermarkt, in dem ich immer einkaufen war. Auf die Hauptstraße. Es ist so unwirklich. Tränen, die ich schnell versuche, mir aus den Augen zu wischen.

Wir stellen das Auto ab. Ein bisschen zu früh sind wir. Daher schlage ich vor, dass ich doch ein Mal den Marktplatz vorstellen könne. Ein paar Minuten laufen und wir sind da. Auf dem Weg treffe ich einen Kollegen aus der Inneren, der gerade zur Arbeit losgeht. Wir werfen uns ein „Hallo“ zu. Kaum angekommen und schon ein bekanntes Gesicht. Wie wunderbar.

Auf dem Marktplatz plätschert der Brunnen vor sich hin. Ganz langsam kommt Leben in die Stadt. Die ersten Geschäfte öffnen. Mamas Freund schlägt vor, noch einen Kaffee zu trinken. Und während er den organisiert, sitze ich draußen kurz alleine am Tisch auf dem Marktplatz. Schon wieder Tränen. Ein paar Wenige. 



Es war im Juni letzten Jahres, als ich dem Psychiatrie – Oberarzt, auf dessen Station ich bald soll, eine Mail geschrieben habe. Ihm erklärt habe, dass ganz am Ende alles gut geworden ist. Dass es sich gelohnt hat, so lange zu kämpfen für dieses Leben hier. Ich habe mich später oft gefragt, wie ich auf diese wahnwitzige Idee kam, so eine Mail zu verfassen. Heute spüre ich es wieder. Ich hätte es ja nicht gedacht, aber ich fühle mal wieder etwas Positives. Das gab es ja seit Monaten nicht.
Wenn ich eine Weile weg aus diesem Ort bin, zweifle ich immer irgendwann. Kann das sein, dass ein Ort so viel auslöst? Ist da nicht ein bisschen nachträgliche Idealisierung dabei? Kann es sein, dass ich so glücklich war?
Ja, es kann sein. Warum und wieso auch immer. Vielleicht ist das auch egal.
Es fühlt sich an, als würde ich ein Stück Herz wieder in mir aufnehmen. Den Teil, der damals im letzten Dezember nicht bereit war, zu gehen. Der einfach geblieben ist. Bis heute dort verweilt. Und vielleicht auch einfach dort bleibt, egal wohin ich auch gehe.

Ich werfe nochmal einen Blick in meine Mails. Der Neuro – Oberdoc könnte langsam auf der Arbeit angekommen sein und vielleicht… - kann ich ja vorbei kommen.
Eine neue Mail. Und siehe da: Tatsächlich vom Neuro – Oberdoc. Wenn es für mich zeitlich funktioniert, soll ich doch auf einen kurzen Besuch vorbei kommen.
Ich schreibe ihm zurück, dass es wohl recht früh werden wird und hoffe inständig, dass es nicht in die Oberarzt – Visite fallen wird.

Mamas Freund und ich laufen zu der Wohnung, die wir besichtigen wollen. Die Maklerin kommt auf dem Fahrrad angeradelt.
Mamas Freund ist da offensichtlich etwas mehr firm als ich. Er stellt die wichtigen Fragen. Ich erfahre, dass es eine „Zwangsbelüftung“ gibt. Das finde ich nicht so gut. „Hört man die denn?“, frage ich nach. „Natürlich nicht“, antwortet die Maklerin. „Naja… - bei uns im Wohnheim hört man die“, verteidige ich meine Nachfrage. (Das ist im Bad häufig tatsächlich ziemlich nervig). „Wir sind ja hier auch nicht im Studentenwohnheim, sondern haben einen gehobenen Wohnstandard“, erklärt die Maklerin. Upsi. Ich lerne, dass die „Zwangsbelüftung“ Luxus ist. Vielleicht halte ich einfach für den Rest der Besichtigung meinen Mund.
Die Wohnung ist schon schick, das muss man sagen. Auch gut schallisoliert, sodass man von der Straße nichts hört. Und durch dieses Innovative Ding von Lüftung, muss man auch die Fenster quasi nicht öffnen, was im Sommer die heiße Luft draußen hält. Der Wintergarten ist im Prinzip auch als Balkon nutzbar, weil man die Fenster einfach zur Seite schieben kann. Und als wir auf das Thema Tierhaltung zu sprechen kommen erklärt sie mir, dass sie mir das schlecht verbieten kann, aber eigentlich weder Katzen noch Kleintiere möchte. Ich glaube, an der Stelle der Diskussion verhaken wir uns etwas und wenn sie jemanden findet, der keine Tiere halten möchte, nimmt sie vermutlich lieber den. Aber ich ernte Pluspunkte mit der Erzählung darüber, wie ich mein Herz an den Ort in der Ferne verloren habe und dass ich auch definitiv eine Weile bleiben werde, weil ich mir kein anderes Krankenhaus vorstellen kann, um meinen Facharzt zu machen. „Ich möchte nämlich auf keinen Fall wieder jemanden, der hier nach drei Jahren auszieht“, erklärt die Maklerin mit ernsten Blick. Naja… - geplant ist es nicht. Aber wenn ich mal einen Freund finde und wir zusammen ziehen wollen… - aber das sage ich jetzt nicht.

Nach der Besichtigung fahren wir auf den Berg zur Klinik.
Um mich zu orientieren, setze ich meine Füße erstmal in den Neubau. Da sind ganz viele Tafeln und Hinweisschilder angebracht. Sicher hat das System – aber bis ich das verstanden habe… Ich schaue auf die Uhr. Kurz vor 10. Um 10 Uhr startet normalerweise die Stroke – Visite. Wenn das immer noch so ist, muss ich mich beeilen, den Oberdoc vorher zu erwischen – wenn auf der Visite sein Telefon klingelt und ich in der Leitung bin, ist das sicher ungünstig. Und ehe ich die Schilder alle studiert habe und mich trotzdem verlaufe, beschließe ich ihn sofort anzurufen.
Mit dem Empfang ist es immer noch dasselbe Theater wie damals. Im Gebäude kann man nicht mal telefonieren. Also gehe ich wieder vor die Tür und wähle die Nummer.
„Ich hoffe, es ist jetzt zeitlich nicht zu ungünstig“, erkläre ich. „Aber ich wäre jetzt da…“
„Naja ganz günstig ist es nicht, aber wenn Du gleich wieder los musst, dann ist es in Ordnung“, sagt der Oberdoc.
„Okay und wo finde ich Sie jetzt in diesem riesigen Gebäude?“, frage ich.
Er überlegt kurz. „Mondkind, siehst Du die Treppen hinter dem Haupteingang?“, fragt er. „Ja“, entgegne ich. „Lauf einfach in den dritten Stock und bleib da stehen – ich hole Dich ab…“
Irgendwie wirkt das Gebäude jetzt noch größer und unübersichtlicher, als beim Tag der offenen Tür. Damals gab es nur einen Rundgang, der zudem mit Streckenposten besetzt war. Heute scheint es unzählige Möglichkeiten zu geben, sich zu verlaufen.

Ich warte auf einer grünen Bank. Und dann kommt er. Nicht mehr in rot. Weiße Hose und blauer Kasack. Sechs Monate nicht gesehen. Ganz komisch.
Wir stehen voreinander und ich bin mir unsicher, wie wir uns jetzt begrüßen sollen. Aber das löst er dann. Indem er mich ein Mal kurz in den Arm nimmt.

Während wir zu seinem Büro laufen, erklärt er mir nebenbei, was ich da überall sehe. Schließlich sei ich ja für den Neubau geplant, da könne man ja schon mal anfangen mit der Orientierung. „Das ist jetzt unsere zentrale Notaufnahme“, erklärt er und zeigt mir die Schockräume. „Notaufnahme im dritten  Stock?“, denke ich mir. Oder haben wir jetzt die Etage gewechselt, ohne dass ich das gemerkt habe?
Irgendwann kommen wir auf der Neuro an. „Das hat ja irgendwie schon mehr Uniklinik – Stil“, merke ich an, als ich einen Blick in die weißen Flure werfe, die alle gleich aussehen. Ein bisschen schade ist das schon. Ich mochte den Flair des alten Gebäudes.
Wir drehen eine Runde durch das Schwesternzimmer. Ich stolpere mit meinen Augen über den Fußboden „Das ist doch dasselbe froschgrün von der Stroke im alten Gebäude… - wer hat sich denn das ausgedacht…?“, frage ich. Wo die Farbe doch so verhasst war. „Die haben ihn drüben raus gerissen und hier neu verlegt“, scherzt der Oberdoc.
Wir verlassen das Schwesternzimmer durch einen Seitenausgang und schon stehen wir auf einem anderen Flur. „Ich werde mich hier monatelang verlaufen“, seufze ich. „Das macht nichts – wir verlaufen uns hier auch noch gelegentlich“, erklärt der Oberdoc.

Er lenkt das Gespräch auf die Wohnung, die ich mir angeschaut habe.
„Also eigentlich ist die echt schön“, erkläre ich und berichte über die Vorzüge. „Es gibt nur zwei bis drei Haken, die nicht unwesentlich sind“, ergänze ich. „Die da wären?“ fragt er.
Ich berichte, dass sie zum einen ziemlich teuer ist. Gemessen an der Lage und der Modernität vermutlich nicht zu teuer und ich habe das auch durchgerechnet und kann es mir leisten – dennoch gibt es halt auch kleinere und günstigere Wohnungen. Allerdings sind die günstigen Wohnungen eben auch häufig Dachgeschoss- oder Kellerwohnungen. Ist jetzt halt die Frage, ob das sein muss, wenn man ja ganz gut verdienen wird. Allerdings klingt „gehobener Wohnstandard“ mir schon fast zu gehoben. Ich hatte noch nie einen Kostenpunkt in meinem Leben, der so hoch ist und vermutlich ist es Gewöhnungssache, aber ich fühle mich damit aktuell nicht so wohl. Er meint aber, dass es mit dem Gehalt schon problemlos möglich ist.
Zum Zweiten ist die Wohnung halt ab August und dann müsste ich eben auch recht bald arbeiten gehen, weil ich mir das nicht leisten kann die Miete zu zahlen und dort aber nicht zu wohnen. Er überlegt kurz. „Und was ist mit der Klinik?“, fragt er. „Geht sich das dann zeitlich überhaupt noch aus?“ „Genau das ist das Problem“, erkläre ich. „Nachdem mir da in den letzten beiden Tagen meine Mutter wieder ordentlich in den Ohren lag und es mir heute hier in diesem Moment auch ganz gut geht, denke ich mir auch: Vielleicht brauche ich das überhaupt nicht. Aber das wird schneller kippen, als man so denkt und so grundsätzlich löst dieser Ort auch all die Fragen und emotionalen Belastungen nicht durch Zauberhand. Ich habe echt Angst, dass das vielleicht sogar drei Monate gut geht und ich dann wieder hier hänge und nicht mehr weiß, was ich machen soll…“
„Ich finde die Klinik auch wichtig Mondkind…“, erklärt er. „Ich habe so gedacht, Du wohnst erstmal zwei bis drei Monate in den Katakomben im Keller hier auf dem Gelände und suchst Dir dann eine Wohnung. Dann hättest Du auch die Zeit, die Du brauchst. Und auch wenn Du Dir die Wohnung leisten kannst: Aber da hast Du natürlich mit der Kaution, der Küche, die Du kaufen musst und der Miete echt einen Klotz am Bein, der auch belastet…“
„Ich hätte einfach nie anfangen dürfen nach Wohnungen zu suchen“, erkläre ich. „Ich verfluche mich echt, dass ich nicht die Finger still halten kann“, ergänze ich.
„Ja, jetzt wird das natürlich schwierig“, sagt er. „Gegen die Wohnung kann man echt nichts sagen, die ist perfekt. Aber Du musst überlegen, wie Du das machen kannst…“

Währenddessen sind wir im Büro angekommen. Auch ein anderes als früher. Heller. Größer. Mit Bauschutt vor dem Fenster.
Bei einem Kaffee besprechen wir noch ein paar weitere Dinge. Und eine fachliche Frage habe ich auch noch auf dem Herzen. „Es tut mir echt leid, dass ich damit jetzt um die Ecke komme, aber mich lässt dieses Schlaganfall – Beispiel aus dem Examen nicht los“, erkläre ich. Und frage, wie es nun hier bei einem wake – up – Stroke gemacht wird. Erst CT und dann MRT oder direkt MRT? Ich lerne, dass die Frage gar nicht so eindeutig zu beantworten sei und der Neuro – Oberdoc erklärt, dass das wirklich sehr hohes Niveau sei und ich mich da jetzt nicht so fertig machen soll, weil die Prüfung zum Thema Schlanganfall etwas blöd gelaufen ist. Es ärgert mich eben einfach, weil ich so viel Zeit auf der Stroke verbracht habe und dann trotzdem nicht die geforderten Antworten liefern konnte.

Ein paar Flyer hat der Neuro – Oberdoc noch auf seinem Schreibtisch. „Sag mal Mondkind, willst Du ein bisschen Werbung machen für ein PJ hier?“, fragt er. „Ja klar“, entgegne ich. Und schon habe ich einen Stapel Flyer in der Hand. Die werde ich morgen mal in unserer Bibliothek vorbei bringen.

Und dann trennen sich unsere Wege auch schon wieder. Er muss auf die Visite - ist schon ziemlich viel zu spät. Und ich verspreche, ihn auf dem Laufenden zu halten.
Ich bin dankbar. Dafür, dass er ein paar Minuten Zeit gefunden hat. Für ein bisschen „alte Zeiten“ in der Gegenwart.

Wieder vor dem Klinikgebäude, muss ich noch ein paar Fotos machen. Ich stelle mich genau an die Stelle, auf der ich vor etwas mehr als sechs Monaten in der Dunkelheit stand. Damals, als ich einen letzten Blick über den Campus schweifen ließ. Und den mit einem Foto einfing. Nicht wusste, ob ich das alles schaffen würde. Chirurgie. Examen. Überleben.
Und heute stehe ich hier und weiß: Ja, es hat geklappt. Ja, ich werde wiederkommen. Und ja, ich werde bleiben. Ab Herbst. Und am Überlebenswillen arbeiten wir noch. Hoffentlich. 



Und dann sind wir auch schon wieder auf dem Heimweg. Es hat alles geklappt, wie es sollte. Es ist wunderschön, wieder dort gewesen zu sein. Jetzt, wo ich an meinem Schreibtisch sitze, schon fast ein bisschen unwirklich. Ein bisschen wie ein Traum. Es waren ja auch nur insgesamt knapp drei Stunden, in denen all das passiert ist.

Ich bin unfassbar müde. Und verwirrt. Emotional komplett im Chaos. Irgendwie fühle ich schon wieder die Schwere. So sehr, dass es fast weh tut. Und gleichzeitig bin ich dankbar. Und habe heute mal wieder begriffen, wie sehr es sich lohnt, für eine Zukunft zu kämpfen. Weil es die geben kann. Vielleicht noch nicht heute oder morgen. Aber irgendwann.
Suizidgedanken sind und bleiben wohl ein Resultat von Überforderung. Real ist das nicht. Es gibt immer Hoffnung. Immer Menschen, die an einen glauben. Immer einen Platz, an dem man fehlen würde.

Und irgendwie… - ja, irgendwie ist da auch ein bisschen Angst. Vor meinen eigenen Entscheidungen und Ansichten. Dass ich irgendwie doch die Klinik einstreiche. Weil das gerade nun mal nicht passt.
Ich habe Angst, mich für die Wohnung zu entscheiden. Eben weil ich dadurch mich selbst zurück stellen muss. Es sind noch knapp acht Wochen bis August. Und selbst mit zwölf Wochen Klinik bin ich beim letzten Mal kaum hingekommen. Und ich habe genauso viel Angst, mich gegen die Wohnung zu entscheiden. Weil jetzt alle erwarten, dass ich mich dafür einsetze. Und, weil sie alle sagen, dass man so etwas nicht mehr so schnell findet. Dass das ein großer Glückstreffer war.

Ich habe Angst vor dem Termin in der Ambulanz morgen. Was erzähle ich denn da? Davon, dass ich heute Morgen wirklich glücklich war und den Übermut aus dem letzten Jahr nachvollziehen konnte? Davon, dass Klinik ja auch eigentlich nicht so wichtig ist? Und ich mir damit dann noch mehr Wartezeit bis zur Aufnahme einkaufe, die ich bis gestern nicht glaubte zu haben? Und wie lange wird die Zuversicht jetzt überhaupt halten? Sie verdeckt ein bisschen, dass ich jetzt eine Entscheidung treffen muss. Schnell sogar. Und dass ich dann alle möglichen Dokumente zusammen suchen und an die Maklerin schicken muss. Und, dass es mit der Therapie dann schwierig wird. Die Zuversicht verdeckt das Dilemma gerade ein bisschen, die Müdigkeit, die Lethargie, die spätestens beim Zusammen suchen der Dokumente wieder zu Tage treten wird. „Ich habe mich ja gefragt, ob ich die Tour überhaupt schaffe und ich hoffe, dass es die letzte große Aktion vor der Klinik war“, habe ich dem Neuro – Oberdoc heute gesagt. Und auch, dass es immer zwei Versionen gibt. Die eine Version, die ich mir für mich selbst wünschen würde. Wenn ich mutig genug wäre. Und die andere Version, die einen Weg abbildet, den ich eigentlich nicht gehen möchte, aber der es am Ende fast immer wird.
Und sollte ich die Wohnung nehmen, muss ich eigentlich bis morgen das Studentenwohnheim kündigen… - um nicht noch mehr Kosten zu produzieren.

Vom Psychiatrie – Oberarzt habe ich heute übrigens keine Mail bekommen. Irgendetwas wird da wohl wieder unter gegangen sein, fürchte ich. Es ist mal so die Frage, ob das alles überhaupt irgendwann mal klappt.
Wir sind mal gespannt auf morgen

Mondkind

P.S.  
Den Meeris geht es soweit gut. Sie sind krank und bei Kleintieren kann das ja immer schnell mal kippen und dann lebensbedrohlich werden, aber aktuell ist das nicht der Fall. Hoffen wir, dass das so bleibt. 




P.P.S
Jetzt kann ich ja mal das Bloghintergrundbild gegen eines mit Tageslicht austauschen. Das alte Bild sollte so lange drin bleiben, bis ich wieder da war. Ist jetzt geschehen... 


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