Einstellung

 Es hat lange gedauert, vielleicht brauchte ich auch noch den ein oder anderen Tritt vor den Bug, aber ich glaube, ich habe es ein bisschen verstanden.
Auch, wenn es sicher noch viele „Rückfälle“ geben wird.

Der Kardiochirurg und ich waren – nachdem wir von gestern auf heute Dienst hatten – zum Frühstück verabredet. Wer hat sich heute Morgen noch in den OP geschlichen, meinte er sei schon gegen 12 Uhr fertig und ist bis jetzt nicht aufgetaucht? Irgendein Kollege hatte wohl Rückenschmerzen, aber irgendetwas ist ja immer.
Dafür ist die Wohnung jetzt schon geputzt, die Wäsche ist gewaschen und gleich werde ich mich mal noch an die Neuro setzen. Ich gehe irgendwie nicht davon aus, dass wir heute sinnvoll Zeit miteinander verbringen werden, wenn er seit mittlerweile knapp 31 Stunden im Krankenhaus ist.

Aber das ist ja nur die Spitze des Eisbergs.
Letzte Woche hat er mir erst gesagt, dass er an meinem Geburtstag frei haben wird, um wenige Tage später doch zuzugeben, dass er da einen Dienst hat. Den versucht er zwar weg zu tauschen, aber… ich weiß nicht, was das Problem ist, sich da einfach vorher drum zu kümmern.
Und dann habe ich ihm auch gefühlt hundert Mal gesagt, er soll jetzt endlich mal nachschauen, wann die nächste Paragliding – Woche ist. Freitag haben wir Dienstplan gemacht und im Juni ist ja schon die nächste Woche Urlaub. Genau am Abend nach dem Dienstplan hat er dann raus gehauen, dass die Paragliding – Woche genau in unserem Urlaub ist. Mit auch dazu schon geplanten Dienstplan lässt sich daran auch nicht mehr rütteln. Also habe ich wieder nur die Wahl „Anhängsel“ zu sein und ob wir Zeit miteinander verbringen werden, wird wieder von Wind und Wetter abhängen, oder eben gar keine Zeit mit ihm zu verbringen.

Bild von der letzten Reise. Es hat noch ein paar Bilder ;)


Ich bin nicht mehr so fixiert auf ihn. Glaube ich. Wenn er nicht kommt, dann kommt er eben nicht. Wie lange die Beziehung das überlebt, werden wir sehen.
Heute habe ich dann eben in Ruhe alleine gefrühstückt, die Wohnung sauber gemacht und manche meiner Freunde können mit meiner vorher nicht bekannten Flexibilität doch umgehen, wenn es ihnen möglich ist und so hat sich heute Mittag spontan ein gutes Telefonat mit einem Kumpel ergeben.

Ich glaube, es ist auch Zeit für die Reißleine.
Ich bin so erschöpft, dass ich an jeder Ecke im Stehen schlafen könnte. Der Frust macht mürbe. Und ich glaube, ich muss langsam den Blick heben und sehen, dass Leben so viel mehr als eine nicht laufende Beziehung ist. Die immer wieder gute Momente in sich trägt und sicher kann ich auch noch nicht aufhören von einem guten Ende zu träumen – deshalb bin ich wahrscheinlich noch bei ihm. Aber ich habe auch einen wundervollen Job (noch zumindest), ich habe tolle Kollegen – zumindest die Alten, vielleicht werden die neuen auch toll, ich fahre nächstes Wochenende mit einer Kollegin aufs Florian Künstler – Konzert und langsam kann ich anfangen, mich echt darauf zu freuen, auch wenn der Kardiochirurg nicht mitkommt.

Ich hoffe, die Einstellung kann ein bisschen bleiben. Damit würde ich mir das Leben nämlich massiv vereinfachen. Denn sein wir mal ehrlich: Dass irgendetwas geklappt hat, wie es geplant war, ist eine Ausnahme gewesen in den letzten Monaten. Und eigentlich sollte es die Ausnahme sein, dass etwas nicht klappt.

Mondkind


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